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Forschung - 19.06.2025 - 10:00 

Wie KI die Stadtplanung revolutionieren könnte

Könnten wir bald unsere Städte mitgestalten, indem wir einfach ein Foto machen und unsere Ideen eintippen? Eine neue Studie der Universität St.Gallen (HSG) zeigt auf, wie generative KI die Bürgerbeteiligung in der Stadtentwicklung verändern könnte.
Mittels KI-App könnte die Bevölkerung selbst Vorschläge für die Veränderung des Stadtbildes einbringen.

Die aktive Beteiligung der Bevölkerung ist entscheidend für die Schaffung sozial nachhaltiger Städte. Bisherige Beteiligungsformen sind oftmals aufwendig für die Nutzenden oder erfordern Fachkenntnisse. Eine aktuelle Studie der Universität St.Gallen (HSG) hat nun untersucht, inwieweit generative KI (GenAI) es Bürger:innen ermöglichen kann, ihre Ideen für die Stadtentwicklung visuell darzustellen und einzubringen. Ziel war es, herauszufinden, wie GenAI genutzt werden kann, um bestehende Hürden abzubauen und die Beteiligung zu fördern.

Mit KI die Stadt mitgestalten

Die Forschenden Adrian Preussner, Anna Crescenza, Florian Mathis und Johannes Schöning von der School of Computer Science der HSG (SCS-HSG) führten dazu mehrere Studien durch. Dabei wurde mit Hilfe eines bereits existierenden Tools untersucht, inwiefern Proband:innen ihre selbst aufgenommenen Fotos von städtischen Räumen mithilfe von KI manipulieren können, um ihre Entwicklungsideen zu visualisieren. Anschliessend wurden Interviews mit Expert:innen von Stadtverwaltungen und lokalen Vereinen geführt. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wurde ein Co-Creation-System namens UrbAI prototypisch entwickelt und mit weiteren Personen evaluiert.

KI beflügelt Kreativität, kann aber auch zu Ausschluss führen

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass GenAI das Potenzial hat, die Kreativität der Bürger:innen zu beflügeln und sie stärker in die Stadtentwicklung einzubinden. Durch die Möglichkeit, ihre Ideen visuell darzustellen, wird die Bevölkerung ermutigt, über ihre Vorstellungen zu reflektieren und diese zu verfeinern. Allerdings wurden auch Herausforderungen beobachtet, insbesondere bei der Formulierung geeigneter Anweisungen (Prompts), um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Die Expert:innen betonten den Wert von GenAI in frühen Phasen der Bürgerbeteiligung, äusserten aber auch Bedenken hinsichtlich des Ausschlusses älterer Menschen und digitaler Laien. Die anschliessende Evaluation des Prototyps UrbAI zeigte, dass die Teilnehmenden die Integration von GenAI in einen geführten Prozess schätzten, der ihre Bedürfnisse in Ideen umsetzt und gleichzeitig die Zusammenarbeit mit anderen Bürger:innen fördert.

Potenziale und Perspektiven für die Zukunft

Die Studie zeigt, dass GenAI ein vielversprechendes Werkzeug ist, um die Bürgerbeteiligung in der Stadtentwicklung zu fördern. «Wir sehen in der Nutzung von GenAI kein Ziel des Wandels, sondern ein Werkzeug, um Wandel zu fördern. Indem sie Bürger:innen dabei unterstützt, ihre Ideen visuell auszudrücken, bieten KI-generierte Bilder das Potenzial, Ideenräume aufzuzeigen und den Dialog zwischen verschiedenen Akteur:innen in der Stadtentwicklung zu erweitern», erklärt Mitautor Adrian Preussner von der SCS-HSG.

Zukünftige Forschung sollte sich gemäss den Forschenden darauf konzentrieren, wie GenAI in bestehende Beteiligungsprozesse integriert werden kann, welche Herausforderungen und Einschränkungen bestehen und wie mögliche negative Auswirkungen, wie der Ausschluss bestimmter Bevölkerungsgruppen, vermieden werden können. Die Ergebnisse wurden im April auf der führenden internationalen Fachtagung ACM CHI in Yokohama vorgestellt.

 

Bild: School of Computer Science

 

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