Forschung - 22.08.2023 - 11:00
Prof. Dr. Tobias Kowatsch erforscht an der Universität St.Gallen, Universität Zürich und der ETH Zürich, wie wir präventive Gesundheitsmassnahmen einfach in unseren Alltag integrieren können. Der Kurzfilm «Healthification» der Animationsfilmserie Academic GIFts bringt sein Forschungsprojekt auf den Punkt: Für unsere Gesundheit machen wir zu wenig, weil es oft lästig ist oder wir keine Lust haben. Deshalb sollten Gesundheitsinformationen möglichst spielerisch vermittelt werden. Von Gamification zu «Healthification».
Für den innovativen Storytelling-Ansatz ihres Kurzfilms wurden Professor Kowatsch und die Agentur Zense in Hamburg mit dem Gold Award des «World Media Festivals 2023» geehrt. Seit über 20 Jahren würdigt das Festival Medienexzellenz aus den Bereichen Information, Bildung und Unterhaltung.
Was den Kurzfilm «Healthification» ausmacht? Innovative Gestaltung und überraschendes Storytelling, so die Begründung der Jury der «World Media Festivals 2023». Und in der Tat, der Clip erklärt den Zusammenhang zwischen der Diagnose einer unübertragbaren Krankheit und ihrer spielerischen Behandlung auf einfache, kreative Art und Weise.
Wissenschaftliche Ergebnisse im Kurzformat, kunstvoll verpackt und prägnant erklärt: Das bietet die Serie Academic GIFts. In animierten Kurzfilmen erläutern Nachwuchsforschende der Universität St.Gallen spielerisch ihre Forschung. Mit Illustrationen und Grafikelementen, Text- und Typographiebausteinen entfalten «Academic GIFts» eine soghafte Wirkung. Die Reihe umfasst Themen aus allen Fachbereichen der Universität St.Gallen. Die 24. Episode «Healthification» bildet das Ende der Serie. Zur Playlist mit allen 24 Episoden geht es hier.
Das Thema von «Healthification» ist überaus relevant. 70% aller Todesursachen sind auf nichtübertragbare Krankheiten zurückzuführen. Zu den nichtübertragbaren Krankheiten gehören Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Alzheimer, chronische Rückenschmerzen oder psychische und neurologische Erkrankungen. Die Ursache sind oft ungesunde Lebensgewohnheiten. Problematisch ist, wenn sie chronisch werden. Weltweit nehmen diese Krankheiten zu. Betroffene stellen sie vor massive psychologische und finanzielle Herausforderungen.
Dabei bewirkt die Veränderungen des Lebensstils bei Menschen mit risikobehaftetem Ernährungsverhalten viel. Der Gesundheitszustand verbessert sich aufgrund erhöhter körperlicher Aktivität oder durch weniger Alkoholkonsum. Während verschiedene Studien die Vorteile solcher Gesundheitsmassnahmen untersucht haben, weist die Forschung von Tobias Kowatsch darauf hin, dass Personen aus sozial benachteiligten Verhältnissen in solchen Studien fehlen bzw. stark unterrepräsentiert sind. «Als Folge erreichen die Interventionen schliesslich nicht diejenigen Menschen, die es am dringendsten benötigen», erklärt der Professor. Deshalb schlägt er vor, auf ein «Gesundheits-Netflix» zu setzten.
«Wir haben es alle schon erlebt. Gesunde Gewohnheiten in den Alltag zu integrieren, macht oft keinen Spass. Ganz anders sieht es aus, wenn es um unsere Lieblingsserien auf Netflix und Co. geht. Episode für Episode, oft über mehrere Staffeln hinweg, fiebern wir mit und feuern unsere Helden und Heldinnen an», sagt Kowatsch. Was können wir also von beliebten TV-Serien wie «Stranger Things», «Squid Game» oder «Emily in Paris» für digitale Gesundheitsmassnahmen lernen?
Die digitale Vermittlung von Gesundheitsinformationen sollte genauso unterhaltsam sein wie unsere Lieblingsserie. Dabei helfen Geschichten. «Das ist der effektivste Weg, um Menschen und ihr Umfeld zu motivieren, langfristig etwas für ihre Gesundheit zu tun, und die Informationen bleiben länger im Gedächtnis. Das wollten wir mit unserem Kurzfilm vermitteln», fasst Tobias Kowatsch zusammen. Digitale Coaches und Chatbots sollten interessante Charaktere darstellen, mit denen wir uns identifizieren können. Auch sollten die digitalen Tools Gesundheitsexperten, Familienmitglieder und Freunde der Betroffenen miteinbeziehen. Die Pointe der «Healthification»-Methode, so Kowatsch, sei, die Gesundheitsmassnahmen in die eigene Komfortzone zu holen.
Tobias Kowatsch beschäftigt sich schon länger mit dem Thema und hat unter anderem 2018 den «HSG Impact Award» erhalten für sein Projekt «Mobile Coach».