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Hintergrund - 07.10.2019 - 00:00 

Geschichtsstunde: Paul Alther – Alumnus, Stifter und Ehrendoktor

Die alljährliche Auszeichnung für die beste Masterarbeit in Rechts- und Staatswissenschaften sowie die Rektoratskette gehen auf Paul Alther zurück. Im Frühjahr 1907 schrieb er sich an der erst wenige Jahre zuvor (1899) eröffneten Handelsakademie St.Gallen ein.

Geboren am 19. August 1889 in St.Gallen, erhielt er nach zwei Jahren Gymnasium und weiteren drei Jahren an der Merkantilabteilung der Kantonsschule St.Gallen (heute Kantonsschule am Burggraben) das Reifezeugnis. Damit war der Grundstein für ein kaufmännisches Studium gelegt. Im Frühjahr 1907 schrieb er sich an der erst wenige Jahre zuvor (1899) eröffneten Handelsakademie St.Gallen ein. Er studierte vom Sommersemester 1907 bis zum Sommersemester 1909 wirtschaftliche, juristische und sprachliche Fächer. In der ersten Verbindung der Akademie, der Mercuria San Gallensis, wurde Alther (v/o Wotan) aktives Mitglied. Er konnte sein Studium im August 1909 mit dem kaufmännischen Diplom abschliessen.

Karriere im Versicherungswesen

1914 trat Paul Alther in die Dienste der Schweizerischen Rückversicherungs-Gesellschaft Zürich (heute Swiss Re) ein. Er machte dort eine steile Karriere und stieg zum Direktor der Gesellschaft auf. Im Dezember 1931 ernannte ihn der Verwaltungsrat zum Generaldirektor. Der heutigen HSG blieb der Alumnus lebenslang verbunden: In einem Schreiben vom 7. Januar 1932 bedankte sich Alther bei Rektor Prof. Dr. Paul Oettli für die Gratulation zu seiner Ernennung zum Generaldirektor mit den Worten: «Ich danke Ihnen herzlich und auch der Handelshochschule, die ja letzten Endes an dem, was ich in meinem Leben erreicht habe, ein nicht zu unterschätzendes Verdienst hat.»

Spende der Rektoratskette (1939)

Ausdruck seiner besonderen Dankbarkeit der Hochschule gegenüber war die Spende der Rektoratskette 1939: Im Juni des Jahres schrieb er dem Rektor Prof. Dr. Walther Hug: «Bei Anlass meines 25-jährigen Jubiläums in den Diensten der Schweizerischen Rückversicherungs-Gesellschaft, das ich kürzlich begehen durfte, habe ich mit besonderer Dankbarkeit der Alma Mater in St.Gallen gedacht (…) Es ist mir ein Bedürfnis, bei dieser Gelegenheit meiner Dankbarkeit einen sichtbaren Ausdruck zu verleihen.» Am 11. November 1939 übergab Paul Alther dann in einer illustren Runde geladener Gäste im Sitzungs- und Rektoratszimmer der Handels-Hochschule an der Notkerstrasse die goldene Rektoratskette. Die Übergabe fand angesichts der bedrückenden Zeitumstände (Ausbruch des Weltkriegs wenige Woche zuvor) in einem würdigen Rahmen, aber nicht in freudiger Heiterkeit statt.

Die handgefertigte Kette, vom Typ einer Ankerkette, ist ein Produkt St.Gallischen Kunstgewerbes und wurde von Goldschmied Ernst Frischknecht gefertigt. Im Zentrum steht eine Goldscheibe von 8 cm Durchmesser, mittig mit dem ziselierten Wappenbär der Stadt und der Umschrift «Handels-Hochschule St.Gallen». Eine zweite, kleinere Goldscheibe zeigt die Erdkugel mit den Kontinenten und Meeren. Der Stiftungszweck ist auf der Rückseite der grossen Scheibe eingraviert: «Der Handelshochschule St.Gallen als Zeichen der Dankbarkeit für den von ihr in den Jahren 1907-1909 empfangenen Reichtum an wissenschaftlichen und ethischen Werten. Paul Alther November 1939». Der Rektor trägt die Rektoratskette noch heute an den besonders feierlichen Anlässen wie dem Dies academicus oder den Graduation Days.

Weiteres berufliches Engagement und kulturelles Interesse

Ende 1950 trat Paul Alther als langjähriger Generaldirektor der Schweizerischen Rückversicherungs-Gesellschaft zurück und übernahm das Amt eines Präsidenten des Verwaltungsrats der American International Underwriters Overseas Corporation. Er pflegte auf seinen weltweiten Reisen internationale Wirtschaftsbeziehungen. Zahlreiche längere Aufenthalte in Asien und während des zweiten Weltkriegs in den USA boten ihm die Gelegenheit, mit bedeutenden Persönlichkeiten aus den verschiedensten Kulturkreisen Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Ein besonderes Interesse Althers galt den Religionen und der Kunst des Mittleren und Fernen Ostens. Seine herausragende Privatbibliothek und Kunstsammlung in Zürich und Ascona zeugten von dieser Leidenschaft.

Ehrendoktorat der Hochschule und Alther-Stiftung

Am Hochschultag 1951 erhielt Paul Alther «in Anerkennung seiner hervorragenden Leistungen für die Schweizerischen Rückversicherungs-Beziehungen» von der Handels-Hochschule den Ehrendoktortitel verliehen. Nach seinem Tod (31. August 1961) übergaben seine Erben der Hochschule ein grosszügiges Geldgeschenk, auf das noch heute die alljährliche Verleihung des Paul Alther-Preises für die beste Diplomarbeit (heute Masterarbeit) in Rechts- und Staatswissenschaften zurückgeht.

Durch die Rektoratskette und die Stiftung wird die Erinnerung an den Alumnus Paul Alther bis heute aufrechterhalten.

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