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1959: Volksabstimmung zum Neubau auf dem Rosenberg

Der 1911 bezogene erste Zweckbau der Hochschule in der Notkerstrasse erwies sich bereits in den 1940er Jahren als erheblich zu klein für die Zahl der Studierenden: Er war nur für 200 Studierende konzipiert. In den 1940er Jahren wurde die 300er-Marke überschritten, und bereits in den 1950er Jahren verdoppelte sich die Zahl erneut auf über 600 Studierende.

Ein neues Hochschulgesetz, das die Trägerschaft auf Kanton und Stadt verteilte, schuf 1954 die Grundlage für die weiteren Planungen. Die im selben Jahr eingesetzte Baukommission klärte die Standortfrage für einen Erweiterungs- oder Neubau. Nach einer Prüfung verschiedener Alternativen wählte sie das Rosenberg-Parkgelände «Kirchhofergut». Das Gelände war eine Schenkung an die Stadt aus dem Jahr 1930 mit dem Auftrag, es für öffentliche Schul- oder weitere gemeinnützige Zwecke nutzbar zu machen.

Nach der Genehmigung durch Kanton und Stadt startete im Frühjahr 1957 ein «Projektwettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für einen Neubau der Handels-Hochschule St.Gallen». Es gingen insgesamt 117 Projektentwürfe ein. Nach Prüfung architektonischer, betrieblicher und wirtschaftlicher Kriterien erhielt das Projekt «La Tête» der jungen Basler Architekten Walter M. Förderer und Rolf G. Otto im Oktober 1957 den ersten Preis der Jury. Die Jury empfahl das Projekt einstimmig als «eine sehr gute und realistische Lösung, in welcher der Charakter der Hochschule ausgezeichnet zum Ausdruck kommt».

Gipsmodell des Entwurfs «La Tête» der Architekten Förderer/Otto

Stadt- und Regierungsrat fassten noch im selben Jahr den Beschluss zur Auftragsvergabe an die Architekten Förderer/Otto zur Erstellung eines Bauprojekts und eines genauen Kostenvoranschlags. Mit Beginn des Projekts traten der Architektengemeinschaft die beiden Architekten Hans Zwimpfer (Basel) und Gustav Auf der Maur (St.Gallen) bei.

Im September 1956 gründete sich unter massgeblicher Mitwirkung des Hochschulvereins (Vorgängerorganisation der HSG Alumni) ein «Initiativkomitee für eine Spende der Schweizerischen Wirtschaft an den Neubau der Handels-Hochschule St.Gallen». Ziel war es, die guten Beziehungen mit den neuen Trägern der Hochschule, Stadt und Kanton St.Gallen, nicht durch hohe Neubaukosten zu belasten. Das Komitee verfolgte den Plan, einen Betrag von 2,4 Millionen Franken aufzubringen.

Der Kostenvoranschlag für Aulagebäude, Hauptbau, Sporthalle und Technologietrakt belief sich auf 8,855 Millionen Franken. Die Kostenverteilung war so projektiert, dass jeweils knapp 30 Prozent durch die beiden Träger Kanton und Stadt sowie die Spende der Schweizerischen Wirtschaft aufgebracht werden sollten. Im September 1959 gründete sich ein Aktionskomitee, das mittels Vorträgen, Leserbriefen und Inseraten Werbung für das Bauprojekt machte. Alle politischen Parteien befürworteten den Neubau. Kritiker sahen einen mangelnden Nutzen für entlegene Kantonsteile und potentiell hohe Unterhaltskosten.

Die Wähler von Stadt und Kanton stimmten am 29. November 1959 mit 71 bzw. 63 Prozent für den Neubau. Zur Feier der erfolgreichen Abstimmung veranstaltete die Studentenschaft am folgenden Tag einen abendlichen Fackelzug, der vom Artillerieverein mit 14 Böllerschüssen für die 14 Stimmbezirke angekündigt wurde. Der 14. Schuss für den einzigen ablehnenden Stimmbezirk Alttoggenburg erfolgte zeitversetzt.

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