close

Campus - 11.10.2023 - 08:26 

HSG-Studentin will mit Bioplastik aus Algen die Verpackungsindustrie revolutionieren

Als sie an einem Strand sehr viele Algen sah, hatte die HSG-Studentin Jessica Farda die Idee, aus diesem schnell nachwachsenden Rohstoff etwas herzustellen. Nach intensiver Recherchier- und Forschungsarbeit gründete die 25-Jährige ein Startup, das mit einer Folie aus Algen den Plastikverbrauch verringern will.

«Ich habe bis heute eine Leidenschaft für Algen. Es gibt zehntausende verschiedener Algenarten, sie wachsen schnell und absorbieren viel CO2», sagt Jessica Farda. Die 25-Jährige hat 2022 gemeinsam mit Stefan Grieder, Ingenieur am Institut für Kunststofftechnik der Fachhochschule Nordwestschweiz, Noriware gegründet. Das HSG Spin-Off will die Verpackungsindustrie mit Folien, die aus Algen statt Plastik bestehen, revolutionieren. Die Idee dazu kam Farda in Mexiko am Strand: «Ich hatte noch sie viele Algen an einem Ort gesehen wie dort. Das hat mein Interesse geweckt.» So begann die HSG-Studentin im Fach Internationale Beziehungen zu recherchieren, was man aus Algen herstellen kann. Farda ackerte sich durch zahlreiche wissenschaftliche Studien - bis sie herausfand, dass man aus der Zellwand von Algen Polymere extrahieren kann. Diese sind ein Grundbaustein von sogenanntem Bioplastik. 

Farda studiert International Affairs (IA) an der HSG. über Materialwissenschaften wusste sie bis zu ihrer Geschäftsidee nicht viel. «Ich kann sehr hartnäckig sein – und auch im IA-Studium habe ich gelernt, wie man recherchiert und verschiedene Perspektiven einnimmt», sagt sie. Sie begann, in der Küche ihrer Zürcher Studenten-WG, mit Algenextrakten und Zusatzstoffen zu experimentieren. Ein Teil der dabei hergestellten Masse blieb an ihren Jeans kleben und sah beim Abkratzen wie eine Folie aus – so war die Idee hinter Noriware geboren. «Die Geschichte mag zu schön klingen, um wahr zu sein, es ist aber so passiert», sagt Farda und lacht. 

Startup-Förderprogramm an der HSG absolviert

Hartnäckig musste Farda auch sein, um für ihre Geschäftsidee Unterstützer zu finden: Sie trug diese verschiedenen Schweizer Universitäten und Forschungsinstituten vor. «Ich bekam oft zu hören, dass ich ohne Fachkenntnisse wohl keine Ahnung vom Thema hätte.» Zu den ersten Unterstützern zählte dann allerdings das ETH-Departement Materialwissenschaft, das dank eines Stipendiums Studierende einige Monate dazu forschen liess. Anfang 2022 absolvierte Farda dann das «Entrepreneurial Talents Program» der HSG. «Ich habe dabei beispielsweise gelernt, wie man vor potenziellen Investoren präsentiert und wurde zu rechtlichen Fragen gecoacht. Ich konnte mir zudem ein wertvolles Netzwerk in der Gründerszene aufbauen», sagt Farda. 

Ende 2022 kam es dann offiziell zur Gründung von Noriware, das das offizielle HSG Spin-off Label trägt. Das junge Unternehmen plant, erste marktfähige Produkte im Lauf von 2024 zu lancieren. Im Frühling dieses Jahres schloss Noriware eine Finanzierungsrunde von einer Million Franken ab, aktuell arbeiten sechs Mitarbeitende für das Startup. «In unseren Laboren in Lupfig sowie mit einem Partnerunternehmen in der St.Galler Industrie feilen wir derzeit an der endgültigen Formulierung unseres Produktes», sagt Farda. Die Bioplastik-Folie muss einerseits haltbar sein, andererseits hat Noriware den Anspruch, dass sie sich komplett auch von Privatpersonen kompostieren lässt. «Wir setzen neben den Polymeren aus Algen auf komplett natürliche Zutaten», sagt Farda. Die Noriware-Folie soll etwa im E-Commerce oder zur Verpackung von Lebensmitteln zum Einsatz kommen. 

Kreislaufwirtschaft statt Plastikmüll

Sie wolle Plastik nicht verteufeln, sagt Farda. Dieser habe in Sachen Hygiene und Einsetzbarkeit viele Vorteile. «Fakt ist aber, dass Plastik heute sehr billig ist und deshalb überall in unnötig riesigen Mengen verwendet wird. Der Plastikmüll, der in die Umwelt gelangt, braucht Jahrhunderte, bis er abgebaut ist.» Zudem entstehe bei der Produktion aus Erdöl viel CO2. Algen hingegen würden CO2 binden und durch Photosynthese Sauerstoff produzieren, sie wachsen zudem deutlich schneller als Landpflanzen. 

Neben einer Verpackungsfolie entwickelt Noriware auch ein Granulat. Mit diesem könnten Betriebe der konventionellen Kunststoffindustrie auf ihren bestehenden Maschinen Bioplastik herstellen – so könnte eine nachhaltige Umstellung der Industrie rasch möglich sein. «Algen fügen sich perfekt in eine Kreislaufwirtschaft ein, zu der wir unser heutiges System transformieren müssen», sagt Farda. Sie hoffe, dafür einen Beitrag zu leisten.

Entdecken Sie unsere Themenschwerpunkte

north