Die Universität St.Gallen verfolgt das Ziel, ihre Studierenden zu Expert:innen und Führungskräften auszubilden, die den Klimawandel, soziale Ungleichheit oder Biodiversitätsverlust nicht nur verstehen, sondern auch aktiv an Lösungen mitarbeiten können. In der Welt, welche mit grossen ökologischen und sozialen Herausforderungen konfrontiert ist, wird dies für Unternehmen zunehmend wichtiger werden. Um ihr Ziel zu erreichen, arbeitet die HSG daran, Nachhaltigkeit in ihre Studienprogramme auf allen Ebenen zu integrieren. Dies wird einerseits durch das Angebot spezialisierter Zertifikatsprogramme erreicht, wie z.B. dem Bachelorzertifikat «Integrative Sustainability Management» und dem Masterzertifikat «Managing Climate Solutions». Andererseits wird dies durch die Verankerung nachhaltigkeitsrelevanter Inhalte in den Kernbereichen der Studienprogramme umgesetzt.
Ein herausragendes Beispiel für die Integration von nachhaltigkeitsrelevanten Inhalten und Kompetenzen ist unser Master in International Affairs and Governance (MIA). Das Programm beleuchtet globale Herausforderungen wie den Klimawandel aus einer interdisziplinären Perspektive – von Betriebswirtschaft über Recht bis hin zur Politik – und bereitet damit Studierende auf Führungsrollen in internationalen Organisationen oder global operierenden Unternehmen vor. Besonders gefragt ist die MIA-Spezialisierung «Sustainability & Development», die wirtschaftliche, soziale, politische und ökologische Dimensionen international vernetzter Marktwirtschaften integriert betrachtet.
MIA reiht sich dabei in ein umfassendes Ausbildungsangebot im Bereich International Affairs ein, welches vom Assessmentjahr bis zur Doktoratsstufe reicht. Dozierende aus verschiedenen Schools – darunter die School of Management, die Law School und die School of Economics and Political Science – gestalten diesen Bereich aktiv mit.
Beispielsweise unterrichtet Professor Klaus Dingwerth einen Kurs zu Ethik, Klima und Gerechtigkeit, in welchem Studierende theoretische Konzepte auf konkrete Handlungsfelder anwenden. Diskutiert werden ethische Fragen rund um Migration, Spionage, globale Klimagerechtigkeit und Ernährungssicherheit. Die kritische Auseinandersetzung mit theoretischen Konzepten und praktischer Anwendung fördert ein tiefes Verständnis für die komplexen Zusammenhänge globaler Nachhaltigkeitsherausforderungen.
Im Frühlingssemester 2025 hat Klaus Dingwerth gemeinsam mit seinem Kollegen Professor Adrian Rinscheid den neuen Kurs «The Politics of Climate Change» auf Bachelorebene durchgeführt. Im Rahmen eines studierendenzentrierten Lernansatzes beschäftigten sich die Teilnehmenden ein Semester lang mit der Frage, was jede:r Studierende über Klimapolitik wissen muss. Die Ergebnisse der studentischen Projekte fliessen in die neue Pflichtvorlesung «Politikwissenschaft A» ein, die ab dem Herbstsemester 2026 Teil des Assessmentjahrs sein wird. Ziel dieser Vorlesung ist es, dass HSG-Studierende aller Fachrichtungen ein Grundwissen zu Klimapolitik und Nachhaltigkeit erwerben, da diese Themen sämtliche gesellschaftlichen Bereiche betreffen. Rinscheid blickt der Umsetzung mit Freude entgegen:
«Der Klimawandel ist eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit. Daher gehört er auch in die Grundlagenausbildung gleich zu Beginn des Studiums. In Politikwissenschaft A verbinden wir die Vermittlung grundlegender politikwissenschaftlicher Konzepte mit ihrer Anwendung auf den Klimawandel – und befähigen Studierende so, selbst Teil von Lösungen zu werden.»
