Forschung - 16.01.2025 - 11:42
«Die Verschuldung von Industrienationen ist in den letzten 30 Jahren stark gewachsen, während ihr Wirtschaftswachstum abgenommen hat. Mich interessiert, wie diese beiden Trends zusammenhängen», sagt der HSG-Assistenzprofessor Martin Wolf. Er hat kürzlich für sein Forschungsprojekt «Debt, Growth, and the Macroeconomy: A Unified Perspective» einen SNSF Starting Grant zugesprochen bekommen. Dieser gehört zu den wichtigsten Fördergefässen der Schweiz. Wolf wird über diesen Grant knapp 1,1 Mio. Franken an Forschungsmitteln erhalten.
Der Grant erlaubt es Wolf, in den nächsten vier Jahren an der HSG intensiv zum Zusammenhang von Verschuldung und Wachstum zu forschen. Er plant, dafür ein Team bestehend aus einem Doktorierenden, einem Post-Doc sowie wissenschaftlichen As-sistenten aufzubauen.
«Ich möchte mit meiner Arbeit auf jeden Fall eine Lücke in der Makroökonomie füllen. Bisherige Modelle bilden den Zusammenhang von Verschuldung und Wachstum kaum ab.» In wissenschaftlichen und politischen Debatten über Verschuldung werde Wachstum oft als weitgehend unabhängige, gegebene Grösse angeschaut.
Die Kerneinsicht seines vom SNSF geförderten Projektes sei jedoch, dass sich beide Entwicklungen gegenseitig bedingen. «Ein privater und staatlicher Schuldenüberhang kann Investitionen verhindern, was Wachstum bremst. Umgekehrt führt weniger Wachstum zu noch mehr Verschuldung, relativ zum volkswirtschaftlichen Gesamteinkommen. Diesen selbstverstärkenden Mechanismus zu untersuchen und besser zu verstehen ist das erste Ziel meiner Analyse.»
Zweites Ziel des Forschungsprojekts ist es, diesen neuen Modellrahmen zu verwenden, um vorhandene Politikempfehlungen zu evaluieren. «Mittels diesem Modell können wir die Wirkung verschiedener politischer Massnahmen simulieren, die hohe Schulden und niedriges Wachstum bekämpfen wollen. Dazu gehören zum Beispiel Austeritätspolitiken oder schuldenfinanzierte Investitionsanreize», sagt Wolf.
Neben der Evaluierung vorhandener Politikvorschläge sollen auch neue Handlungsempfehlungen an die Politik erarbeitet werden: «Drittes Ziel des Projekts ist es, den Modellrahmen zu verwenden um über optimale Geld-, Fiskal- und regulatorische Politik nachzudenken», so der Forscher.
Dem 36-jährigen Wolf ist es wichtig, dass seine Arbeit auch gesellschaftliche Wirkung zeigt. «Ich suche mir meine Forschungsthemen anhand gesellschaftlicher und politischer Aktualitäten aus», sagt er. Neben der Forschung ist Wolf in der Lehre an der HSG engagiert: 2023 erhielt er den «Excellence in Teaching Award» der HSG-School of Economics and Political Science (SEPS). Dieser wird jeweils von Studierenden vergeben.
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