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Campus - 23.11.2023 - 09:11 

HSG-Studierende erkunden KI-Regulierung in Singapur

Mehrere Staaten und internationale Organisationen wollen Regelungen zur Nutzung und Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) erlassen. HSG-Studierende haben in Singapur erkundet, wie dessen Regierung und Unternehmen vor Ort mit KI arbeiten und dabei mit rechtlichen und ethischen Herausforderungen umgehen. Der asiatische Stadtstaat gilt als eigentliches KI-Labor.

Singapur ist ein Pionier in der Regulierung von Künstlicher Intelligenz (KI): Bereits 2019 hatte die Regierung des Stadtstaates ein «Model AI Governance Framework» erlassen. Dieses gibt Unternehmen relativ viele Freiheiten und ermöglicht so neue Entwicklungen. Eine Gruppe von HSG-Masterstudierenden ist Anfang November im Rahmen eines Kurses nach Singapur gereist, um sich dort mit Politikern, Startups und Unternehmen zum Thema KI-Regulierung und -Ethik auszutauschen. Bei der Studienreise mit dem Titel «AI Governance & Ethics in Asia and around the World» unter Leitung der KI-Expertin Miriam Meckel und des Ethikers Thomas Beschorner standen Regulierungsfragen im Bereich der Digitalisierung und der KI im Mittelpunkt des Interesses.

«Per Zufall überschlugen sich während dieser Woche die Regulierungsbemühungen verschiedener Nationen und internationaler Organisationen – die Studierenden konnten also sehr aktuell mit dem Thema arbeiten», sagt HSG-Professorin Miriam Meckel. So stellte US-Präsident Joe Biden ein KI-Dekret vor, die G7-Staaten verständigten sich auf einen Kodex zur KI-Entwicklung und im Rahmen des «AI Saftey Summit» in Grossbritannien einigten sich 28 Staaten auf  eine Erklärung zum Umgang mit KI-Risiken. Parallel dazu ringen die EU-Staaten seit Jahren um die Fertigstellung ihres «AI Act».

«Aussergewöhnliche Erfahrung» für HSG-Studierende

«Der Austausch über mehrere Tage mit unterschiedlichsten Akteuren aus der Praxis zum Thema KI war für das Lernerlebnis zentral. Wir wollten nicht einfach in Singapur eine klassische Lehrveranstaltung durchführen, die so auch an der HSG hätte stattfinden können», sagt HSG-Professor Thomas Beschorner. Singapur habe ein sehr liberales Wirtschaftssystem und ermögliche Unternehmen auch in der KI-Entwicklung viele Freiheiten. «Singapur ist darum ein eigentliches KI-Labor, das eine weltweit führende Rolle einnehmen will. Und natürlich ging bei dieser Lehrveranstaltung auch um Fragen des interkulturellen Lernens» so Beschorner. 

In einem ersten Schritt wurden die Studierenden von Chieh Hsu, Assistenzprofessorin am St. Gallen Institute of Management in Asia (SGI-HSG), in die Kultur des multikulturellen Kleinstaates mit rund sechs Millionen Einwohner:innen eingeführt. Eine Stadtführung inklusive eines Besuchs bei der Urban Development Authority ergänzte diesen Auftakt. 

Anschliessend trafen sich die Studierenden mit einer Zuständigen für Politik und Regulierung bei Google zum Austausch. Zuvor hatten sie sich in Gruppen in diverse Fragen rund um die Regulierung sowie die Ethik von KI eingearbeitet. «Wir haben dabei KI-Regulierungsansätze aus der ganzen Welt untersucht», sagt Nicolas Quell, HSG-Masterstudent in Marketing Mangement. «Dieser Kurs war eine aussergewöhnliche Erfahrung und dank wertvollen Diskussionen mit verschiedenen Expertinen sehr aufschlussreich», so Quell weiter.

Austausch mit Kommunikationsminister

Am interdisziplinären Kurs nahmen 16 Studierende aus zehn verschiedenen HSG-Masterprogrammen teil. Der Kurs ist Teil der Reihe «Asia Compact», der im Rahmen des HSG-Kontextstudiums durchgeführt wurde. Dieses macht einen Viertel der HSG-Studienleistungen aus und ergänzt das Kernstudium durch historische, kulturwissenschaftliche und ethische Perspektiven. 

Nebst Google diskutierten die Studierenden mit Saif Farooqui (im Bild oben mit den Kursteilnehmenden), Gründer des Startups CorgiAI, das eine KI-Anwendung entwickelt hat, die betrügerische Aktivitäten im digitalen Zahlungsverkehr erkennt. Höhepunkt des dreitägigen Kurses war ein Austausch mit Kiat How Tan, Staatsminister des Singapurer Ministeriums für Kommunikation und Information. Dabei standen vor allem die Eigenheiten des Singapurer KI-Modells sowie daraus gewonnene Einsichten im Zentrum. 

Feldstudien zu KI in Singapur umgesetzt

Die HSG-Studierenden wendeten das gewonnene Wissen laufend auch konkret an: So entwickelten sie vor Ort kleine Feldstudien, in denen sie Passant:innen zu Themen wie Überwachung durch KI oder dem Design von KI-Produkten befragten. 

«Der sehr intensive Kurs hat nochmals deutlich gemacht, wie viel momentan im Bereich der KI-Regulierung im Fluss ist – und dass verbunden damit viele ethische Überlegungen zu KI zu diskutieren sind», sagen Meckel und Beschorner. Die Studierenden des Kurses sehen es ähnlich und blicken auf eine besondere Erfahrung zurück: «Diese Woche war mehr als nur ein Kapitel in meiner HSG-Reise; sie war eine Live-Fallstudie in der sich entfaltenden Erzählungen um KI-Governance – as it happens, where it happens», notiert Luka Bekavac, HSG-Masterstudent in Computer Science in einem LinkedIn-post.

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