Die Universität St.Gallen (HSG) verfolgt seit vielen Jahren das Ziel, ihren Campusbetrieb nachhaltiger zu gestalten – und das mit sichtbarem Erfolg. Durch das Engagement zahlreicher Akteur:innen wurden innovative Massnahmen umgesetzt, die positive ökologische, soziale, und ökonomische Wirkung zeigen.
Hinsichtlich ökologischer Nachhaltigkeit nimmt das Team Bau & Technik unter der Leitung von Markus Steiner eine zentrale Rolle ein. Als verantwortliche Einheit für Betrieb und Unterhalt der HSG-Liegenschaften hat es in den vergangenen Jahren zahlreiche Nachhaltigkeitsmassnahmen umgesetzt: angefangen bei klassischen Betriebsoptimierungen und Modernisierungsmassnahmen bei den Heizungs- und Lüftungsanlagen, über ausgefeilte Wassersparmassnahmen, bis hin zu innovativen Lösungen wie einer Absenkung der Raumtemperatur ohne Komfortverlust.
Die Ergebnisse der Massnahmen können sich sehen lassen – besonders mit Hinblick auf den Energieverbrauch der Campusliegenschaften: Dieser konnte in den letzten zehn Jahren um mehr als ein Drittel gesenkt werden – und das, obwohl die Zahl der Studierenden im gleichen Zeitraum um fast 40 Prozent gestiegen ist. Der tiefere Verbrauch ist dabei nicht nur aktiver Klimaschutz, sondern rechne sich auch finanziell, so Steiner. Besonders stolz macht ihn, dass die HSG die kantonalen Energiereduktionsziele für den Zeitraum 2014–2024 deutlich übertroffen hat und damit im Kanton St.Gallen eine Vorreiterrolle unter den Grossverbrauchern einnimmt.
Bei der Deckung des verbleibenden Strombedarfs wird ebenfalls auf Umweltschutz geachtet: So beschafft die HSG seit einigen Jahren ein Stromprodukt, welches 100% Wasserkraftzertifikate nachweist. Darüber hinaus wurden in den letzten Jahren mehrere neue Solaranlagen in Betrieb genommen, zuletzt auf dem Dach der Sporthalle sowie auf dem Weiterbildungszentrum Holzweid (WBZ). Letztere wird durch die St.Galler Stadtwerke betrieben. Zusammen produzieren die beiden Anlagen jährlich circa 280'000 kWh grünen Strom – dies entspricht in etwa dem Jahresbedarf von über 90 durchschnittlichen Schweizer 2-Personen-Haushalten.
Die Solaranlagen sind ein sichtbares Beispiel für eine wirkungsvolle Zusammenarbeit verschiedener Akteur:innen: Studierende des Masterzertifikats «Managing Climate Solutions» analysierten im Rahmen eines Projekts im Jahr 2021 die Eignung aller HSG-Dachflächen. Die Sporthalle und das WBZ erwiesen sich als besonders geeignet. Für die Anlage auf der Sporthalle waren die Studierenden auch massgeblich in der Planung und Umsetzung beteiligt – und haben zur Finanzierung erfolgreich ein Crowdinvestment auf die Beine gestellt.
Diese Massnahmen sind Teil eines breiten, dezentralen Engagements innerhalb der HSG. In vielen Bereichen setzen verschiedene Teams gezielt Schritte in Richtung ökologische Nachhaltigkeit sowie Inklusion und Diversität um. Der Hausdienst achtet in der Beschaffung von Verbrauchsmaterialien sowie bei der Müllverwertung auf ökologische Kriterien. Die Gärtner:innen der HSG bewirtschaften die Aussenflächen nach zertifizierten Grundsätzen der Biodiversität. Bei Neu- und Umbauten wird systematisch auf Barrierefreiheit geachtet. Und auf Initiative des studentischen Vereins Universa werden seit Mitte 2023 kostenlose Menstruationsprodukte in den Damentoiletten bereitgestellt. Auch im HSG Weiterbildungszentrum Holzweid (WBZ) wurden vorzeigbare Fortschritte hinsichtlich Umwelt, Soziales und Regionalität erzielt, welche Ende 2024 zu einer Auszeichnung mit dem ibex fairstay Label geführt haben.
Ebenso nehmen externe Partner:innen an den Nachhaltigkeitsbemühungen teil: So kennzeichnet die Migros als Mensabetreiberin ihre Tagesgerichte seit 2024 mit dem Menü-Nachhaltigkeits-Index MNI. Dieser Index wurde von der ZHAW entwickelt und macht die Umweltfreundlichkeit und Ausgewogenheit der Gerichte auf einen Blick sichtbar, um informierte Ernährungsentscheidungen zu unterstützen.
Die bisherigen Fortschritte zeigen, dass das gemeinsame Engagement verschiedener HSG Akteur:innen Wirkung entfaltet – ökologisch, ökonomisch und sozial. Gleichzeitig bleibt eine nachhaltigere Gestaltung des Campusbetriebs eine konstante Aufgabe. Dabei sind durchaus grosse Herausforderungen zu bewältigen: So werden im Bereich der Energieeffizienz zunehmend technische Grenzen erreicht, die komplexere und kostenintensive Massnahmen erfordern. «Wir bleiben weiter dran und wollen noch besser werden», betont Markus Steiner. Ein wichtiger Meilenstein wird der Ersatz der verbliebenen Gasheizung im Hauptgebäude sein – ein Projekt, das im Rahmen der planmässigen Sanierung des Hauptgebäudes in einigen Jahren angegangen werden soll und einen weiteren Schritt in Richtung Netto-Null markiert. Darüber hinaus wird der neue Campus Platztor mit der Umsetzung des Konzepts «Tsumiki» ein Vorbild für Bauprojekte im postfossilen Zeitalter darstellen.