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Campus - 28.05.2025 - 09:24 

HSG-Studierende unterstützen nachhaltige Energieprojekte in Malawi

In vielen Regionen Malawis bedeutet Sonnenuntergang: Dunkelheit – oder gefährliches Licht aus Kerosinlampen. Nur vier Prozent der ländlichen Bevölkerung haben Zugang zu Elektrizität. Eine Gruppe von HSG-Studierenden unterstützte die Sozialfirma SunnyMoney bei der Weiterentwicklung ihres Geschäftsmodelle für den Vertrieb von Solarlampen.
Die Studierenden, die das Unternehmen beraten haben.
Die Studierenden, die das Unternehmen beraten haben.

Malawi, nachts. Die Sonne im ostafrikanischen Land ist untergegangen, aber das Leben geht weiter – bei flackerndem Licht aus Kerosinlampen. Diese sind problematisch: Atemwegserkrankungen, Brandgefahr, hohe Kosten. Doch Strom gibt es in weiten Teilen des Landes nicht, nur vier Prozent der ländlichen Bevölkerung haben Zugang dazu. 

Eine Gruppe von sechs HSG-Studierenden im Masterstudiengang General Management (MGM) hilft nun dabei, das zu ändern. Im Rahmen des HSG-Praxiskurses «Managerial Impact Projects: Sustainability» unterstützen sie während zwei Semestern die Sozialfirma SunnyMoney in Malawi – und damit eine Bewegung hin zu nachhaltiger, bezahlbarer Energieversorgung. Diese ermöglicht der Bevölkerung, bei sauberem und verlässlichem Licht zu arbeiten, zu lernen und soziale Kontakte zu pflegen. Geleitet wurde der Praxiskurs von HSG-Titularprofessor Moritz Loock.

Solar statt Kerosin – mit nachhaltigem Geschäftsmodell

SunnyMoney verkauft günstige Solarlampen im ganzen Land. Doch das Geschäftsmodell ist nicht nachhaltig: hohe Importkosten, Währungsprobleme, Zahlungsausfälle. Das Unternehmen ist noch nicht profitabel und wird derzeit hauptsächlich durch die britische NGO SolarAid finanziert. «Um viele Menschen zu erreichen, muss SunnyMoney auf eigenen Beinen stehen», sagt Orfeusz Kolodziejczyk, Masterstudent im Studiengang General Management (MGM). «Wenn wir das schaffen, können wir echten Einfluss nehmen.»

«Wir mussten in diesem Kurs lernen, ganz neu zu denken. Unsere Annahmen aus dem Studium und unserer Berufserfahrung in der Beratung passten oft nicht.»
Oliver Beeker, HSG-Student

Insgesamt über 200 Stunden pro Kopf investierten die sechs Studierenden ins Projekt. Mit Kolodziejczyk gehören auch Oliver Beeker, Maron Karkossa, Patrick Köster, Nick Palkovitsch und Laurenz Rittinghausen dazu, alle ebenfalls MGM-Studierende. Sie leisteten Arbeitszeit, die kleine Sozialunter-nehmen wie SunnyMoney sonst nicht aufbringen könnten. 

Um Malawi, dessen Entwicklungen und Herausforderungen im Energiebereich sowie SunnyMoney selbst besser zu verstehen, führten die HSG-Studierenden 15 Interviews mit Expert:innen – darunter Energieversorgen, Solar- und Mikrofinanzierung-Experten oder mobile Händler, die die Solarlampen auf dem Land an die Bevölkerung verkaufen. «Diese Interviews waren entscheidend – Online-Recherchen ergeben zu diesem Thema nur wenige Daten», so die Studierenden. 

Neben den Experteninterviews waren sie laufend mit Brave Mhonie, CEO von SunnyMoney, im Austausch. Dieser hat an der Executive School der HSG ein Diploma of Advanced Studies (DAS) in Renewable Energy Management absolviert. So entstand der Kontakt zur HSG und der Praxiskurs mit SunnyMoney.

Was SunnyMoney bremst – und was helfen könnte

Bei diesen Recherchen kristallisierten sich zentrale Schwachstellen im Modell heraus:

•    Hohe Importkosten: Die schlechte Infrastruktur macht Transporte teuer.

•    Keine Finanzierungsmöglichkeiten: Obwohl Solarlampen langfristig günstiger sind als Kerosin, erfor-dern sie eine einmalige Anfangsinvestition. Doch genau daran scheitert es häufig – vielen Menschen fehlt das nötige Kapital und Finanzierungsmöglichkeiten sind kaum vorhanden.

•    Währungsprobleme: Die Solarlampen werden auf dem internationalen Markt mit US-Dollar eingekauft – diese sind in Malawi knapp und teuer.

•    Zahlungsausfälle: Viele Menschen kaufen die Lampen mit einem Mikrokredit, doch nicht alle zahlen zurück. Händler:innen, die die Lampen auf dem Land an die Bevölkerung verkaufen, erhalten ihre Provision trotzdem.

Die Folge: Liquiditätsprobleme und fehlendes Vertrauen von Investor:innen.

 

Doch die Studierenden kamen nicht nur mit Kritik, sondern mit Lösungsvorschlägen:

•    Die Kooperative FEBCO SACCO, die auch SunnyMoney unterstützt, bietet Mikrokredite an, um die Finanzierungslücke beim Kauf von Solarlampen zu schliessen. Die Studierenden entwickelten ein Skalierungsmodell, das durch professionalisiertes Kapitalmanagement und neue Risikomanagementstrukturen den Zugang zu nachhaltiger Finanzierung verbessert – denn ohne diese Mittel kommt der Handel zum Stillstand: Händler bleiben auf der Strecke und Käufer im Dunkeln.

•    Ein Planungsmodell soll SunnyMoney dabei unterstützen, den finanziellen Einfluss aller entwickelten Massnahmen quantitativ abzubilden. Die Mitarbeitenden können das Modell mit Geschäftszahlen befüllen und so jederzeit die zentralen Werttreiber für nachhaltiges Wachstum identifizieren. Damit liefert das Team nicht nur einmalige Handlungsempfehlungen, sondern schafft ein schrittweises Skalierungskonzept, das strategische Ausrichtung und finanzielle Planung nachhaltig miteinander verbindet.

•    Für den Erfolg spielen auch die Händler eine zentrale Rolle. Ein überarbeitetes Anreizkonzept sieht vor, dass ihre Kommission erst nach Rückzahlung durch die Endkund:innen ausgezahlt wird. Das fördert langfristige Kundenbeziehungen, senkt das Ausfallrisiko für FEBCO SACCO und stärkt die finanzielle Resilienz von SunnyMoney.

«Unsere Strategie und das Modell sollten SunnyMoney dabei helfen, sich über mehrere Jahre profitabel und selbsttragend zu entwickeln. Ist das Unternehmen gesünder, kann es auch sein Geschäft skalieren, das heisst mehr Solarlampen der Bevölkerung zugänglich machen», sagt HSG-Student Oliver Beeker.

Ein Projekt, das verändert – auch die Berater selbst

Das Projekt hinterliess auch Spuren bei den Studierenden. «Wir mussten lernen, ganz neu zu denken», sagt Beeker. «Unsere Annahmen aus dem Studium und unserer Berufserfahrung in der Beratung passten oft nicht. Die Realität in Malawi zwingt dich, umzudenken.» Die Zusammenarbeit mit SunnyMoney war für die Studierenden damit mehr als ein Beratungsprojekt. «Es war ein wertvoller Perspektivwechsel», sagt Kolodziejczyk. 

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