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Leute - 14.01.2025 - 10:00 

Julia Marty ist HSG-Sportlehrerin mit olympischer Vergangenheit

Die HSG-Unisportlehrerin Julia Marty gewann im Eishockey unter anderem Olympiabronze und spielte mehrere Jahre in den USA. Nun hat sich die 36-Jährige nach der längsten Verletzungspause ihrer Karriere aufs Eis zurückgekämpft.

Eishockey ist ein schneller Sport mit viel Körperkontakt. «Aber während Bodychecks im Fraueneishockey grundsätzlich nicht erlaubt sind, wurde das Spiel auch bei den Frauen in den letzten Jahren härter geführt», sagt Julia Marty. Die 36-jährige Aargauerin spielt derzeit im Frauenteam des SC Bern und ist Sportlehrerin beim Unisport der HSG. Marty hat soeben die längste Verletzungspause ihrer 28-jährigen Eishockeylaufbahn hinter sich: Im Mai 2023 riss sie sich das Kreuzband im linken Knie – aber ironischerweise nicht beim Kontaktsport Eishockey, sondern im Lacrosse. 

«Ich wusste, dass die Genesung lange dauert»

Eineinhalb Jahre Reha mit zwei Operationen brauchte es, bis sie im November 2024 erstmals wieder für den SCB als Verteidigerin auf dem Eis stand. Haderte sie nach der schweren Diagnose? «Nein, denn ich kannte die Fakten. Ich habe mich von Anfang an auf eine lange Genesung eingestellt, weil ich während meiner Arbeit immer wieder Patienten mit ähnlichen Verletzungen behandelte», sagt Marty. Denn neben ihrer Profikarriere studierte sie Neuro- und Bewegungswissenschaften und arbeitete untern anderem an der Zürcher Universitätsklinik Balgrist. 

Im Sommer 2022 wechselte sie als Sportlehrerin an die HSG. Hier coacht sie im Rahmen des Unisports, der wöchentlich rund 300 Trainings in 90 Sportarten anbietet, Studierende und Mitarbeitende. «Ich bin ein Bewegungsmensch und die Arbeit als Unisportlehrerin entspricht mir darum – ich leite selbst Trainings und kann neue Sporttrends beobachten und ausprobieren.» An der HSG gefalle ihr zudem der Kontakt zur vielseitigen Universitätscommunity. 

«Ich bin ein Bewegungsmensch und die Arbeit als Unisportlehrerin entspricht mir darum – ich leite selbst Trainings und kann neue Sporttrends beobachten und ausprobieren.»
Julia Marty

So organisierte sie im Oktober 2024 gemeinsam mit der HR-Abteilung die HSG-Gesundheitstage – drei Tage für Studierende und Mitarbeitende, die das Thema Umgang mit Alltagsstress in den Fokus nahmen. «Dabei habe ich gesehen, welche verschiedenen Kompetenzen an der HSG zusammenkommen: An den Gesundheitstagen arbeiteten nebst HR und Unisport unter anderem Psychologen, Medizinstudierende und -forschende sowie Forschende im Bereich Personalführung mit.»

Aktuell spielt Julia Marty im Frauenteam des SC Bern

Als Unisportlehrerin bleibt Julia Marty am Puls des Sports. Hier ist sie auf dem Kunstrasen vor der HSG-Sporthalle zu sehen

Julia Marty spielte auch ambitioniert Lacrosse, schaffte es ins Nationalteam und nahm an zwei WMs teil

Julia Marty an der Olympiade 2014, wo sie mit dem Schweizer Team Bronze holte

Drei Jahre in den USA gespielt

Die Knieverletzung von 2023 sei für sie nie ein Grund gewesen, ans Aufhören zu denken. «Einerseits macht mir Eishockey noch immer viel Spass. Andererseits hat es im Schweizer Fraueneishockey eine Professionalisierung gegeben, die mich als Spielerin zusätzlich motiviert.» So gründeten in den letzten Jahren beispielsweise die Topclubs HC Davos, HC Fribourg-Gottéron, SC Bern und HC Ambri-Piotta Frauenteams oder professionalisierten deren Bedingungen. 

Marty weiss, was ein gutes Umfeld im Sport wert ist: Sie und ihre Zwillingsschwester Stefanie erhielten im Alter von 20 Jahren Angebote, bei US-Collegeteams als Stipendiaten zu spielen. Julia Marty spielte ab 2008 für rund drei Jahre bei der Northeastern University in Boston. Im US-amerikanischen Collegesport werden auch Frauenteams stark gefördert und die Infrastruktur der Teams ist top. «In dieser Zeit konnte ich mich darum in Boston neben dem Studium der Neurowissenschaften voll auf den Sport fokussieren.» 

Als Frau im Eishockey kannte sie viele Jahre auch anderes. Trotz Profistatus musste sie teils Vereinsmitgliedsbeiträge zahlen oder sie musste sich einen externen Kraftraum suchen und diesen selbst finanzieren.

«Natürlich spielt man als Frau nicht Eishockey, um reich zu werden. Für mich war es immer eine Leidenschaft und ich habe darum gerne viel dafür geleistet.»
Julia Marty

«Ich mache keine grossen Pläne»

Ihre Leistungen sorgten im Schweizer Fraueneishockey schon früh für Aufsehen: Gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Stefanie debütierte Julia im Alter von 15 Jahren in der Nationalmannschaft. 2004 und 2005 holten die Marty-Schwestern den Meistertitel mit dem EV Zug und 2006 folgte die erste Teilnahme an Olympischen Winterspielen. Ergänzend dazu spielte Julia Marty an zehn Weltmeisterschaften. Ihr grösster Erfolg war 2014 der Gewinn der Bronzemedaille an der Olympiade in Sotschi. Im gleichen Jahr errangen sie und Stefanie auch den schwedischen Meistertitel für den Linköping HC. «Das war sicher das erfolgreichste Jahr meiner Karriere», sagt sie und lacht in Erinnerung daran.

Aber eben: Hungrig ist Julia Marty auf dem Eis nach wie vor. Eishockey fasziniere sie bis heute, sagt sie. «Der Sport ist schnell und komplex, gleichzeitig ist die Schlittschuhtechnik sehr wichtig. Vor allem aber ist es ein ausgesprochener Teamsport, das entspricht mir.» Auch darum gefalle ihr die Arbeit an der HSG: Der Unisport besteht aus sechs Sportlehrer:innen, die alle verschiedene Sportarten als Spezialität haben, gleichzeitig aber ein Team bilden. 

Ihre Rolle in ihrem aktuellen Eishockeyteam des SCB sieht Julia Marty als Mentorin, die Erfahrung an die jüngeren Spielerinnen weitergeben kann. «Derzeit passt meine sportliche Situation für mich, aber ich mache in meinem Alter keine grossen Pläne, nehme Saison für Saison.» Und selbst wenn sie die Schlittschuhe mal an den Nagel hängen muss – in Bewegung wird Julia Marty bleiben. Im heimischen Baden hat sie «so ziemlich jede Sportausrüstung, die es gibt». Darunter beispielsweise vier Velos, ein Snowboard und einen kleinen Kraftraum. «Langweilig wird es mir sicher nicht», sagt sie und lacht.

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