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Forschung - 08.08.2024 - 11:30 

Schweizer Spitalplanung: SNF fördert HSG-Projekt mit knapp einer halben Million Franken

Die Schweiz hat die höchsten Gesundheitsausgaben Europas. Mehr als 30% der Ausgaben entfallen auf den Spitalsektor. Ein Projekt des Lehrstuhls Health Economics, Policy and Management an der Universität St.Gallen untersucht die aktuelle Spitalplanung. Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) unterstützt das Projekt mit einem Förderbetrag von CHF 430'000 für die Laufzeit von drei Jahren.
Quelle: MED-HSG

Mit der Krankenhausreform wurde 2012 in der Schweiz auch die Spitalfinanzierung neu geregelt. Das Leistungsangebot der 278 Spitäler in der Schweiz (Stand 2022) wird seither durch eine Planungssystematik strukturiert, die schrittweise eingeführt wurde. Gesundheitsleistungen werden mit Fallpauschalen vergütet. Über die Wirksamkeit dieser Methode, insbesondere in Bezug auf Versorgungsstrukturen, -qualität und -kosten, liegen noch wenige Informationen vor. Das vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) bewilligte Projekt soll hier Klarheit schaffen. Der Titel lautet: «The Swiss hospital capacity planning: An empirical evaluation of its impact on hospital service delivery, quality and costs» (auf Deutsch: «Die Schweizer Spitalplanung: eine empirische Analyse ihres Einflusses auf Leistungserbringung, Qualität und Kosten»). Das Team des Lehrstuhls Health Economics, Policy and Management an der Universität St.Gallen wird von Prof. Dr. Alexander Geissler geleitet. 

Ziel: Erkenntnisse für die Gesundheitspolitik gewinnen

Übergeordnetes Ziel des Forschungsprojekts ist ein detailliertes Verständnis über die Auswirkungen der Spitalplanung auf Leistungserbringung, Qualität und Kosten. Dazu werden sechs ausgewählte Diagnosen bzw. Behandlungen untersucht: Schlaganfall, Knieersatz, Dickdarmchirurgie, Geburt, Resektion der Speiseröhre, Resektion der Bauchspeicheldrüse. Die empirische Analyse verknüpft verschiedene Qualitäts-, Kosten- und Leistungsdatensätze miteinander. Die Ergebnisse sollen wertvolle Erkenntnisse für die Gesundheitspolitik liefern und zur Formulierung effektiver Strategien zur Qualitätsverbesserung und Kostenkontrolle im schweizerischen Gesundheitssystem und darüber hinaus beitragen. Das Projekt beantwortet u.a. die folgenden Fragen:

  • Hat die neue Methode der Kapazitätsplanung in Spitälern zu einer Zentralisierung geführt? Hat sie die Marktkonzentration beeinflusst? Hat sie zu einer Umverteilung der komplexen Versorgung auf Zentren und der Grundversorgung auf kantonale oder regionale Spitäler geführt? Hängt dieser Effekt von der Höhe der Qualitätsanforderungen ab?
  • Hat die neue Methode zu einer höheren Qualität (bei komplexen Behandlungen) geführt? 
  • Hat die neue Methode den Kostenanstieg im Spitalsektor gedämpft? 

Wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Kontext

Nachrichten über die finanzielle Schieflage von Spitälern oder über die Kostenexplosion im Gesundheitswesen häufen sich. Vielerorts müssen Steuerzahler:innen erhebliche Summen zur wirtschaftlichen Stabilisierung der Spitäler aufwenden. Angesichts der kantonalen Unterschiede in der Umsetzung werden die Analysen des SNF-Projekts die wichtigsten Faktoren für den Erfolg oder Misserfolg der Reform von 2012 aufzeigen. Die Resultate der Studie sind nicht nur für die Schweiz, sondern auch für andere Länder mit ähnlichen Systemen relevant. 

Bild: Adobe Stock / sudok1

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