Forschung - 17.11.2023 - 11:00
«Der Klimawandel ist eine grosse Herausforderung für die Menschheit, aber auch eine grosse Chance für die Schweiz, ihre Innovationskraft unter Beweis zu stellen», heisst es in der Ausschreibung der Innosuisse Flagship-Projekte. Ein interdisziplinäres Team hat sich dieser Herausforderung gestellt: OST, SUPSI, ETH, EPFL und HSG sowie 18 Praxispartner bringen ihr Know-how ein, um die Kunststoffindustrie nachhaltig zu verändern. Die gewonnenen Erkenntnisse werden von den 18 Unternehmen direkt in neue Wertschöpfungsketten und Produktionsprozesse umgesetzt.
Das von der HSG geleitete Projekt «Towards a NetZero Plastics Industry» bekämpft die steigenden CO2-Emissionen von Kunststoffen mit Hilfe der Kreislaufwirtschaft in der Schweiz. Es ist auf vier Jahre angelegt und hat ein Gesamtvolumen von 8 Millionen Franken. «Durch den Einsatz digitaler Technologien, innovativer Materialien und neuer Prozesse fördern wir die Zusammenarbeit und treiben den Systemwandel in der Kunststoffindustrie voran», erklärt Projektleiter Dr. Lukas Budde. Er arbeitet mit Moritz Häussler bei Prof. Dr. Thomas Friedli am Institut für Technologiemanagement der HSG. «Das übergeordnete Ziel unseres Projekts ist der Aufbau und die Initiierung eines Innovationsökosystems für die Kunststoffindustrie, um die Kreislaufwirtschaft in der Schweizer Kunststoffindustrie zu fördern.» Aktuell forscht Budde unter anderem zu den Themen «Digitale Plattformen» und «Smart Manufacturing zur Digitalisierung und Reorganisation globaler Wertschöpfungsketten».
Der Wertverlust durch Kunststoffverpackungsabfälle wird auf 80-120 Milliarden US-Dollar geschätzt. Für Moritz Häussler liegt die Beschäftigung mit Plastik und anderen Kunststoffen auf der Hand: «Die Produktion von Kunststoffen trägt mit 3,4% zu den weltweiten CO2-Emissionen bei», sagt der HSG-Wissenschaftler mit Schwerpunkt Produktionsmanagement. «Heute produzieren wir mehr als 390 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle pro Jahr. Um zu verhindern, dass Kunststoffabfälle in die Umwelt, Flüsse und Meere gelangen, braucht es systematische Veränderungen. Diese wollen wir mit unserem Projekt anstossen», so Häussler weiter.
Die Schweiz hat das Potenzial, Netto-Null-Lösungen für diese globale Herausforderung zu entwickeln. Da die Ressourcen knapper werden, ist es umso wichtiger, nachhaltige Quellen und erneuerbare Energien zu nutzen. Auf dem Weg zu einer emissionsfreien Gesellschaft und Wirtschaft werden Materialversorgung, Rohstoffnutzung und Materialrecycling immer wichtiger. Technologien für neue Materialien, Materialeinsparungen, Recycling und Upcycling sind daher für die Zukunft und die Bewältigung der Herausforderungen von entscheidender Bedeutung. Darüber hinaus ist die Erforschung neuer Materialien in den einzelnen Branchen wichtig, um die Innovationsführerschaft zu halten und die Unabhängigkeit von kritischen globalen Lieferketten zu erhöhen.
Nachhaltigkeit ist ein integraler Bestandteil der Vision und Strategie 2025 der HSG, welche die Kreislaufwirtschaft als eine der drei Schlüssellösungen zur Bewältigung der Klimakrise und der Ressourcenverschwendung sieht. Die HSG verfolgt deshalb Ansätze, welche die Kreislaufwirtschaft in Forschung, Lehre und auf dem Campus integrieren. Im Circular Lab und im Innosuisse Flagship-Projekt sowie in der INOS-Plattform «Wirtschaften in Kreisläufen» generiert sie Wissen, das zur Lösung der drängenden Fragen beiträgt.
Weitere Informationen unter: Aktuelle Flagships (innosuisse.ch)
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