Prof. Dr. Adrian Rinscheid, Assistenzprofessor für Climate Policy & Decision Making (SEPS-HSG)
Auch in der Weiterbildung ist Nachhaltigkeit ein integraler Bestandteil. Verschiedene Institute bieten Programme wie den «CAS Renewable Energy Management», den «CAS Sustainable Aviation Management», oder das Seminar «Sustainability Performance Management» an. Im EMBAx – einem gemeinsamen Programm mit der HSG Executive School und der ETH Zürich – ist «Business Ethics» eines der vier Kernthemen. Darüber hinaus widmet sich eine ganze Woche der Frage, wie Unternehmen Nachhaltigkeitsstrategien entwickeln können – mit Fokus auf Klimawandel, Umweltverschmutzung und Biodiversitätsverlust. Ergänzt wird dies durch interaktive Programmelemente wie die eXperiential week zu «Social Impact», in der die Teilnehmenden im Rahmen des Business Model Innovation Kurses praxisnah an Herausforderungen von Unternehmen und Non-Profit-Organisationen arbeiten und so lernen, innovative Geschäftsmodelle mit gesellschaftlichem Mehrwert zu entwickeln.
«Eine zukunftsfähige Wirtschaft braucht Führungskräfte, die Nachhaltigkeit nicht als Zusatz, sondern als strategischen Kern verstehen und integral praktizieren. Weiterbildung ist der Schlüssel, um dieses Mindset zu fördern und echte Transformation zu ermöglichen.»
Dr. Fabian Takacs, Dozent im Sustainability Modul im EMBAx
Diese Beispiele zeigen, dass Nachhaltigkeit bereits stark in dem Lehrangebot der HSG integriert ist. Jedoch ist die Weiterentwicklung der Nachhaltigkeit in der Lehre ein fortlaufender Prozess, der Offenheit, Innovation und Unterstützung braucht.
Im Rahmen der Initiative «Teach for Impact» unterstützt die HSG Lehrpersonen und Programmverantwortliche dabei, ökologische, soziale und wirtschaftliche Verantwortung in ihre Kurse und Programme zu integrieren. Ziel ist es, neue, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Lehrangebote zu entwickeln und gleichzeitig bestehende Programme zu erweitern, sodass Nachhaltigkeit fächerübergreifend verankert wird. Durch die enge Zusammenarbeit von Dozierenden, Studierenden und Programmleitenden trägt Teach for Impact zu einer ganzheitlichen Transformation des Lehrplans bei.
Konkrete Angebote wie Lehrtauschprogramme, individuelle Beratungen, Fortbildungen für Lehrkräfte und Unterstützung bei Programmreformen zeigen bereits erste Wirkungen. So gestaltete Dr. Benjamin Berghaus seinen Kurs «Research in Management» unter Berücksichtigung der Erkenntnisse aus dem Seminar «Exploring Sustainable Teaching: Insights and the Pedagogical Journey to Impact», das vom HDZ und dem Team Curriculum Development Sustainability organisiert wurde.
«Die Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeitsthemen hat meine Aufmerksamkeit wieder darauf gelenkt, was heute wirklich zählt und welches Potenzial wir als Lehrkräfte haben, etwas zu bewirken. Dadurch konnte ich meinen Unterricht so gestalten, dass Nachhaltigkeit für die Studierenden als ein attraktives Kernthema erscheint, bei dem sie glänzen können – und nicht als eine lästige Pflicht, die Widerstand hervorruft.»
Dr. Benjamin Berghaus, Dozent in Marketing, Strategie und Internationales Management
Darüber hinaus war die HSG in den Jahren 2023 und 2024 gemeinsam mit dem Network for Business Sustainability (NBS) und dem WWF Schweiz aktiv an der Entwicklung einer Plattform für Lehrmittel beteiligt. Die 2025 gestartete Plattform «Sustainability in Academia» (SiA) bietet Lehrkräften Zugang zu hochwertigen Lehrmaterialien in der Wirtschaftsausbildung und unterstützt ihr Engagement für mehr Nachhaltigkeit in ihren Kursen.