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Campus - 08.05.2023 - 15:12 

Klimakrise und Nachhaltigkeit bestimmend beim 52. St.Gallen Symposium

Nachhaltigkeit war eines der bestimmenden Themen des 52. St.Gallen Symposiums. Veränderungen fordert auch die Südafrikanerin Mamphela Ramphele: Die Club of Rome-Co-Präsidentin, Aktivistin und Ärztin war bereits zum dritten Mal an der HSG zu Gast. Sie sagt, das Symposium sei ein einzigartiger Treffpunkt der Ideen und Ansichten.
Podiumsdiskussion mit der ehemaligen Club-of-Rome-Präsidentin Mamphela Ramphele (zweite von links) beim 52. St.Gallen Symposium

«Ich finde es bewundernswert, wie die HSG jungen Menschen den Freiraum gibt, das Symposium selbständig zu organisieren. Eine so starke studentische Initiative habe ich noch an keiner anderen Universität gesehen», sagte Mamphela Ramphele in einem Gespräch während des 52. St.Gallen Symposiums. An diesem hatten sich am 4. und 5. Mai 2023 auf dem HSG-Campus über 1000 Teilnehmende in 70 Sessions zum Leitthema «A new generational contract» ausgetauscht. Die 75-jährige Südafrikanerin Ramphele ist ein Beispiel dafür, welch vielfältige professionelle und persönliche Hintergründe während der zwei Tage jeweils aufeinander treffen: Sie ist Ärztin und Geschäftsfrau und war Anfang der 2000er-Jahre im Vorsitz der World Bank. In ihrer Heimat engagierte sie sich ab Ende der 1960er-Jahre im «Black Consciousness Movement», das gegen die Apartheid kämpfte. Seit 2018 ist sie Co-Präsidentin des wachstumskritischen «Club of Rome».
 
Der «Club of Rome» hat während des letzten Jahres gemeinsam mit dem St. Gallen Symposium sieben Prinzipien für einen neuen Generationenvertrag erarbeitet – dies auf der Basis von internationaler Forschung. Die Prinzipien lauten: Verantwortung, Care, Regeneration, Offenheit, Mitsprache, Vergangenheits- und Zukunftsbewusstsein und Zusammenarbeit. «Alle von uns - ob Studierende oder Berufstätige - werden diese Grundsätze als Bezugsrahmen mitnehmen, innerhalb dessen wir künftig unsere Entscheidungen treffen», sagte Ramphele.

Treffpunkt der Ideen und Generationen

Das St.Gallen Symposium, an dem Ramphele zum dritten Mal in Folge teilnahm, sieht sie als Treffpunkt der Ideen und Ansichten: «Die Veranstaltung ermöglicht einen regen Austausch zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Generationen. Die Teilnehmenden gewinnen so neue Erkenntnisse. Darauf aufbauend können sie vom Wissen zum Handeln kommen.» Dieses Handeln sei zwingend nötig, denn: «Die aktuellen Wirtschafts- und Finanzsysteme tragen heute zu einer immer grösseren globalen Ungleichheit bei.» Gleichzeitig seien die natürlichen Grundlagen der Erde akut bedroht.

Zum Austausch zwischen den Generationen hatte auch Leo Legler aufgerufen. Er ist einer von drei studentischen Co-Präsident:innen des Symposiums, das von einem Kernteam von 26 Studierenden sowie über 500 freiwilligen Hilfskräften organisiert wird. «Sprechen Sie jeden Tag mit fünf verschiedenen Menschen aus anderen Generationen. Nehmen Sie die Erkenntnisse aus diesen Gesprächen mit in Ihren Alltag», so Legler während der Eröffnung des Symposiums. 

Eine Vertreterin der jungen Generation war in St.Gallen unter anderen die 26-jährige ugandische Klimaaktivistin Vanessa Nakate. «Beim Klimawandel geht es nicht um das Wetter oder die Statistiken, sondern um die Menschen», sagte sie. Sowieso war das Thema der Klimakrise und damit verbunden der Nachhaltigkeit eines der bestimmenden: Darüber diskutierten etwa hochrangige Vertreter von globalen Marken wie Hugo Boss, Asics oder Omega, aber auch der deutsche Philosoph Richard David Precht und der deutsche Arzt und «Scientists for Future»-Mitgründer Eckart von Hirschhausen gemeinsam im SQUARE. Unter den Teilnehmenden waren zudem Politker:innen wie Bundesrat Guy Parmelin, Ständerat Thierry Burkhardt oder die deutsche Grüne Ricarda Lang, Jungunternehmer:innen wie Sarah Maria Nordt vom nachhaltigen Label Sanoge sowie der US-amerikanische Bildungsinnovator Sal Khan.

Schlüsselrolle der Universitäten

Mamphele selbst trat an einer Diskussionsrunde mit dem Titel «Long-termism, now!» auf. Sie forderte darin ein Umdenken weg von kurzfristigen Zielen hin zu strategisch-langfristigen. «Mit Langfristigkeit meine ich das Denken über die eigene Generation und auch über die eigene Gemeinschaft hinaus», sagte sie. Die Universitäten und die Bildung allgemein spielten bei diesem Perspektivenwandel eine wichtige Rolle. «Die HSG bildet junge Menschen aus, die danach oft in Unternehmen arbeiten. Und die meisten Unternehmen denken heute in kurzen Zeiträumen, zum Beispiel in Quartalskennzahlen. Natürlich können die Studierenden nicht als Neulinge in die Berufswelt kommen und sofort die Regeln ändern - aber sie können an den richtigen Stellen kritische Fragen stellen, um Veränderungen anzustossen», sagte Mamphele.

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