Die grossen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit machen nicht an Disziplingrenzen halt – und genau deshalb tut es auch die Forschung an der Universität St.Gallen (HSG) nicht. Über alle Schools hinweg leisten Forschende an der HSG einen aktiven Beitrag zum Nachhaltigkeitsdiskurs – mit praxisorientierten sowie wissenschaftlich anerkannten Publikationen und Projekten. Im Zentrum steht dabei stets die Frage: Wie kann Forschung einen echten Beitrag zur Bewältigung von sozialen und ökologischen Herausforderungen leisten?
2023 und 2024 wurden insgesamt rund 7’500’000 CHF an Fördermitteln des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und der internen Projektförderung der HSG (GFF) für Forschungsprojekte eingeworben, die sich ökologischen und sozialen Herausforderungen widmen. Diese Projekte spiegeln eine breite Themenpalette entlang der UN-Nachhaltigkeitsziele wider – von Biodiversität über soziale Gerechtigkeit bis hin zu nachhaltigem Unternehmertum und Kreislaufwirtschaft. Im Abschnitt «Forschung» des Berichts wird die Entwicklung der Forschungsförderung und weiterer Finanzierungsquellen für Nachhaltigkeitsprojekte dargestellt.
Ein Leuchtturmprojekt für wirkungsvolle und interdisziplinäre Forschung ist das Circular Lab. Die Initiative wurde 2023 von Dr. Fabian Takacs, Anna Burch, Prof. Dr. Karolin Frankenberger (IfB-HSG), Prof. Dr. Simon Mayer und Prof. Dr. Andrei Ciortea (ICS-HSG) ins Leben gerufen – mit dem Ziel, praxisnahe Lösungen für den Übergang in eine zirkuläre Wirtschaft zu entwickeln. Der Fokus liegt hierbei auf der Bodenseeregion. Gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft, lokaler Wirtschaft und Gesellschaft – etwa der Firma FREITAG aus Zürich oder Verdunova aus dem Rheintal – arbeitet das Lab an konkreten Lösungswegen für die Region und trägt damit massgeblich zur Bewältigung von ökologischen Herausforderungen in der Bodenseeregion bei. Gefördert wird das Projekt im Gesamtvolumen von vier Millionen Euro durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen des Interreg-Programms der Europäischen Union sowie Neue Regionalpolitik (NRP) des Schweizer Bundes.
«Im Circular Lab bringen wir Menschen, Technologien und Ideen zusammen, um gemeinsam neue Wege in Richtung Nachhaltigkeit zu gestalten. Unsere Forschung lebt von interdisziplinärer Zusammenarbeit – sowohl zwischen Disziplinen an der HSG als auch mit externen Partnern in der Bodenseeregion. Dadurch können wir ganz konkret zur Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft beitragen.»
Prof. Dr. Simon Mayer, Institut für Informatik (ICS-HSG), Mitinitiator des Circular Lab
Dass diese Herangehensweise Wirkung zeigt, wurde 2025 durch die Verleihung des HSG Impact Award deutlich. Zudem machte das Projekt «Circle of Water» – eine Ausstellung in Kooperation mit dem Textilmuseum St.Gallen – die Forschung des Circular Lab auf neue Weise erlebbar und zugänglich für die breite Öffentlichkeit. Auch in der Lehre an der HSG hinterlässt Circular Lab deutliche Spuren – beispielsweise in Bachelor- und Masterarbeiten sowie in Unterrichtsinhalten in der Weiterbildung. Ausserdem spricht Fabian Takacs in einer Folge des Podcasts HSG Research Insights über erfolgreiche zirkuläre Geschäftsmodelle. Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie Forschungsergebnisse in den gesellschaftlichen Dialog überführt und für eine breitere Zielgruppe verständlich und greifbar gemacht werden können.
Auch jenseits des Circular Lab treiben Forschende der HSG den Wissenstransfer in die Gesellschaft aktiv voran. Sei es durch öffentliche Ausstellungen, Konferenzen, Podcasts, Medienbeiträge oder die Zusammenarbeit mit internationalen Partnerinstitutionen, Forschende kommunizieren ihr Wissen gezielt an ein Publikum ausserhalb des akademischen Raumes. So leistet die HSG einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte über zukunftsrelevante Fragen. Weitere Details zu den Transferaktivitäten finden Sie im Abschnitt «Gesellschaftliche Wirkung».
Weitere Beispiele von interdisziplinärer Forschung zu sozialen und ökologischen Herausforderungen zeigen, wie sie den Grundsatz der HSG ernst nehmen: Die HSG versteht sich als Ort, an dem Wissen für Wirtschaft und Gesellschaft entsteht – und als Institution, die sich verpflichtet hat, zur Lösung globaler Herausforderungen beizutragen.

«Indem wir unternehmerisches Handeln in Kontexten wie den Slums von Indien untersuchen, erweitern wir nicht nur unser Verständnis von Wirtschaft – wir hinterfragen auch, welche Formen von Innovation, Resilienz und Verantwortung in der Praxis wirklich zählen.»
Prof. Dr. Charlotta Sirén, Assoziierte Professorin für Management (IRI-HSG)

«Die zunehmenden Hinweise auf die Auswirkungen der ökologischen Krisen auf unsere psychische Gesundheit fordern uns zu holistischem Denken und Handeln heraus. Planetary health bringt Akteure aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen, aus der Wirtschaft und aus der Politik zusammen, um Lösungen zu finden, die sich durch Co-Benefits für die Umwelt beziehungsweise unser Wohlbefinden auszeichnen.»
Prof. Dr. Susanne Fischer, Assistenzprofessorin für Planetary Health (MED-HSG)

«Nachhaltigkeit ist stärker verankert und wirksamer in Organisationen, die erkennen, dass Führung und Vielfalt/Inklusion keine gegensätzlichen Kräfte sind, sondern gemeinsam fruchtbare Wege zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen eröffnen können. Fügt man noch eine Prise Humor hinzu, kann dies ein überraschendes Rezept für ein resilientes, verantwortungsbewusstes Management sein.»
Prof. Dr. Jamie Gloor, Assistenzprofessorin für Diversity & Leadership Science (SoM-HSG)