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Walter Adolf Jöhr

* 1910 in Zürich, † 1987 in St.Gallen
Rektor von 1957 bis 1963, Professor für theoretische Nationalökonomie

Walter Adolf Jöhr wurde am 8. Februar 1910 in Zürich geboren. Sein Vater, Adolf Jöhr, war Generalsekretär der Schweizerischen Nationalbank, Verwaltungspräsident der Schweizerischen Kreditanstalt und ab 1951 Ehrendoktor der HSG.

 

Studienzeit

Im Anschluss an seine Matura studierte Jöhr Rechtswissenschaften an der Universität Zürich. Nach einem Auslandssemester in Paris veröffentlichte er 1931 seine Dissertation unter dem Titel «Die öffentlich rechtlichen Formen der Arbeitslosenfürsorge aufgrund den Gesetzgebungen Deutschlands, der Schweiz und Frankreichs». Danach begann Jöhr ein Zweitstudium der Nationalökonomie und Philosophie in Berlin, wobei er auch ein Semester in München studierte.

1937 publizierte er seine zweite Dissertation "Die Ständische Ordnung. Geschichte, Idee und Neuaufbau", die wegen antidemokratischen Aussagen stark kritisiert wurde. Weil er in den 1930er-Jahren ausserdem in der Frontenbewegung aktiv gewesen war, sorgte seine Anstellung an der HSG für politischen Widerstand. Später distanzierte sich Jöhr von seinen früheren politischen Positionen. 

Auf einer Studienreise verbrachte Walter A. Jöhr zwei Monate an der Harvard University und ein Trimester an der University of Chicago.

 

Wirken an der HSG

1937 erhielt Jöhr einen Lehrauftrag für Volkswirtschaftslehre an der HSG. Fünf Jahre später veröffentlichte er seine Habilitationsschrift mit dem Titel «Theoretische Grundlagen der Wirtschaftspolitik» und war ab 1944 ausserordentlicher sowie ab 1947 ordentlicher Professor der HSG. 

Nach seiner langjährigen Tätigkeit als Prorektor wurde er 1957 zum Rektor gewählt. Dieses Amt übte er für sechs Jahre aus. In dieser Zeit wurde der brutalistische Neubau auf dem Rosenberg durch die Architekten Walter M. Förderer und Rolf G. Otto realisiert und die HSG bezog ihren heutigen Standort. An die Stelle des alten Namens «Handelshochschule» trat nun die Bezeichnung «Hochschule St.Gallen für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften». Es war die Geburtsstunde der Abkürzung «HSG».

 

Gesellschaftsrelevante Wirtschaftsforschung

Walter A. Jöhr publizierte viel, insbesondere zur Kreislauf-, Geld- und Konjunkturtheorie, und prägte somit die Volkswirtschaftslehre in der Nachkriegszeit. 1965 erhielt Jöhr die Ehrendoktorwürde der Universität Genf und 1967 der Universität Bonn. Ausserdem gründete er die Forschungsstelle für Nationalökonomie an der HSG. 

Er vertrat die Auffassung, dass es die Aufgabe der volkswirtschaftlichen Forschung sei, nicht nur Lösungen drängender wirtschaftlicher, sondern auch gesellschaftlicher Probleme zu erarbeiten. Unter anderem kommentierte er 1972 die einflussreiche Studie «Grenzen des Wachstums» des Club of Rome, welche mahnte, dass die nicht erneuerbaren Ressourcen der Erde übernutzt würden und ein neues ökologisches, wirtschaftliches und soziales Gleichgewicht erforderlich sei. Zu seinen Ehren finden an der HSG seit 1988 alljährlich die Walter-Adolf-Jöhr-Vorlesung statt, welche wichtige wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Themen behandelt.

Zwischen 1953 und 1958 war Jöhr Präsident der Expertenkommission des Eidgenössischen Post- und Eisenbahndepartements. Nach seinem Rektorat fungierte er als Vizepräsident des Nationalen Forschungsrates (heute: Schweizerischer Nationalfonds. 
Nach 41 Jahren Lehrtätigkeit wurde er 1980 emeritiert. Er verstarb am 1. Juni 1989 in St.Gallen.

 

Gründungen von wissenschaftlichen Instituten:

1957: «Forschungsstelle für den Handel (FfH)», zuletzt als «Institut für Marketing und Handel (IMH-HSG)» (geschlossen 2009)
1961: «Institut für Lateinamerikaforschung und Entwicklungszusammenarbeit (ILE)» (geschlossen 1992)

Ereignisse

Vorgänger und Nachfolger

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