Demokratietheorien, die als radikal bezeichnet werden, akzentuieren die demokratische Bedeutung von Formen zivilgesellschaftlicher Teilhabe, von vielfältigen Partizipationsmöglichkeiten und sozialem Engagement. Demokratische Institutionen werden als unverzichtbar verteidigt und gleichzeitig in ein Verhältnis gerückt zu einer demokratischen Kultur, welche sich weit über die Politik ausdehnt. Demokratien werden in der Folge als Ordnungen verstanden, die auf einer Nicht-Entsprechung beharren von Politik (etwa Parlament und alle gewählte Vertretungen; Wahlen und Abstimmungen; Grund- und Menschenrechte; staatliche Verwaltungen; Gewaltenteilung; Parteien) und dem Politischen (etwa demokratisches Engagement von verschiedenen Akteuren, die sich politisch einbringen, ohne ausgewiesene demokratische Legitimation). Legalität und Legitimität sind so betrachtet demokratisch stets aufeinander bezogen, ohne dass sie vollständig ineinander aufgehen. Bekannte Namen im Zusammenhang mit Konzeptionen radikaler Demokratien sind etwa Chantal Mouffe, Ernesto Laclau, Jacques Derrida, Judith Butler, Hannah Arendt, Claude Lefort, Wendy Brown, Richard Rorty, Etienne Balibar, Robin Celikates, Oliver Marchart, Dagmar Comtesse, Katrin Meyer u.v.a.; historisch früher zu nennen wären Henry David Thoreau, Denis Diderot, Jean-Jacques Rousseau, Montesquieu u.v.a.
Radikale Demokratieentwürfe werden von Philosoph:innen an der Universität St. Gallen vielfältig erforscht, kritisch befragt und auch in der Lehre diskutiert. Wir publizieren zu Fragen radikaler Demokratietheorie und nehmen in verschiedener Weise an aktuellen Debatten teil. In zwei Veranstaltungen vertieften wir in Kooperation mit dem Bereich Politische Theorie der Universität Wien Fragen radikaler Demokratietheorien:
Die Auseinandersetzung mit den Grundlagen radikaldemokratischer Theoriebildung (Derrida, Laclau, Mouffe) wird am 11. April 2025 in Kooperation mit der Universität Wien in einem zweiten gemeinsamen Workshop fortgesetzt. Weitere Informationen folgen.