Campus - 14.11.2023 - 08:45
«An der HSG gibt es etwa 140 studentische Vereine, die teils professionelle Arbeit zu spezialisierten Themen leisten. Ich wollte dieses Expertenwissen in das HSG-Kursangebot einbinden», sagt Jost Hamschmidt. Er betreut im HSG-Ressort Responsibility & Sustainability die Entwicklung co-curricularer Projekte und ist als Dozent aktiv. Gemeinsam mit der studentisch geführten Unternehmensberatung Student Impact lancierte er 2021 auf Bachelorstufe das Kursformat «Be The Change» (BTC). Bei diesem moderieren Studierende einen Kurs zum Thema Nachhaltigkeit im Consulting. Hamschmidt selbst bleibt als Dozierender weitgehend im Hintergrund und wirkt «als Coach für die Studierenden, die den Kurs gestalten», wie er sagt.
«Wir sehen uns als Moderatoren des Lernprozesses, nicht als Dozierende», sagt Johannes Tschiderer vom Verein Student Impact. Nach dem erfolgreichen Pilotversuch führen vier von dessen Mitgliedern im Herbstsemester 2023 bereits zum dritten Mal einen Kurs im BTC-Format unter dem Titel «Be the Change: Discovering Consulting and Sustainability» durch. Basierend auf ihren bei Student Impact gesammelten Erfahrungen sind diese Studierenden von der Kursentwicklung über die Durchführung der Seminareinheiten bis zur Betreuung der Kursteilnehmenden aktiv involviert.
Student Impact wurde 2012 gegründet um Wirtschaften im Dienste der Nachhaltigkeit zur Norm zu machen. So werden etwa Startups mit nachhaltigen Geschäftsmodellen beraten. «Ausserdem unterstützen wir auch KMUs bei der Transformation zur Nachhaltigkeit», sagt Tschiderer, der bis Sommer 2023 während drei Jahren Vereinspräsident war.
Im aktuellen Kurs arbeiten die Studierenden an realen betriebswirtschaftlichen Problemstellungen der nachhaltigen Startups Noriware (Entwicklung von Bioplastik aus Algen) sowie Xilva (Bewertung von Investitionen in Waldgebieten). «Solche Kontakte aus der Praxis macht die Mitarbeit von Student Impact für den Kurs wertvoll und innovativ», sagt Hamschmidt.
«Die Studierenden sind motiviert, weil sie an akut relevanten Herausforderungen der Startups mitarbeiten können und sehen, dass ihre Lösungen in der Praxis umgesetzt werden und so auch etwas bewirken», sagt Tschiderer. «Dabei entstehen Gefühle kollektiver und persönlicher Wirksamkeit, die wesentlich stärker sind als bei der sonst üblichen Arbeit an fiktiven Fallstudien, wodurch bleibende Lerneindrücke erzielt werden», so Hamschmidt.
Der Kurs startet jeweils mit einer offenen Runde, bei der Studierende Themen, Fragen und Ideen rund um Nachhaltigkeit, welche sie aktuell selbst bewegen, einbringen können. «2022 haben wir beispielsweise mehrmals über die Fussball-WM in Katar und damit verbundene wirtschaftsethische Fragen gesprochen», sagt Tschiderer. In einem zweiten Teil diskutieren die Studierenden konkrete Fragen um ihre Startup-Aufgabenstellungen. «Wir coachen und unterstützen sie dabei und greifen dabei auf unsere Erfahrungen aus der Consulting-Arbeit bei Student Impact zurück», so Tschiderer.
Wenn Studierende statt Dozierende den Kurs moderieren, schaffe das eine sehr offene Lernatmosphäre, ist Tschiderers Erfahrung: «Es entsteht eine Lerngemeinschaft, die sich lebendig und auf Augenhöhe austauscht.» Teil des Konzepts ist auch, dass die Möglichkeiten der flexibel einrichtbaren Räume im SQUARE genutzt werden: Statt eine klassische Lehrsituation mit einheitlich nach vorne ausgerichteten Tischen zu schaffen, gestalten die Teilnehmenden den Raum jeweils gemeinsam neu.
In einem dritten Kursteil tauschen sich Praxisvertreter:innen mit den Studierenden aus. Das sind oft HSG-Alumni und ehemalige Mitglieder von Student Impact, die mittlerweile in der Beratung oder an Schnittstellen zwischen Nachhaltigkeit und Business arbeiten und den Studierenden fachliche Inputs geben. «Daneben sollen diese Interventionen aber vor allem auch Einblicke in den persönlichen und beruflichen Werdegang der Referent:innen geben, wobei durchaus auch kritische Punkte zu persönlicher Entfaltung und Erfüllung, Lernkurve und Impact im Job adressiert werden sollen. Da gab es dann auch schon Referent:innen, die den Studierenden empfahlen, nicht ins Consulting zu gehen», sagt Tschiderer.
Ein weiterer BTC-Kurs ist diesen Herbst mit Rachel Brooks (Competence Center for Social Innovation) und Fabio Allegrini (BTC Alumnus) zum Thema «Be the Change: Exploring Systems Leadership for Sustainability» gestartet. Hamschmidt ist optimistisch, dass der Rollentausch, bei dem Studierende einen Kurs gestalten, noch weitere HSG-Dozierende inspiriert. Er sagt, das Kursformat fördere über klassisches Fachwissen hinaus transferierbare Fähigkeiten wie individueller Gestaltungswille sowie kollaboratives und hierarchiefreies Lernen in divers zusammengesetzten Teams. «Diese Fähigkeiten sind in Wirtschaft und Gesellschaft, die sich in einem Umbruchsprozess befinden, sehr gefragt.»
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