Campus - 21.03.2025 - 10:00
Es gab kaum ein Startup, das am START Summit nicht damit warb, KI einzusetzen. Doch dahinter steckt mehr als Buzz, wie sich bei diversen Talks und Diskussionen auf der «Builder Stage» zeigte: Auf dieser gaben erfolgreiche Unternehmer:innen und Investor:innen praktische Tipps dazu, was Startup-Gründer:innen von heute brauchen.
«Es ist heute entscheidend, schnell zu sein. Dank KI können auch Unternehmer, die kaum programmieren können, in kurzer Zeit einen MVP, also ein erstes funktionierendes Produkt, herstellen», sagte Christoph Klink, ein international tätiger Investor in Startups. Das eröffne Chancen, mache aber auch die Konkurrenz härter. «Ich habe viele Gründer:innen gesehen, die gescheitert sind, weil sie unterschätzt haben, wie schnell sie ihr Startup weiterentwickeln müssen», so Klink. Eine Finanzierungsrunde gebe einem Startup vielleicht 18 Monate, in denen es finanziert ist. «Die nächste Finanzierungsrunde braucht 3-4 Monate, das heisst also, man muss innert etwas mehr als Jahresfrist belegbare Fortschritte vorweisen, um wieder neue Investoren zu überzeugen», sagte Klink.
Scheitern gehört zum Gründen klar dazu, das wurde an diesem Tag auf der Builder Stage immer wieder betont. «Viele der heute erfolgreichsten KI-Unternehmen haben hunderte Ideen entwickelt, getestet und wieder verworfen. Scheitern und schnell weitermachen ist mit KI wichtiger denn je», sagte Zahra Zahid, die bei Amazon Web Services Startups unterstützt. KI demokratisiere den Zugang zu Technologie und Infrastruktur. «Die KI kann uns viel Entwicklungsarbeit abnehmen. Damit werden in Zukunft menschliche Fähigkeiten wie Kreativität und Resilienz immer wichtiger.»
Zuvor hatten Bettina Hein, die als HSG-Studentin vor 29 Jahren START Global mitgegründet hatte, und Tech-Unternehmer Thomas Suarez über menschliche Seiten von Unternehmertum diskutiert. Suarez baut im Alter von 25 Jahren gerade sein zweites Startup Raven Resonance auf. Dieses entwickelt eine Brille mit Augmented Reality, die im Alltag tragbar ist und Nutzenden beispielsweise Infos zu ihren Aktivitäten einblendet oder sie kommunizieren lässt, während ihre Hände frei bleiben. Auch er betonte die Wichtigkeit von vielen, schnellen Iterationen. «Wenn man seine Idee laufend weiterentwickelt und viele Lösungen ausprobiert, wird irgendeine funktionieren.» Das bringe eine steile Lernkurve mit sich – und brauchte bei Suarez so viel Zeit und Fokus, dass er sein Studium an einer renommierten US-Universität auf Eis legte. «Man muss in kleinen Schritten und kleinen Erfolgen denken, das nimmt grossen Stressfaktoren die Wucht», sagte er. Er empfahl auch, sich mit Gleichgesinnten zu umgeben. «So merkt man, dass alle Gründer:innen die gleichen Probleme haben.»
Bettina Hein pflichtete bei: «Entrepreneurship ist ein harter Weg. Du bist auf einer emotionalen Achterbahnfahrt und musst lernen, mit Stress umzugehen.» Die HSG-Absolventin und mehrfache Gründerin betonte, wie wichtig es sei, sich Rückfälle einzugestehen und alternative Wege in Betracht zu ziehen. «Es wird Zeiten geben, in denen du vielleicht zurück in die Realität musst und einen normalen Job brauchst – und das ist okay. Ich habe nachts in einem Callcenter gearbeitet, während ich in den USA mein Startup gründete.»
Durch zwei Talkrunden zum Unternehmertum der Zukunft führte auch Melanie Gabriel. Die HSG-Absolventin ist Co-Gründerin des erfolgreichen FinTechs Yokoy. 2023 erhielt sie den «Founder of the Year»-Preis der HSG.
Gabriel sprach mit Petter Made, Gründer des Zahlungsdienstleisters SumUp und Leiter eines Startup-Förderprogramms. Seine wichtigste Botschaft an alle Gründer:innen: «Findet so früh wie möglich Mentor:innen – das erspart euch viele Fehler und ihr spart damit Zeit und Geld ein.» Er betonte auch die Wichtigkeit der guten Beziehungen zu den Investor:innen. «Das kann helfen, wenn man als Unternehmen, das sehr schnell wächst, Zusatzfinanzierungen braucht.» Grundsätzlich sei eine gute Finanzplanung sehr wichtig, gerade bei rasantem Wachstum. «Bei aller Euphorie in Wachstumsphasen braucht es einen genau planenden CFO.»
Die Frage, was Gründer:innen erfolgreich macht, untersucht Eva Valerie Gfrerer mit ihrem Unternehmen Morphais. Dieses analysiert unter anderem mit Hilfe von KI, welche Startups erfolgsversprechend sind und erstellt daraus Analysen für Investor:innen. «Wir haben in Europa das grösste Datenset an Startups in einer frühen Geschäftsphase. Was Startups erfolgreich macht, ist natürlich unterschiedlich, aber grundsätzlich haben Teams mehr Erfolg, je diverser sie sind.» Gfrerer nannte KI den «grössten Gamechanger der letzten 15 Jahre» im Startup-Bereich. «Es gibt Extremfälle, in denen Startup-Gründer:innen Millionen von Umsatz machen, ohne dass sie Angestellte haben.»
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