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Forschung - 14.02.2025 - 09:30 

E-Commerce treibt Retouren hoch – doch der «Rücksendewahn» flaut ab

Nach den Feiertagen ist traditionell Hochsaison der Paketretouren und die Päckliflut nimmt zu. Geschenke, die nicht passen, gehen zurück an die Händler. Wie eine Auswertung der Universität St.Gallen zeigt, ist der Anteil der Retouren trotz zunehmenden Online-Bestellungen seit 2022 gesunken. Der «Geschenke-Kater» nach Weihnachten fällt 2023 und 2024 schwächer aus als in den Jahren zuvor.

HSG-Forschende haben die Rücksendungen in der Schweiz anhand elektronischer Zahlungsdaten untersucht – mit Blick auf Zeitpunkt, Produktkategorie und Transaktionskanal. Das Team unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Fengler (Fachbereich Mathematik und Statistik) und Prof. Dr. Winfried Koeniger (Swiss Institute for Empirical Economic Research, SEW-HSG) hat die Höhe der Rückerstattungen in der Schweiz mittels der Zahlungsdaten der Worldline Schweiz AG analysiert, einem führenden Unternehmen im Bereich der Zahlungsverkehrstechnologie. Diese Daten werden auch für die Initiative «Monitoring Consumption Switzerland» der Universität St.Gallen genutzt, die sich auf Kartentransaktionen konzentriert.

«Die Anzahl der Rückerstattungen nach dem Weihnachtsgeschäft ist in den letzten Jahren gesunken. Und dies, obwohl mehr Transaktionen im Onlinehandel getätigt worden sind, der mit mehr Retouren einhergeht.»
Prof. Dr. Winfried Koeniger

Der Fokus der Analyse liegt auf Rücksendungen in den Kategorien «Kaufhäuser», «Bekleidung» und «Elektronik». Sie zeigt drei zentrale Entwicklungen auf:

Rückerstattungen im Zeitverlauf:

  • Rückerstattungen erreichen ihren Höhepunkt in der Regel im Januar.
  • Im Durchschnitt machen Rücksendungen etwa 2% des Verkaufsvolumens aus.
  • Bis 2024 gingen die Rücksendungen kontinuierlich zurück, 2025 stagnieren die Zahlen. (siehe Abbildung 1) 

Unterschiede zwischen Produktkategorien:

  • Kaufhäuser verzeichnen den grössten Anstieg der Rücksendungen im Januar (+0,8 Prozentpunkte gegenüber Dezember).
  • Bei Bekleidung und Elektronik fällt der Anstieg der Rücksendungen moderater aus (+0,1-0,2 Prozentpunkte). (siehe Abbildung 2)

Unterschiede zwischen Online- und Offline-Käufen:

  • Rücksendungen bei Einkäufen am Point of Sale (POS) sind niedrig.
  • Beim Online-Shopping (E-Commerce, ECOM) sind die Rücksendequoten deutlich höher und schwanken je nach Produktkategorie. Besonders im Bekleidungssektor liegt die Rücksendequote bei über 10 %, mit Spitzenwerten von bis zu 16 %.
  • Trotz der höheren Rücksendequoten im E-Commerce bleibt der kombinierte Rückerstattungsanteil für POS- und E-Commerce-Transaktionen insgesamt stabil. (siehe Abbildung 1)

Abbildung 1: Rückerstattungen (% des Umsatzes) für Kaufhäuser, Bekleidung und Elektronik in ECOM und POS (28-Tage-Schnitt)

Abbildung 2: Rückerstattungen (% des Umsatzes) rund um die Feiertage nach Kategorie (ECOM & POS, 28-Tage-Schnitt seit November 2021)

Abbildung 3: Rückerstattungen (% des Umsatzes) nach Kategorie und Zahlungsart seit 2023 (Min.-/Max.-Werte des 28-Tage-Schnitts)

Rücksendungen sinken seit 2022 trotz mehr Online-Shopping 

Die Analyse legt nahe, dass die Zunahme des Online-Shoppings, nämlich der Verlagerung von Transaktionen des Point of Sale (POS) zum E-Commerce, zu höheren Rücksendekosten führen könnte – sowohl für Unternehmen als auch für die Gesellschaft. Einige der Kosten, die mit der Paketzustellung verbunden sind, wie etwa Umweltverschmutzung, werden möglicherweise nicht vollständig von den Unternehmen in die Preisgestaltung einbezogen. Diese Kosten des Online-Shopping müssen im Vergleich zu den Emissionen durch Einkäufe am Point of Sale betrachtet werden.

Trotz mehr Online-Shopping zeigt die Analyse allerdings, dass der Anteil der Retouren seit 2022 gesunken ist.


Hauptbild: Adobe Stock / Leika production

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