Forschung - 17.09.2024 - 17:00
Die Resultate lassen aufhorchen. Das Machtgefälle lässt sich anhand von Personalverantwortung und Boni – verstanden als Indikatoren für das Ausmass von Einfluss und Verantwortung – eindrücklich in Zahlen fassen. Der «Gender Intelligence Report 2024» hält folgende Erkenntnisse fest:
Der Anstieg des Frauenanteils auf den verschiedenen Führungsebenen bewegt sich zwischen null und zwei Prozentpunkten. Im Topmanagement sind rund ein Fünftel aller Positionen mit Frauen besetzt.
Es gibt verschiedene Positionen mit unterschiedlichem Macht- und Einflussbereich innerhalb der Führungsebene. Nominale Kaderstellen (ohne Führungs-, Personal- und Budgetverantwortung) haben im Verhältnis zu Positionen mit Führungs-, Personal- und/oder Budgetverantwortung einen wesentlich geringeren Einfluss und werden entsprechend auch geringer entlohnt.
Machtpositionen – gemessen am Indikator «Personalverantwortung» – sind zu rund drei Vierteln von Männern besetzt. Auch werden Männer, je nach Alter, zwei- bis dreimal häufiger in Machtpositionen befördert und eingestellt als Frauen.
Laut einer Befragung von 1200 gut qualifizierten, berufstätigen Frauen streben 90% einen beruflichen Aufstieg an, und zwar über alle Altersgruppen hinweg. 70% von ihnen geben an, nicht die nötige Unterstützung zu erhalten.
Boni sind Ausdruck von Macht, Einfluss und Wertschätzung. Mitarbeitende in Positionen, die als einflussreich und für das Unternehmen als erfolgskritisch gelten, erhalten in der Regel einen höheren Bonus als Mitarbeitende in Positionen, denen ein geringerer Einfluss- und Verantwortungsbereich zugeschrieben wird.
Gemäss einer Sonderauswertung der Schweizerischen Lohnstrukturerhebung des Bundesamtes für Statistik (2024) beläuft sich die durchschnittliche Bonusdifferenz für alle erwerbstätigen Frauen und Männer in der Schweiz auf rund 13 Milliarden Schweizer Franken pro Jahr. Dies auch unter Berücksichtigung des jeweiligen Beschäftigungsgrades.
Die Schweizer Wirtschaft wird grossmehrheitlich von weissen Männern um die 50 mit ähnlichem Bildungshintergrund bestimmt. Sie prägen das Bild des «typischen Leaders». Unterstützt wird dieses Modell durch ein gesellschaftliches Gefüge und Strukturen, die Frauen und Männer – ähnlich wie vor 50 Jahren – in althergebrachte Rollenmodelle zwängen.
Lösungsansätze liegen zum einen in der Entwicklung neuer, innovativer Führungskonzepte. Konkret sind Ansätze gefragt, die Entscheidungsmacht und Einfluss nicht auf wenige homogene Gruppen an der Spitze konzentrieren, sondern die aus dem Potenzial, Wissen, den Erfahrungen und der Kreativität möglichst vieler gut ausgebildeter Talente schöpfen können.
Kollaborative Führungsmodelle, agile Teams und integrative Entscheidungsstrukturen sind wegweisend. Sie sind attraktiver für Frauen und tragen dazu bei, dass sich das Bild des klassischen «Helden» oder der «Heldin» an der Spitze wandelt. Und sich in Richtung einer kooperativen Führung weiterentwickelt, die den Erfolg des Teams in den Vordergrund stellt und auch entsprechend belohnt.
Frauen sollen in Unternehmen gleichermassen informiert und motiviert werden wie ihre männlichen Kollegen, und die gleichen Möglichkeiten erhalten, in die Führungspraxis mit Personal- und Budgetverantwortung hineinzuwachsen.
Der vollständige «Gender Intelligence Report 2024» unter: advance-hsg-report.ch
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