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Forschung - 03.07.2023 - 09:00 

HSG trägt zum EU-geförderten Horizon 2020 Projekt E-LAND bei

HSG-Forschende finden im Horizon 2020 Forschungsprojekt E-LAND einen Weg, wie Gemeinschaften ihren Energiebedarf nachhaltig decken können.
St.Gallen Business Model Navigator für die Energieversorgung: HSG-Forschende finden im Horizon 2020 Forschungsprojekt E-LAND einen Weg, wie Gemeinden ihren Energiebedarf nachhaltig decken können.

Immer mehr Akteure schliessen sich zu Gemeinschaften zusammen, die danach streben, erneuerbare Energien in ihre bestehenden Energieversorgungsnetze zu integrieren, Verbraucher einzubeziehen und dezentralisierte Energieversorgungsstrukturen zu entwickeln. Die Suche nach geeigneten und wirtschaftlich tragfähigen Lösungen zur Erfüllung der spezifischen Bedürfnisse einer Gemeinschaft kann eine Herausforderung darstellen, insbesondere wenn die Region isoliert ist oder Probleme mit den bestehenden Netzanschlüssen hat.

Geschäftsmodellinnovationen für Energiegemeinschaften 

Das Ziel des europäisch finanzierten «H2020 E-LAND Projekts» bestand darin, Lösungen für technologische, gesellschaftliche und unternehmerische Herausforderungen zu bieten, mit denen Energiegemeinschaften konfrontiert sind, wenn sie solche Veränderungen vornehmen möchten. Bei der Bewältigung dieser Herausforderungen haben Forschende und Praktiker das E-LAND-Toolkit entwickelt. Es soll Energiegemeinschaften dabei helfen, die Herausforderungen und mögliche Lösungen zur Dekarbonisierung ihrer Energieversorgung zu identifizieren. Technische, unternehmerische und gesellschaftliche Aspekte sind integrative Elemente des Toolkits. Die Universität St.Gallen war gemeinsam mit Smart Innovation Norway für die Entwicklung des Geschäftsmodellinnovations-Tools für Energiegemeinschaften verantwortlich.

Neue Geschäftsmodelle für eine nachhaltige Energieversorgung

Merla Kubli, HSG-Assistenzprofessorin für Managing Climate Solutions, ist seit 2018 am Projekt beteiligt. Initiiert wurde es von Titularprofessor Moritz Loock am Institut für Wirtschaft und Ökologie (IWÖ-HSG). Merla Kubli merkt an, dass das Toolkit eine angepasste Version des St.Gallen Business Model Navigators ist, zugeschnitten auf die Bedürfnisse von Energiegemeinschaften. «Es bietet Energiegemeinschaften einen Ausgangspunkt, eine Möglichkeit, ihre Energiebedürfnisse zu identifizieren, und eine Anleitung, um festzustellen, welche nachhaltigen Optionen am besten für sie geeignet wären», sagt Kubli.

Ein Vorteil des Toolkits ist, dass es den Benutzer:innen ermöglicht, das Geschäftsmodell für die spezifischen Herausforderungen einzelner Energiegemeinschaften zu konfigurieren. Die 25 Geschäftsmodell-Design-Optionen ermöglichen eine Vielfalt an Konfigurationen. Das Tool baut auf 90 erfolgreichen Umsetzungsbeispielen auf, die für verschiedene Unternehmen und Energiegemeinschaften erfolgreich waren, und ermöglicht den Benutzern, Erkenntnisse aus ähnlichen Projekten zu gewinnen.

Das E-LAND Geschäftsmodell-Innovationstool untersucht Design-Optionen, um ein einzigartiges Geschäftsmodell aufzubauen. Das Tool besteht aus fünf Kernbereichen: Nutzversprechen für die Gemeinschaft, Mitglieder der Energiegemeinschaft, Energie-Wertschöpfung, Hauptmechanismen und Netzwerkeffekte.

Energiequellen dekarbonisieren und diversifizieren

Der gesamte Umfang des E-LAND Projekts umfasste viele Partner, darunter andere Universitäten, private Unternehmen und vier Pilotstandorte, die ihre Energiequellen dekarbonisieren und diversifizieren wollten. 

Testfeld für das E-LAND Toolkit

Vier Pilotprojekte, welche mit der Forschungsarbeit verbunden waren, dienen als Testfeld zur weiteren Perfektionierung des E-LAND Toolkits und nehmen Vorschläge von E-LAND auf, um sie in ihren täglichen Ablauf zu integrieren. Eine Erfolgsgeschichte des Projekts stammt von Borg Havn – einer Hafenbehörde in Norwegen, die den Übergang zur Verwendung von elektrischen Hafenausrüstungen und Kränen vollzieht. Kubli bemerkt: «Der Hafen von Borg dekarbonisiert erfolgreich seine Hafenbetriebe, angefangen bei elektrischen Schleppern (grosse Gabelstapler), der Maximierung der Solarerzeugung vor Ort bis hin zur Elektrifizierung der Landstromversorgung für die Frachtschiffe. Ihr Erfolg beginnt sich darauf auszuwirken, wie andere umliegende Häfen verwaltet werden.» 

Weitere Projekte in Spanien, Rumänien und Südindien

Ähnliche Pilotprojekte finden auch in einem Technologiepark in Spanien, auf einem Universitätscampus in Rumänien und in einer Stadtgemeinde in Südindien statt. «Eine wichtige Erkenntnis aus dem E-LAND Projekt ist, dass es keinen Ansatz gibt, der für alle Energiegemeinschaften gleichermassen geeignet ist; jeder der vier Pilotstandorte hat sein eigenes Geschäftsmodell entwickelt, das auf ihre Ambitionen zugeschnitten und an lokale Herausforderungen und Möglichkeiten angepasst ist», reflektiert Merla Kubli.

Offen zugängliche Forschungsergebnisse

Das E-LAND Toolkit wurde von Forschenden der HSG und Smart Innovation Norway, einem gemeinnützigen Forschungs- und Innovationsunternehmen mit Schwerpunkt auf dem grünen Wandel und neuen nachhaltigen Arbeitsplätzen, entwickelt. Neben dem praktischen Ansatz und der Anwendung haben Merla Kubli und ihr Co-Autor Sanket Puranik ihre Ergebnisse in der wissenschaftlichen Zeitschrift «Renewable and Sustainable Energy Reviews» (Impact-Faktor 16.799) veröffentlicht.

Das E-LAND Toolkit ist offen zugänglich via Open Access und auf der Projektwebseite verfügbar. Die Entwickler hoffen, dass es durch die Bereitstellung für die breite Öffentlichkeit zu einer vertrauten Ressource für diejenigen mit Herausforderungen im Bereich der Energiewende wird. Ein PDF-Kartenset steht ebenfalls zur Verfügung.

Eine Übersicht des Horizon 2020 Projekts E-LAND unter: elandh2020.eu und in einem Videobeitrag

Merla Kubli ist Assistenzprofessorin für Managing Climate Solutions und Programmleiterin des Masterzertifikats in Managing Climate Solutions an der Universität St.Gallen (MaCS-HSG).

Bild: Besuch des Hafens von Borg, Norwegen

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