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Campus - 02.09.2022 - 16:42 

HSG-Studierende werden zu Mentoren für St.Galler Schulkinder

In einem neuen Kurs verbringen HSG-Studierende wöchentlich mit St.Galler Primarschulkindern Zeit. Die Kinder werden so vielfältig gefördert und die Studierenden entwickeln Kompetenzen, die auch im Berufsleben wichtig sind.

«Dass Studierende im Rahmen eines Seminars ein Jahr lang Kinder begleiten, ist ein vollkommen neuer Ansatz des ‘Service Learning’ an der HSG», sagt der HSG-Dozent Michael Peters. Der Grundgedanke des Service Learning ist es, im Rahmen des akademischen Lehrens und Lernens etwas für Andere zu leisten. Peters ist Coach und Mitarbeiter im Coaching-Programm der HSG. Er führt mit dem Psychotherapeuten und Organisationspsychologen Florian Schulz den neuen Kurs «DreamTeam: Mentoringprogramm für die nächste Generation» durch. In diesem verbringen HSG-Bachelorstudierende ab dem Herbstsemester 2022 während eines Jahres wöchentlich Freizeit mit St.Galler Primarschulkindern. Das können etwa Besuche im Museum, Theater oder Zoo sein oder auch gemeinsames Spazieren, Sport, Spielen, Basteln und Kochen. 

Persönlichkeitsentwicklung für Kinder und Studierende

Davon profitieren beide Seiten, wie Peters sagt: «Viele der Kinder kommen aus Familien, die mit vielen Herausforderungen konfrontiert sind. Die Aufmerksamkeit und der spielerische Umgang mit den Studiernenden fördern die positive Entwicklung der Kinder nachhaltig. Aber auch die Studierenden entwickeln durch die Begegnungen wichtige soziale und fachliche Kompetenzen.» Dazu gehören etwa Verständnis und Empathie, selbstreflektiertes Handeln, der Umgang mit Grenzen, eine entwicklungsorientierte Beziehungsgestaltung und positive Gesprächsführung sowie ein vertieftes Verständnis für verschiedene Lebenswelten. «Der Umgang mit Kindern spiegelt Herausforderungen, die die Studierenden später auch in der Arbeitswelt antreffen. Es geht beispielsweise darum, Verantwortung zu übernehmen, Menschen zuzuhören, sie zu fördern und Konfliktsituationen konstruktiv zu lösen», sagt Peters. 

Der Kurs ist Teil des Kontextstudiums der HSG: Dieses ist für alle Studierenden verpflichtend. Es umfasst auf Bachelorstufe rund einen Sechstel des Studienumfangs und fokussiert auf gesellschaftliche, historische und kulturelle Themen sowie Fremdsprachen und erweiterte Kompetenzen («Skills»).

Neue Impulse für Lehre und Forschung an der HSG

Die HSG setzt das «DreamTeam»-Programm in Zusammenarbeit mit EDUCA SWISS, einer Stiftung für Bildungsförderung und -finanzierung, um. «DreamTeam» setze «neue Impuls in Lehre und Forschung» an den beteiligten Hochschulen, schreibt EDUCA SWISS. Neben dem Kurs an der HSG führt auch die Ostschweizer Fachhochschule (OST) eine entsprechende Veranstaltung durch. Jede Bildungsinstitution legt dabei inhaltliche eigene Schwerpunkte. 

Die HSG-Studierenden beschäftigen sich während des einjährigen Kurses beispielsweise mit dem Thema soziales Unternehmertum. «Ausserdem werden sie zu Beginn in einem intensiven Blockkurs pädagogisch geschult und in die kindliche Entwicklungspsychologie eingeführt», sagt HSG-Dozent Peters. 

Beitrag für die Bildungsgerechtigkeit

Die HSG-Studierenden leisten mit dem Kursbesuch auch einen Beitrag an die Bildungsgerechtigkeit. Die soziale Herkunft hat in der Schweiz einen starken Einfluss darauf, welchen Bildungsweg junge Menschen einschlagen. Laut Bundesamt für Statistik (BfS) haben 55,6 Prozent der Studierenden an Schweizer Universitäten mindestens einen Elternteil mit Hochschulabschluss. Der Anteil der Personen mit mindestens einem hoch gebildeten Elternteil ist bei den Studierenden damit wesentlich höher als bei der ständigen Wohnbevölkerung, so schreibt das BfS.

Die HSG-Studierenden verbringen darum Zeit mit Kindern, die beispielweise sprachliche Schwierigkeiten haben oder deren Eltern wenig Ressourcen für Freizeitaktivitäten haben. Laut EDUCA SWISS steigert «DreamTeam» etwa die Sozialkompetenzen der Kinder, ihre schulischen Leistungen verbessern sich und der Umgang mit Konfliktsituationen wird geübt. Peters als ausgebildeter Coach und der HSG-Psychologe Schulz unterstützen die Studierenden mit regelmässigen fachlichen Inputs und Intervisionsitzungen. In diesen reflektieren die Studierenden im Kurs ihre Erlebnisse mit den Kindern und diskutieren miteinander Herausforderungen. Jedes Semester wird jeweils mit einem Fest abgeschlossen, an dem alle Studierenden, die Schulkinder sowie Angehörige zusammenkommen. Für Peters ist klar: «Der Kurs ist auch für uns Dozierende ein spannendes Experiment.»

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