Die Auswirkungen von geld- und fiskalpolitischen Massnahmen in Krisenzeiten

Die jüngsten Wirtschaftskrisen haben anschaulich gezeigt, wie wichtig aktuelle, genaue und granulare Daten für gut informierte wirtschaftspolitische Entscheidungen sind. Das Projekt stützt sich auf zwei neuartige Datensätze mit detaillierten Transaktionsdaten in hoher Zeitfrequenz. Auf der Grundlage dieser Daten sollen neue geld- und fiskalpolitische Wirkungsmechanismen (Transmissionsmechanismen) aufgedeckt werden. Dabei wird die genaue Information über die Transaktionen für jeden Tag, für jede Postleitzahl, und für detaillierte Ausgabenkategorien ausgenutzt. Dies erlaubt herauszufinden, wie sich die Wirkung von wirtschaftspolitischen Massnahmen regional, im Zeitablauf und pro Ausgabenkategorie unterscheidet.

Fokus

Das Projekt verspricht neue Erkenntnisse darüber:

1. Wie sich geld- und fiskalpolitische Schocks auf die Kosten der Risikoabsicherung im Optionsmarkt auswirken.
2. Wie sich eine unkonventionelle Fiskalpolitik in Form einer vorübergehenden Senkung der Mehrwertsteuer auf die Konsumausgaben auswirkt.
3. Wie sich geldpolitische Schocks auf die Konsumausgaben auswirken, und zwar sehr detailliert in hoher Zeitfrequenz, für verschiedene Ausgabenposten und für unterschiedliche Regionen. 

Die Analysen innerhalb des Projekts haben das Ziel, besser zu verstehen, wie geld- und fiskalpolitische Massnahmen so gestaltet werden können, dass die negativen Folgen von Rezessionen und Krisen für die Realwirtschaft abgemildert werden. Hierbei wird auch die Möglichkeit betrachtet, wie wirtschaftspolitische Massnahmen zu kostengünstigeren Versicherungen gegen Risiken beitragen können.

Methode

Die Analyse stützt sich zum einen auf den umfangreichen Datensatz von Optionsorderbüchern der Terminbörse EUREX. Die Analyse dieses Datensatzes wird Einsichten darüber ermöglichen, wie Geldpolitik die Kosten der Risikoabsicherung mit Termingeschäften beeinflusst. Von Interesse ist dabei insbesondere, ob die Geldpolitik in Krisenzeiten zu kosteneffizienten Versicherungsmöglichkeiten auf den Optionsmärkten führt und so die negativen Folgen für die Realwirtschaft abmildert.

Zum anderen werden Kreditkartenzahlungsdaten für Deutschland und Österreich benutzt, um die Auswirkungen der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung im Jahr 2020 in Deutschland zu analysieren. Die Erkenntnisse auf der Basis der Transaktionsdaten werden es ermöglichen, die Kosten der Mehrwertsteuersenkung in der grössten Volkswirtschaft der Eurozone neu zu bewerten. Ausserdem werden die Transaktionsdaten für eine detaillierte Analyse der Wirkungsmechanismen von Geldpolitik herangezogen. Dies soll Rückschlüsse darüber liefern, wie wirtschaftspolitische Ziele der Geldpolitik effektiv erreicht werden können.