close

Campus - 09.03.2023 - 13:39 

Digitale Prüfungen an der HSG fördern Innovation und Nachhaltigkeit

Die HSG digitalisiert schrittweise ihre Prüfungen. So spart sie Papier, macht aber auch den Einsatz von innovativen Prüfungsformen möglich. Solche digitalen Formate machen die Überprüfung von im Arbeitsmarkt gefragten Kompetenzen einfacher. 
Exam at school with student's taking educational admission test in class, thinking hard, writing answer in university classroom, education and world literacy day concept

Diskussionen ums Bildungswesen drehten sich in den vergangenen Monaten vor allem um den Einfluss von ChatGPT. Dabei geht vergessen, dass an Schweizer Universitäten schriftliche Prüfungen mit Blatt und Kugelschreiber noch weitgehend der Normalfall sind. Die HSG erprobt nun in einem Pilotprojekt, wie Universitäten digitale Prüfungen sicher und nutzerfreundlich durchführen können. Nach Abschluss des Projektes Ende 2024 wird die HSG ihre Erkenntnisse daraus mit anderen Schweizer Universitäten teilen.

Beim letzten grossen Prüfungsblock im Januar 2023 legten insgesamt 1784 Studierende in 19 Kursen an der HSG digitale Prüfungen ab. Im Sommer ist ein weiterer Testlauf mit rund 3500 Studierenden geplant. Im Anschluss daran befragt die Universität jeweils die Studierenden und Dozierenden zu ihren Erfahrungen. «Ab dem Herbstsemester 2023 planen wir, dass grundsätzlich alle HSG-Dozierenden, die das möchten, ihre Studierenden digital prüfen können», sagt Reto Gubelmann. Er leitet das Projekt digitale Prüfungen an der HSG.

Schweizer Unis fördern digitale Fähigkeiten

Die HSG arbeitet seit 2021 an diesem Digitalisierungsvorhaben. Das Projekt ist eines von insgesamt 16 im Programm «Förderung von Digital Skills in der Lehre». Dieses wird von Swissuniversities, der Dachorganisation der Schweizer Hochschulen, mitfinanziert. Diverse Schweizer Hochschulen erproben in dessen Rahmen beispielsweise die Verbesserung der «digital literacy» oder Methoden der digitalen Lehre.

Die HSG überlässt es im Rahmen der Freiheit von Lehre und Forschung ihren Dozierenden, ob diese ihre Studierenden digital prüfen wollen. Auch die HSG-Studentenschaft (SHSG) ist im Projektlenkungsausschuss vertreten und kann ihre Vorschläge einbringen. 

Weniger Papier, innovativere Prüfungen

Digitale Prüfungen sind nachhaltiger: Im Winter und Sommer führt die HSG jeweils etwa 17'000 schriftliche Einzelprüfungen in 190 verschiedenen Fächern durch. Um die auf Papier geschriebenen Prüfungen danach zu korrigieren, braucht es eine aufwändige Logistik. «Mit digitalen Prüfungen entfällt diese Logistik weitgehend und wir sparen Papier», sagt Gubelmann. 

Die HSG setzt bei ihrem Projekt zudem auf den «bring your own device»-Ansatz. Das heisst: Die Studierenden schreiben die Prüfung vor Ort auf dem HSG-Campus auf ihrem eigenen Laptop. Sie installieren dafür einen «Lockdown-Browser», auf dem sie die Prüfungsaufgaben lösen. Dieser Browser verhindert den Zugriff auf das Internet oder lokal gespeicherte Dateien. Das bedeutet auch, dass die HSG keine zusätzlichen Computer anschaffen muss. 

«Papierprüfungen sind ein Auslaufmodell»

Neben der Nachhaltigkeit eröffnen digitale Prüfungen weitere Chancen: So können etwa Video- und Audioformate die Möglichkeiten dessen erweitern, was geprüft wird. «Denkbar ist beispielsweise, dass Studierende individuell Videos von Gesprächen analysieren und kommentieren. Weil sie dies auf ihrem Laptop tun, kann jede und jeder die Aufgabe im eigenen Tempo lösen», sagt Gubelmann. Zudem gebe es an der HSG diverse Studiengänge, deren arbeitsmarktnahe Kompetenzen eigentlich nur digital geprüft werden könnten. «Dazu gehören etwa Computer Science oder Medizin. Aber auch in betriebswissenschaftlichen Studiengängen wird viel mit Computerprogrammen gearbeitet.» 

Aktuell erarbeiten Forschende des HSG-Instituts für Wirtschaftspädagogik gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule St.Gallen digitale und didaktisch innovative Prüfungsformen. Eine breitere Anwendung dieser Konzepte ist an der HSG ab 2024 geplant. «Ich gehe davon aus, dass schriftliche Prüfungen mit Blatt und Papier mittelfristig verschwinden werden. Sie bilden nicht mehr die Realität der Studierenden, der Dozierenden und des Arbeitsmarkts ab», sagt Gubelmann.

Entdecken Sie unsere Themenschwerpunkte

north