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Forschung - 01.04.2025 - 09:28 

HSG-Forschende bekämpfen mit Monstern den Arbeitswahnsinn

Das Buch «Office Monsters» von HSG-Professor Martin Eppler und HSG-Absolvent Andri Hinnen zeigt, wie digitale Ablenkungen und Bürokratie zur Belastung werden. Die Autoren stellen 25 typische Arbeitsfallen als Monster dar – das schafft Distanz zu den Problemen und zeigt so neue Lösungswege auf.
Der Yes Yeti - eines der Monster aus dem Buch.
Der Yes Yeti - eines der Monster aus dem Buch.

Der Yes Yeti und die Time Trolls stehlen uns unsere Effizienz und Zeit, die Meeting Monsters machen die Arbeit in Organisationen zäh und der Craving Kraken verbreitet toxische Fear of Missing Out (FOMO): Mit solchen und vielen weiteren Schauergestalten will das Buch «Office Monsters» verdeutlichen, wo in der modernen Arbeitswelt Zeitfallen, Selbstsabotagen und Bürokratieprobleme liegen. Geschrieben haben es der HSG-Professor Martin Eppler und der HSG-Absolvent Andri Hinnen. Arbeitsstress, Selbstzweifel und Organisationsprobleme werden im Buch zu insgesamt 25 Monstern. Wie man diese besiegt, das wollen Eppler und Hinnen mit ihrem «Survival Guide to Corporate Madness» - so der Untertitel des Buches – aufzeigen. 

«Wir verwenden dabei das Konzept des Reframings. Dabei wird ein Problem neu betrachtet, in diesem Fall eben als Monster. Das schafft Distanz und eröffnet so neue Lösungswege», sagt Eppler, der sich als Forscher auf die Vereinfachung und Visualisierung von komplexen Phänomenen spezialisiert hat. Die Wirksamkeit von Reframing sei wissenschaftlich belegt und werde auch in Therapien angewandt.  

Die Meeting Monsters.
Die Meeting Monsters.

«Das Monster ist natürlich ein besonders dankbarer ‘Frame’, um komplexe Inhalte greifbar und angreifbar zu machen», ergänzt Co-Autor Andri Hinnen. «Die Monster im Buch sind personifiziert, archetypisch, physisch und im Idealfall auch ziemlich witzig – das soll die Angst vor der Auseinandersetzung nehmen.» Hinnen gründete nach seinem HSG-Studium die Agentur Zense, die mit Visualisierungen, Illustrationen und Gamification Unternehmen berät und weiterbildet. Kennengelernt hatten sich die beiden Autoren an der HSG, als Hinnen Kreativitäts-Kurse von Eppler besuchte. 

Martin Eppler (links) und Andri Hinnen im Gespräch im SQUARE der HSG.
«Das Monster ist ein dankbarer ‘Frame’, um komplexe Inhalte greifbar und angreifbar zu machen. Die Monster im Buch sind personifiziert, archetypisch, physisch und im Idealfall auch ziemlich witzig – das soll die Angst vor der Auseinandersetzung nehmen.»
Andri Hinnen, Co-Autor «Office Monsters»

Digitales Zeitalter gebiert mächtige Monster

Laut Eppler gebiert unsere Zeit, in der wir fast permanent digitalen Reizen ausgesetzt sind, viele mächtige Monster. «Die Algorithmen, die hinter den Apps auf unseren Smartphones stecken, sind dafür optimiert, uns zum Konsum zu verleiten. Wir müssen Waffen dagegen entwickeln um unsere Kreativität, Produktivität und mentale Gesundheit zu schützen.» Gleichzeitig nehme mit der laufenden Digitalisierung von Prozessen auch die Ablenkung am Arbeitsplatz zu.

«Office Monsters» ist als Handbuch für den (Arbeits-)Alltag aufgebaut – man kann es auch einfach durchblättern und nach den Monstern suchen, die einem persönlich die grössten Probleme verursachen. Jedes Monster wird kurz beschrieben, wozu eine comicartige Illustration, Beispiele von konkreten Situationen sowie eine Stichwortliste gehören. Dann folgt ein Abschnitt wie man die Monster zähmt, verbannt oder bekämpft, ergänzt mit Literaturhinweisen. Es gibt je ein Überkapitel für interne, externe sowie organisationale Monster. Und es gibt auch die «Mighty Me Monsters», die positive Qualitäten wie Resilienz, Mut oder Zielverfolgung darstellen. 
 

Der Craving Kraken.

Das Positivity Pony

Die Groupthink Goblins

Die Worry Werewolves

Studierende kreieren eigene Monster

«Office Monsters» ist zudem die Basis für einen neuen Kurs im Frühlingssemester 2025 für HSG-Bachelorstudierende. «Das Konzept kann insbesondere jungen Menschen und Berufseinsteigenden als Wegweiser durch ihre Karriere dienen», sagt Eppler. Im Kurs mit dem Titel «Monsters at Work - A Metaphor-based Approach to Workplace and Career Challenges» entwerfen die Studierenden nach einer Einführung in die grundlegende Idee eigene Monster, die ihre persönlichen Erfahrungen repräsentieren.

Bei den Studierenden kommen die Monster gut an, wie ein Kursbesuch zeigt. «Wir sind eine Generation von Digital Natives. Wir wissen, wie Social Media zur Zeitfalle werden oder FOMO auslösen kann», sagt Studentin Isabel Boggio. Sie werde einige der Techniken, um Monster zu bekämpfen, während der Lernphase einsetzen, um produktiver zu arbeiten. «Ich schätze die Interaktivität des Kurses, wir diskutieren viel und können eigene Erfahrungen einbringen», ergänzt Marvin Troschker. Er habe durch den Kurs gelernt, gewisse Optimierungstechniken noch bewusster anzuwenden. «Ich notiere mir seither, wie ich meine Zeit einsetze und versuche auch, gewisse Monster in Verhaltensweisen zu erkennen.» Und Yannick Sonderegger, BWL-Student im 4. Semester, sagt: «Zu Beginn habe ich mich über die Monster gewundert, aber mittlerweile finde ich die Visualisierung eine sehr gute Technik, um Probleme darzustellen.»

Eppler stiess kürzlich im Londoner Flughafen Gatwick auf sein Buch, aufgestellt als «Book of the Month» in der Business-Abteilung. «Die Entdeckung hat mich natürlich gefreut. Und sie zeigt, dass das Buch auch bei erfahrenen Berufsleuten auf Interesse stösst.» 

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