Campus - 17.09.2019 - 00:00
17. September 2019. Die Studentenschaft und der Mittelbau haben im Dezember 2018 unter den Doktorierenden der Universität St.Gallen eine Umfrage über ihre Situation bzgl. Betreuung und Arbeitsbedingungen durchgeführt. Von den damals eingeschriebenen 613 Doktorierenden haben 379 die Umfrage ausgefüllt. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 61,8%, was auf ein hohes Interesse und Bedürfnis der Doktorierenden hindeutet, Rückmeldungen zum Doktorat zu geben.
Vertretende des Mittelbaus und Prof. Dr. Kuno Schedler, Prorektor Forschung & Faculty, haben dem Senat am 16. September 2019 die Umfrage vorgestellt. Heute haben Mittelbau, Studentenschaft und das Prorektorat Forschung & Faculty gemeinsam die Untersuchung den Medien und der Öffentlichkeit präsentiert. Kuno Schedler bedankte sich dabei im Namen der Universitätsleitung für die grosse und wertvolle Arbeit, die eine wichtige Grundlage für weitere Verbesserungen zur Betreuung der Doktorierenden liefere.
Die wichtigsten Resultate
Empfehlungen von Studentenschaft und Mittelbau
Aus Sicht von Mittelbau und Studentenschaft ist es erfreulich, dass sich ein Grossteil der Befragten mit der Situation an der HSG im Wesentlichen zufrieden zeigt. Sogleich ist es jedoch zentral, die vorgebrachten Kritikpunkte ernst zu nehmen und Massnahmen zur Verbesserung aufzugleisen. Dabei ist den speziellen Herausforderungen bzgl. Betreuungs- und Arbeitsverhältnis Rechnung zu tragen. Studentenschaft und Mittelbau empfehlen der Universität deshalb u.a., die Kursqualität zu verbessern, neben den Semestergebühren anfallende zusätzliche Gebühren transparenter zu gestalten und zu senken sowie die Semestergebühren nicht zu erhöhen. Anforderungen, Erwartungen, Rechte und Pflichten an ein Doktorat sollen transparent kommuniziert werden. Die Arbeitsanforderungen und die Aufteilung der Arbeiten am Dissertationsprojekt und an der Universität sollen klarer kommuniziert werden – idealerweise in Form einer Doktoratsvereinbarung, welche von der Universitätsleitung verbindlich festgelegt und kontrolliert wird.
Zudem fordern Studentenschaft und Mittelbau die Anzahl Doktorierender pro Betreuerin oder Betreuer auf maximal zehn Personen zu begrenzen. Die Betreuenden sollen eine verbindliche Vorgabe erhalten, einmal pro Semester mit jedem Doktorierenden den Arbeitsfortschritt zu besprechen. Es sollen Forschungskolloquien und Schreibgruppen etabliert werden, in welchen sich Doktorierende gegenseitig ihre Arbeit vorstellen und Rückmeldungen geben können. Finanzierungsmöglichkeiten für Doktorierende zur Teilnahme an wissenschaftlichen Konferenzen sollen bereitgestellt und es soll sichergestellt werden, dass die Betreuenden ihre Doktorierenden ermutigen, ihre Forschung an internationalen Konferenzen vorzustellen. Zudem sollen die Doktorierenden einen festgelegten Anteil ihrer bezahlten Arbeitszeit fix für die Arbeit an ihrem Dissertationsprojekt nutzen können. Die Universität sollte den Umfang z.B. auf einen Tag pro Woche bei einer 70%-Anstellung festlegen und sicherstellen, dass regelmässig Mitarbeitenden-Gespräche geführt werden sowie Überzeit kompensiert werden kann.
Studentenschaft und Mittelbau empfehlen zudem, die Doppelrolle als Vorgesetzte oder Vorgesetzter und Betreuerin oder Betreuer und das damit verbundene Machtungleichgewicht aufzulösen, indem Betreuung und Begutachtung getrennt und durch ein Dissertationskomitee durchgeführt werden. Zudem soll die Universitätsleitung wissenschaftlich integres Verhalten bei Autorenschaften durchsetzen, so dass lediglich die Personen, die einen signifikanten wissenschaftlichen Beitrag zu einer Publikation leisten, auch als Co-Autorinnen oder Co-Autoren auftreten dürfen sowie Weiterbildungskurse für Doktoratsbetreuende anbieten.
Doktoratsbroschüre, Workshop, Jobbeschreibungen
Das Rektorat begrüsst die Umfrage, die seinen Bestrebungen entgegenkommt, die Qualität des Doktorates in Abstimmung mit den nationalen und internationalen Standards laufend weiterzuentwickeln. Ein Doktorat stellt eine wissenschaftliche Prüfung über mehrere Jahre dar. Damit verbunden ist ein grosser Leistungsdruck mit überdurchschnittlich hohem Zeitaufwand. Gerade deshalb ist es für die HSG wichtig, die gegenseitigen Erwartungen zu klären und gemeinsam mit den Studierenden und dem Mittelbau Forschungsbedingungen zu gewährleisten, die eine erfolgreiche Dissertation ermöglichen.
Die Ergebnisse der Umfrage bestätigen die Notwendigkeit, weiter am Thema zu arbeiten. Gleichzeitig liefert die Untersuchung eine repräsentative Sicht auf die Situation der Doktorierenden aus deren Warte. Bei den meisten Punkten handelt es sich indes nicht um ein HSG-spezifisches Problem, sondern vielmehr um Aspekte, die sich an verschiedenen Schweizer Hochschulen zeigen. Die Empfehlungen von Studentenschaft und Mittelbau entsprechen zu einem grossen Teil auch internationalen Standards.
Nachdem bereits in den vergangenen Jahren zahlreiche Verbesserungen realisiert werden konnten – wie mit der Reform der Promotionsordnung, der Fallkonferenz oder den Gesprächen des Rektorats mit einzelnen Betreuenden – wird mit Beginn des Herbstsemesters 2019 eine neue Doktoratsbroschüre publiziert, welche die Grundlage für die Klärung der Rechte und Pflichten der Doktorierenden und ihren Betreuenden sowie deren Betreuungsvereinbarung bildet. Ende Oktober 2019 wird ein Workshop Excellence in PhD Supervision für sämtliche Betreuenden von Doktorierenden an der Universität St.Gallen durchgeführt. Und für 2019/2020 sind Jobbeschreibungen für alle akademischen Positionen der HSG inklusive Doktorierende geplant. Bei den Positionen mit vorgesehener Doktoratsbetreuung werden spezifische Erwartungen in den Kategorien Forschung und Führung aufgenommen. Diese Jobprofile spielen auch bei den Berufungsverfahren eine wichtige Rolle.
Entscheide in den universitären Gremien
Die Universitätsleitung plant, im Herbstsemester 2019 die Umfrage und die Empfehlungen von Studentenschaft und Mittelbau ausführlich in sämtlichen universitären Gremien zu besprechen und mögliche weiterführende Massnahmen zu diskutieren und abzuleiten. Mit ersten Resultaten ist im Frühjahr 2020 zu rechnen.
Bisher erfolgte Massnahmen
Die komplette Doktorierenden-Umfrage ist rechts oben als Download verfügbar.
Die Doktoratsbroschüre ist als E-Paper oder als PDF via publishing.unisg.ch erhältlich und kann gedruckt via doktorat@unisg.ch bestellt werden.
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