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Forschung - 22.03.2024 - 10:56 

Bessere Gesundheit dank KI?

Bryan Johnson ist laut eigenen Worten «history’s most measured man». Der US-amerikanische Startup-Investor sprach am START Summit 2024 in einem Interview darüber, wie er seine Gesundheit von einer KI überwachen und steuern lässt – ein Extrembeispiel des KI-Trends, der die Startup-Szene derzeit beschäftigt. Auch HSG-Forschende setzen KI ein, um Erkenntnisse zu psychischer Gesundheit zu gewinnen.

2021 gründete der US-Investor Bryan Johnson das Projekt Blueprint: In dessen Rahmen unterwarf er sich hunderten medizinischen Tests. «Ich habe meinen Körper – jedes einzelne Organ – komplett vermessen lassen. Parallel dazu habe ich hunderte Biomarker über Tests erheben lassen», sagte er am START Summit 2024 in einem Gespräch mit dem englischen Risikokapitalgeber Harry Stebbings. 

Auf der Basis der Messungen liess Johnson eine Künstliche Intelligenz (KI) programmieren, die für ihn tägliche Entscheidungen trifft. «Sie sagt mir, was ich wann esse, wie ich mich bewegen soll, wann ich schlafen gehe», so Johnson. Eines Tages, so glaubt der US-Amerikaner, würden alle Menschen ihre Gesundheit nach KI-Empfehlungen planen und «wir werden uns nicht vorstellen können, dass es einst anders war.» Er ist zudem Inhaber des Risikokapitalgebers OS Funds, der vor allem in Bio- und HealthTech-Startups investiert, die KI für ihre Produkte einsetzen. 

KI und wissenschaftliche Erkenntnisse führen zum Durchbruch

Johnson verkörpert in extremer Weise ein Thema, das Startups – und damit auch den START Summit – derzeit umtreibt: Der Einsatz von digitalen Technologien im Gesundheits- und Präventionsbereich. Am START Summit waren mehrere Diskussionsrunden mit Unternehmer:innen und Expert:innen aus dem Bereich besetzt. So sprachen etwa unter dem Titel «Building Longer Lives» Marc Bernegger und Tobias Reichmuth – Co-Gründer von Maximon, das HealthTech Startups berät und finanziert – mit Aksana Labhoka von Rejuvenate Biomed. Das Unternehmen erforscht mit Hilfe von KI Alterungsprozesse und wie diese verlangsamt werden können. 

«Jeder Mensch möchte lange und gesund leben, die Marktchancen in diesem Bereich sind also gut», sagte Bernegger. Die Wissenschaft verstehe erst seit wenigen Jahren genauer, wie und warum Menschen altern. «Das ist ein riesiger Durchbruch. Gepaart mit den Möglichkeiten von KI können wir mit diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen Lösungen anbieten, dank denen Menschen besser altern.» Das Konzept der «Longevity» - also Langlebigkeit – sei aber noch jung und die Startup-Szene müsse erst noch herausfinden, was Kunden und Investor:innen darunter verstehen. «Es ist darum immer noch schwierig für Startups in diesem Bereich Investitionen zu erhalten.»

HSG forscht mit KI zu psychischer Gesundheit 

Auch HSG-Forschende widmen sich intensiv der Frage, wie digitale Technologien die Gesundheit verbessern können. Clemens Stachl, HSG-Professor für Behavioral Science, leitet das derzeit laufende, internationale Forschungsprojekt ACTWELL. In diesem vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstützten Projekt analysieren Forschende verschiedenster Universitäten gemeinsam digitale Verhaltensdaten von Smartphones. 

«Wir wollen damit ein besseres Verständnis dafür entwickeln, wie tägliche Verhaltensweisen und individuelles Wohlbefinden zusammenhängen», sagt Stachl, der ausgebildeter Psychologe ist. Die Datenerfassung über Smartphones in Kombination mit KI-Tools ermögliche neue und skalierbare Ansätze zur Identifizierung, Vorhersage und potenziellen Intervention bei Problemen des Wohlbefindens und der psychischen Gesundheit. 

Stachl ist es wichtig, dass die daraus gewonnenen Forschungsergebnisse eine gesellschaftliche Wirkung haben. «Dazu bedarf es einer multidisziplinären Perspektive, die evidenzbasierte Erkenntnisse aus der Forschung mit innovativen unternehmerischen Lösungen verbindet», so der HSG-Forscher.  

Dank KI weg von der Selbstzerstörung?

Das Thema KI und Gesundheit hat also viele Ausprägungen. Einigkeit war am START Summit unter den Expert:innen darin zu spüren, dass KI der «Gamechanger» ist. Wie es Bryan Johnson sagte: «Wir sind nur noch winzige Schritte von einer Superintelligenz entfernt. Wir Menschen sind selbstzerstörerisch – mit unserer Gesundheit und unserem Planeten. KI wird uns helfen, weil sie keine selbstzerstörerische Ausrichtung hat.»


 

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