Campus - 09.02.2023 - 11:28
Die Schweiz hat 2050 als weltweit erstes Land komplett auf erneuerbare Energien umgestellt. Den Auftakt dazu machte 2025 eine Reihe politischer Massnahmen, darunter ein Verbot von Verbrennungsmotoren, neuer Öl- und Gasheizungen sowie ein massiver Ausbau alpiner Solaranlagen. Zu diesen Entscheiden des Bundesrates haben unter anderem klimabedingte Naturkatastrophen beigetragen, die 2023/24 diverse Industrienationen heimgesucht haben. Diese Katastrophenjahre führten weltweit zu einem politischen Kurswechsel und damit verstärktem Klimaschutz. Das Resultat: Die Welt hat 2050 laut einem Bericht des UN-Klimaausschusses IPCC das Ziel erreicht, klimaneutral zu werden.
Im gleichen Jahr geht auch die News um die Welt, dass McDonald’s global innert nur zwei Jahren 50 Prozent Umsatz verloren hat. Der Grund dafür ist die Firma All-Bugs, die gesunden und nachhaltigen Fast Food anbietet, der aus Insekten hergestellt wird.
Solche und weitere Utopien haben HSG-Studierende im vergangenen Herbstsemester im Rahmen des Kurses «Energy and Climate Governance» entworfen. «Der Anspruch bei dieser Aufgabe war, dass die Utopien realistisch sind. Das heisst sie beschreiben mögliche Zustände, die auf der Basis des heutigen Wissens- und Technologiestandes eintreten könnten», sagt der HSG-Dozent und Politologe Adrian Rinscheid. Er lehrt und forscht an der Radboud Universität in den Niederlanden zur Energie- und Klimapolitik sowie zum Entscheidungsverhalten politischer Akteure und übernimmt regelmässig Lehraufträge an der HSG.
Zum Auftakt des Kurses, den HSG-Masterstudierende verschiedenster Studiengänge besuchten, skizzierte Rinscheid in zwei Vorlesungen den Status Quo der globalen Klimapolitik. «Dieser Überblick ist zuerst einmal sehr ernüchternd, da der Klimawandel ein hochkomplexes, sogenanntes ‘wicked problem’ ist.» Es seien derzeit kaum griffige politische Lösungen in Sicht, gleichzeitig stehe die Menschheit unter Zeitdruck und Akteure mit verschiedensten Interessen seien in zahlreiche wichtige Entscheidungen eingebunden. Rinscheid: «Mit dem Kurs möchte ich den Studierenden aufzeigen, dass es auch für solche Problemstellungen Lösungsansätze gibt.»
Er wolle zudem, dass die jungen Frauen und Männer eine optimistische Perspektive aus dem Kurs mitnehmen. «Viele von ihnen werden später in leitenden Funktionen in Wirtschaft und Gesellschaft tätig sein. Es ist wichtig, dass sie daran glauben, etwas bewegen zu können.»
Im weiteren Verlauf des Kurses beschäftigten sich die Studierenden in Gruppen mit Themen wie internationalen Klimakonferenzen, dem Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik, Klimaschutz im Verkehrs- und Agrarsektor, Klimarecht, neue Technologien sowie der Rolle des Finanzsektors.
Zum Abschluss des Kurses schrieben die Studierenden Essays darüber, wie die Welt sich bis zu einem selbst gewählten Zeitpunkt in der Zukunft in Bezug auf den Klimawandel weiterentwickelt haben könnte. Die Studierenden mussten dafür mindestens drei Bereiche wie etwa Rechtsprechung, Finanzsektor und Agrarindustrie aufgreifen und verknüpfen.
«Das Nachdenken über die Zukunft trainiert die Vorstellungskraft. Ich habe zudem bewusst Utopien und keine Dystopien vorgegeben, da die Entwicklung einer positiven Perspektive lösungsorientierter und gleichzeitig viel herausfordernder ist, als einfach die heutigen Zustände bis zum schlechtesten Resultat weiterzudenken», sagt Rinscheid. Der Entwurf einer realistischen Utopie erfordere kreatives, vernetztes und unkonventionelles Denken. «Also Denkmuster, die die Studierenden auch in der hochkomplexen heutigen Arbeitswelt einsetzen müssen, um deren nachhaltige Transformation mitzugestalten.»
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