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Forschung - 29.07.2022 - 00:00 

Um den Klimawandel zu verlangsamen, muss die Gleichstellung der Geschlechter beschleunigt werden

Der Klimawandel könnte effektiver bekämpft werden, wenn Politik und Wirtschaft die Gleichstellung der Geschlechter aktiver in ihre Strategien miteinbeziehen würden. Die beiden grossen Herausforderungen unserer Zeit müssen zusammen bedacht und angepackt werden. Das fordern vier Wissenschaftler:innen der Universitäten St.Gallen (HSG) und Villanova (USA).

29. Juli 2022. Echte Fortschritte bei der ökologischen Nachhaltigkeit erfordern Lösungen, die auch die soziale Nachhaltigkeit und insbesondere die Gleichberechtigung der Geschlechter umfassen. Zu diesem Schluss kommen Jamie L. Gloor und Ihre Kolleg:innen Eugenia Bajet Mestre und Winfried Ruigrok von der Universität St.Gallen (HSG) und Corinne Post von der School of Business der Villanova University in einem Artikel, der jetzt in der Harvard Business Review (HBR.org) veröffentlicht wurde. 

Frauen von Krisen besonders betroffen  

Die Forschenden haben Studien aus der Klimaforschung, Geologie, Politikwissenschaft, Psychologie, Ökonomie und Betriebswirtschaft ausgewertet und ins Verhältnis zueinander gesetzt. So seien Frauen, wie etwa ein Bericht von United Nations (UN) Women hervorhebt, «von den meisten, wenn nicht sogar von allen Herausforderungen, die in den nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) der Vereinten Nationen hervorgehoben werden, unverhältnismässig stark betroffen.» Mehr noch: viele politische Massnahmen und Initiativen, die sich mit Umweltfragen befassten, würden «Frauen und andere benachteiligte Gruppen ignorieren oder ihnen sogar aktiv schaden.» 

Andererseits zeigten Studien, dass sich Frauen durch besonders hohe Problemlösungskompetenz und Effektivität auszeichnen. So schneiden Unternehmen mit mehr weiblichen Führungskräften und Vorstandsmitgliedern sowohl hinsichtlich ihrer Umweltbilanzen als auch bei den allgemeinen Zielen der sozialen Verantwortung von Unternehmen (CSR) besser ab. 

Sechs Empfehlungen für Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik
Vor dem Hintergrund dieser Diagnose haben die Forscherinnen und Forscher sechs Empfehlungen ausgearbeitet. Diese sollen Führungskräften helfen, Veränderungen zu beschleunigen und Frauen zu befähigen, bei der Bekämpfung der Klimakrise eine exponiertere Rolle zu übernehmen:

  1. Förderung der Vertretung von Frauen in Politik, Klimapolitik und entsprechenden Entscheidungsprozessen  
  2. Mädchen und Frauen für MINT-Fächer und -Berufe begeistern 
  3. Verringerung von geschlechterspezifischen Datenlücken (vgl. Thematik «unsichtbare Frauen») 
  4. Auswahl vielfältigerer und aussagekräftiger Daten nicht nur im Bereich Umwelt, sondern auch dort, wo es um Soziales und Unternehmensführung geht
  5. Korrektur von Männlichkeitsbildern, die der Übernahme von Verantwortung für ökologische und soziale Nachhaltigkeit im Wege stehen
  6. Spezifische Weiterbildung von Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern

Gerade mit Blick auf den letzten Punkt hebt das Team der Forschenden hervor: «Unwissenheit ist keine Entschuldigung für Untätigkeit.» Es brauche ein vertieftes Verständnis der komplexen Abhängigkeiten zwischen ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit, um integrierte Lösungen für Gegenwart und Zukunft zu erarbeiten. 

Bild: Adobe Stock / Rawpixel.com

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