Veranstaltungen - 04.05.2012 - 00:00
4. Mai 2012. Deutschland gehe es gut, wenn es auch seinen Nachbarn gut gehe, sagte Peer Steinbrück. Die deutsche Wirtschaft hängt stark von Exporten ab, und zwei Drittel dieser gehen nach Europa. Auch darum könne Deutschland kein Interesse daran haben, die Euro-Währungsunion zu sprengen. Von einer politischen Auflösung der EU wollte er erst recht nichts wissen.
Er stellte dies auch in einen historischen Zusammenhang. Die jetzigen Generationen in Deutschland lebten in einem «privilegierten Ausnahmezustand», sagte Steinbrück. Was auch für viele andere Teile Europas gilt. Seit dem Dreissigjährigen Krieg habe es noch nie eine so lange Periode des Friedens und Wohlstandes gegeben. «Das ist nicht selbstverständlich» – und wesentlich der europäischen Integration seit dem Zweiten Weltkrieg zuzuschreiben.
«Wahnsinnig überzeugendes Projekt»
Peer Steinbrück betrachtete in seinen Ausführungen aber nicht nur Deutschlands Rolle in Europa, sondern vor allem auch Europa als Gemeinschaft – «ein wahnsinnig überzeugendes Projekt». Steinbrück listete dazu die Vorteile eines gemeinsamen Europas von Wirtschaftskraft bis kultureller Vielfalt auf. Als akute Probleme in diesem Projekt nannte er die Demokratisierung der europäischen Institutionen, die vorangetrieben werden müsse, und die Jugendarbeitslosigkeit, vor allem in südeuropäischen Staaten, die viel Konfliktpotenzial birgt.
«Führerschaft» und «Leadership»
Steinbrück sagte auch, es sei bis heute eine Hypothek für Deutschland, dass es teilweise den Ersten, komplett den Zweiten Weltkrieg sowie den Holocaust zu verantworten habe. Der Begriff Führerschaft sei im deutschen Kontext historisch betrachtet belastet. Darum brauche Deutschland Partner im europäischen «Leadership». Denn wäre Deutschland zu stark und dominant an Europas Spitze, käme in vielen Ländern Skepsis auf. Dann spiele das kollektive Gedächtnis.
Bild: Hannes Thalmann
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