Organisation: Matthias Flatscher (Wien), Leire Urricelqui (Graz), Oliver Marchart (Wien), Christine Abbt (St. Gallen)
Im Rahmen unserer Forschungsarbeit zu Radikalen Demokratietheorien organisierten wir mit dem Team für Politische Theorie der Universität Wien einen Workshop zu Grundlagentexten von Jacques Derrida, Ernesto Laclau und Chantal Mouffe.
Die Beiträge von Matthias Lorenz, Leire Urricelqui, Anna Weithaler, Matthias Flatscher und Christine Abbt wurden im übervollen Seminarraum in Wien vertieft befragt, reflektiert und lebendig diskutiert. Es wurde dabei deutlich, wie aktuell Derridas Philosophie der Demokratien gerade heute ist. Seine Kritik an verabsolutierenden Denkweisen, sein Beharren auf Nicht-Identifizierbarkeit und Komplexität als Grundlagen demokratischer Ordnungen und Entscheidungen bietet heute Orientierung und zwar gerade dort, wo es hin und wieder so scheint, als ob es zwischen Kriegstreiberei und Pazifismus nichts gebe. Derrida macht verständlich, wie sehr sich die Vorstellung eines absoluten Feindes ebenso wie die Idee eines absoluten Freundes der Politik als Praxis verweigern. Derrida erinnert demgegenüber unablässig daran, dass Politik eine Praxis ist und fordert dazu auf, Verantwortung zu übernehmen, eben nicht weil die Sachlage klar ist, sondern weil sie unklar ist und bleibt. Die Einsicht in die fehlende Reinheit jedes Standpunkts führt nicht dazu, wie so oft fälschlicherweise insinuiert, gar nichts zu tun und möglichst still und unbemerkt zuzuschauen. Die Einsicht in die notwendige Revidierbarkeit von Entscheiden verlangt keine Passivität, aber sie verändert die Entscheide. Wenn wir unsere Urteile als fehlbare verstehen und denken lernen, wenden wir uns von absolutistischen und fundamentalistischen Sichtweisen ab.
Demokratien sind bei Derrida politische und ethische Projekte und sie gründen zudem in einer von Philosophien in der Folge von Sokrates (re-)formulierten und weitergedachten Erkenntnis: «ich weiss, dass ich nichts weiss». Derrida macht kenntlich, dass die demokratischen Forderungen nach Gleichheit und Freiheit als demokratische davon nicht zu trennen sind.
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Die Auseinandersetzung mit den Grundlagen radikaldemokratischer Theoriebildung (Derrida, Laclau, Mouffe) wird am 11. April 2025 in Kooperation mit der Universität Wien in einem zweiten gemeinsamen Workshop fortgesetzt. Weitere Informationen folgen.
Flyer zum Workshop vom 13. April 2024