Forschung - 26.09.2024 - 16:00
Um die Innovationsfähigkeit der führenden Pharmaunternehmen zu bewerten, konzentrierten sich die Forschenden auf die von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) erteilten Zulassungen für neue Medikamente im Zeitraum von 2014 bis 2023. Sie stellten dabei fest, dass Anzahl und Anteil der FDA-Zulassungen von Medikamenten aus dem Hause der 20 führenden Pharmakonzernen in diesem Zeitraum stark abgenommen haben. Während im Jahr 2014 noch 90 % der FDA-Neuzulassungen von den 20 führenden Pharmaunternehmen stammten, waren es 2023 nur noch deren 35 %. Auch der Anteil der von den untersuchten Firmen stammenden so genannten «First-in-Class»-Medikamenten nahm in diesem Zeitraum von 82 % auf 35 % ab. Dies sind Medikamente, welche einen gänzlich neuen Wirkmechanismus aufweisen und als Indikatoren für bedeutende wissenschaftliche Fortschritte gelten. «Unsere Resultate zeigen, dass die Produktivität in der Forschung und Entwicklung (F&E) von Big Pharma massiv abgenommen hat. Das gefährdet langfristig die Profitabilität dieser Unternehmen», sagt Prof. Dr. Oliver Gassmann vom Institut für Technologiemanagement der HSG, der an der Studie mitgewirkt hat.
Die meisten der von der FDA zugelassenen Medikamenten stammten nun eher von Biotech- oder spezialisierten Pharmaunternehmen, die sich auf innovative Therapien konzentrieren, erklärt Oliver Gassmann. «Diese kleineren und spezialisierten Firmen haben innovative Ansätze, die zu einem Anstieg der Zulassungen durch die FDA führen.» Beispiele hierfür seien Moderna - führend bei RNA-basierten Impfstoffen und Therapien oder Regeneron Pharmaceuticals - aktiv im Bereich von Biologika und monoklonalen Antikörpern. Aber auch innerhalb der untersuchten 20 grossen Pharmaunternehmen gibt es Unterschiede hinsichtlich Innovationskraft. Unternehmen wie AstraZeneca, Novartis und Pfizer konnten sich erfolgreicher positionieren als die anderen untersuchten Grossunternehmen.
Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass die abnehmende Innovationsleistung nicht unbedingt mit einer Abnahme der F&E-Aktivitäten zusammenhängen muss. Vielmehr könnte es sein, dass die F&E-Ressourcen weniger erfolgreich allokiert werden. Um die Wettbewerbsfähigkeit im Innovationsrennen zu erhöhen, müssten die grossen Unternehmen neue Wege gehen, sagt Oliver Gassmann: «Innovationsprozesse sind zu öffnen für externe Partner und externes Wissen. Wir fassen dies zusammen im Ansatz des «Collaborative Advantage», bei dem gemeinsam in partnerschaftlichen, komplementären Allianzen mehr erreicht werden kann.» Auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz sei in der Frühphase stärker zu forcieren. «Unternehmen wie Insilico zeigen, dass KI getriebene Medikamentenentwicklung erfolgreich funktionieren kann.»
Die Studie wurde vom Institut für Technologiemanagement der HSG in Zusammenarbeit mit der technischen Hochschule Ingoldstadt, der Hochschule Fresenius und der Unversität Tübingen durchgeführt.
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