Forschung - 15.09.2023 - 14:00
Laut der aktuellen Umfrage, die zwischen April und Juni 2023 durchgeführt wurde, haben mehr als 10% der international tätigen Schweizer Unternehmen kürzlich einen Teil ihrer Produktionsstätten in die Schweiz zurückverlegt. Weitere 10% planen künftig dasselbe zu tun. Als Gründe für den Rückzug aus dem Ausland nannten die befragten Unternehmen vor allem unzureichende Lieferzeiten, Lieferkettenschwierigkeiten, schlechte Produktqualität und unerwartet hohe Lohn- und Logistikkosten des Auslandsstandorts. Die Tendenz zur Rückführung von Produktionsstandorten zeigt sich dabei sowohl bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) als auch Grossunternehmen zu nahezu gleichen Teilen und ist über alle Branchen hinweg ersichtlich. «Man sieht jedoch, dass vor allem jene Unternehmen den Weg zurück in die Schweiz finden, deren Kund:innen mehr Wert auf Innovation, produktbezogene Services sowie Flexibilität legen und weniger preissensitiv sind», sagt Prof. Dr. Thomas Friedli, der die Studie am ITEM-HSG verantwortet. So sagen die Reshorer unter den befragten Unternehmen denn auch aus, dass sie im Vergleich zu der Zeit vor der Rückverlagerung nun zwar höhere Produktionskosten haben, dafür aber nachhaltiger und kundenorientierter aufgestellt sind.
Neben den höheren Lohnkosten hierzulande sehen die betroffenen Unternehmen auch den Fachkräftemangel, vor allem im Bereich Fertigung & Montage, als wichtigsten Nachteil des Produktionsstandortes Schweiz. Hier deckt sich ihre Einschätzung mit allen befragten Unternehmen. Auffallend ist ausserdem, dass die Energiekosten über die Erhebungen der letzten Jahre hinweg als immer relevanteres Hindernis für die Produktion in der Schweiz genannt werden. Alle befragten Unternehmen ordnen Cyberkriminalität und Engpässe bei natürlichen Ressourcen als die grössten Risiken der kommenden zehn Jahre ein.
Neben Reshoring haben Schweizer Unternehmen weitere Massnahmen zur Resilienzsteigerung ergriffen. Am meisten genannt wurde die Erweiterung der Lagerbestände (über 60% der Unternehmen), gefolgt von der Intensivierung der Beziehung zu Lieferanten (knapp 60%) und der Förderung von Problemlösungsfähigkeiten der Mitarbeitenden (rund 45%).
Die aktuelle Studie zeige, dass in der Schweiz Fertigungskapazitäten eher aus-, als abgebaut werden, sagt Fabian Specht, der beim ITEM-HSG als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Studie mitgewirkt hat. Die exportierende Schweizer Industrie habe es geschafft, sich auf Kundensegmente zu fokussieren, bei denen sie mit den traditionellen Schweizer Stärken wie Qualität und Zuverlässigkeit wettbewerbsfähig ist. Das Höchstlohnniveau in der Schweiz werde aber immer noch zumindest teilweise durch Auslandstandorte mit komplementären Fähigkeiten ausgeglichen.
Der Swiss Manufacturing Survey ist eine Umfrage unter dem produzierenden Gewerbe der Schweiz und wird vom ITEM-HSG seit 2017 jährlich durchgeführt. Dieses Jahr nahmen 379 Unternehmen aus 21 Branchen teil, davon sind 305 KMU und 74 Grossunternehmen.
Den Gesamtbericht des Swiss Manufacturing Survey 2023 finden Sie hier zum Download.
Bild: Adobe Stock / Konstantin Z
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