Campus - 28.11.2023 - 09:11
Auf einem Eisbrecher in die Arktis reisen, mit Barack Obama durchs Weisse Haus wandeln oder jeden Muskel des menschlichen Körpers in 3D betrachten: Das alles und mehr ist im «Metaverse Discovery Grid» im SQUARE der HSG möglich. In dem grosszügigen Raum sind zwölf Stationen eingerichtet, an denen man mit via Virtual Reality-Brillen unterschiedlichste Apps ausprobieren kann. «Uns geht es darum, das Metaversum erfahrbar zu machen – für Forschende, Unternehmen und die St.Galler Bevölkerung», sagt HSG-Professor Thomas Rudolph. Er leitet das HSG-Forschungszentrum für Handelsmanagement, das den Metaverse Discovery Grid initiiert hat. Bereits im vergangenen Mai besuchten diesen 1000 Personen. Seit Anfang November ist der Grid wieder offen und hat seither mehrere hundert Besuchende empfangen.
Das Metaversum wird weitläufig verstanden als eine dreidimensionale Online-Umgebung, in der sich die Nutzenden in virtuellen Räumen, die von der realen Welt abgekoppelt sind, bewegen. Parallel zu diesem Metaversum 3.0 gebe es noch das Metaversum 2.0 und 1.0, die in 2D dargestellt und damit weniger immersiv seien, erklärt Rudolph. Immersion bezeichnet den Effekt, dass Nutzende die virtuelle Umgebung des Metaversums 3.0 als real empfinden.
«Unabhängig von der Tiefe der Immersion ist das Metaversum eine neue Lebenswelt, in der man reisen, einkaufen, arbeiten, spielen, sich weiterbilden oder entspannen kann», sagt Rudolph. Dies werde weltweit vor allem im Spielbereich von einer jüngeren Generation schon häufig genutzt: So hätten die Metaversum 1.0-Onlinespielplattformen Fortnite 230 Millionen und Roblox 70 Millionen Nutzenden täglich.
Im «Metaverse Discovery Grid» der HSG kann man beispielsweise mit der App «Human Anatomy VR» den menschlichen Körper in 3D betrachten und dabei Muskeln, Nerven, Faszien oder Organe gesondert anschauen – eine Applikation, die in der Ausbildung von angehenden Ärztinnen und Ärzten hilfreich sein könnte. Aber auch im Servicebereich – beispielsweise in der Fernwartung von Maschinen – könnten digitale Anwendungen zum Einsatz kommen: Statt einen spezialisierten Techniker einzufliegen, kann dieser via Virtual Reality-Brille einen Mechaniker vor Ort bei Reparaturen anleiten.
«Die Anwendungsmöglichkeiten für Unternehmen sind auch daneben sehr breit – die Entwicklung von Prototypen kann damit schneller und kostengünstiger werden. Oder Mitarbeitende können sich in virtuellen Arbeitsplätzen miteinander austauschen», sagt Rudolph.
Er forscht an der HSG unter anderem zu Konsumverhalten, digitalem Marketing sowie Kundeninspiration. Auch in diesen Bereichen eröffne das Metaverse Möglichkeiten: Kunden können etwa Schuhe mittels AR digital anprobieren oder Möbel digital in ihr Zuhause platzieren. Auch solche Anwendungen kann man im Grid ausprobieren: Auf Tablets sind entsprechende Apps installiert. Wer seinen Fuss mit der Tabletkamera erfasst, dem wird automatisch ein digital animierter Schuh angezogen, der von allen Seiten betrachtet werden kann. Oder man richtet das Tablet in den Raum und wählt Möbelstücke aus, die darin angezeigt werden sollen. So verschmelzen die digitale und die reale Umgebung.
Das Metaverse Discovery Grid wird Rudolph und seinem Team auch wissenschaftliche Erkenntnisse liefern: So wurden rund 300 Nutzende des Grids dazu befragt, wie sie das Erlebnis bewerten. «Erste Ergebnisse zeigen, dass die Technologie noch am Anfang ihrer Entwicklung steht», sagt Rudolph. Die Darstellung der Metaversum-Apps oder der Tragekomfort der VR-Brillen können noch verbessert werden. «Aber die technische Entwicklung im Bereich Virtual Reality und Augmented Reality ist rasant. So mussten wir seit Mai die Einrichtung des Grids und die eingesetzten Apps nochmals anpassen, weil es Neuerungen gegeben hat», sagt Rudolph .
Nach Ende November wird der Metaverse Discovery Grid wieder abgebaut. Wie es damit weitergeht, sei offen, sagt Rudolph. Das Forschungszentrum für Handelsmanagement werde das Thema aber weiterverfolgen, sagt er. «Uns bestärkt dabei das grosse Interesse, das wir hier im SQUARE während der zwei Monate gespürt haben. Uns haben beispielsweise Polizeikorps, Berufsschulen, Unternehmen wie IBM, Globus oder die St.Galler Kantonalbank sowie Manager:innen in unseren Weiterbildungveranstaltungen besucht – dies neben diversen HSG-Forschenden.»
Weitere Beiträge aus der gleichen Kategorie
Das könnte Sie auch interessieren
Entdecken Sie unsere Themenschwerpunkte