Campus - 03.06.2024 - 09:17
Eine Software, die Bauanträge eigenständig prüft, KI-gestützte Reiseführer und Ernährungsberater sowie die automatisierte Erstellung von Patientenakten: Diese und weitere Geschäftsideen wollen junge Startups von HSG-Studierenden derzeit marktfähig machen.
Kürzlich stellten neun Gründer:innen ihre Startups vor. Anlass dazu war der Abschluss des «Entrepreneurial Talents Pro-gramm» (ETP). In diesem fördert Startup@HSG (siehe Textbox unten) jedes Semester bis zu zehn unternehmerische Talente. Diese erhalten dabei einen Förderbeitrag von bis zu 4000 Franken, Office Space sowie Coachings zu diversen Themen wie Finanzierung, Strategie oder Recht. Ausserdem verknüpft die HSG die jungen Unternehmer:innen mit erfolgreichen Gründer:innen und Investor:innen.
«Viele von euch stellen sich mit ihren Geschäftsideen wichtigen gesellschaftlichen Herausforderungen», sagte Prof. Dr. Dietmar Grichnik, HSG-Professor für Entrepreneurship und Technologiemanagement und Prorektor für Innovation & Qualität, zu den ETP-Teilnehmenden. Er hatte das ETP-Programm mit seinem Team vor zwölf Jahren lanciert.
So hat sich das Startup Cleriq beispielsweise vorgenommen, dank Automatisierung Kosten im Gesundheitswesen zu senken: Das Startup entwickelt ein Praxisinformationssystem für Hausärzte, das KI-gestützt ist und viele Informationen automatisiert erfasst und verarbeitet. «Das soll Bürokratie reduzieren, Fachkräfte entlasten und Diagnostik-Doppelungen vermeiden», sagt Cleriqs Co-Gründerin Anna Haltiner, die an der School of Medicine der HSG Medizin studiert.
Sie lernte ihre Co-Gründer:innen Maximilia Arrich und Florian Benkhalifa – beide HSG-Doktoranden – sowie Céline Kurt, Medizinstudentin in Basel, an der Ideation Week der HSG-School of Medicine kennen.
Das ETP-Programm sei für Cleriq entscheidend gewesen, sagt Haltiner: «Wir erhielten wertvolle Einblicke in die notwendigen Schritte zur Gründung eines Startups. Besonders bereichernd war der Austausch mit den anderen Teilnehmenden, potenziellen Investoren:innen und unserer Coachin.»
Das Startup Gaudio hat eine App entwickelt, die mittels KI zum Begleiter durch Kulturräume wie etwa Museen, historische Bauwerke oder Galerien wird. Die App soll dank individualisiertem Angebot verschiedenste Interessen ansprechen: «Stell dir vor, du sprichst mit Vincent van Gogh, während du seine Gemälde betrachtest, oder du erlebst die Geschichte von Dschingis Khan aus seiner eigenen Perspektive», sagt Go-Gründer Dominic Graber.
Gaudio hat soeben seinen ersten Prototypen erstellt – eine Führung durch die Kunstwerke auf dem HSG-Campus. «Wir sind jetzt an möglichst viel Feedback von Nutzenden interessiert», so Graber. Der Zugang zu Gaudio kann hier beantragt werden.
Das ETP-Programm habe Gaudio die Gelegenheit geboten, vor diversen Unternehmer:innen und Investor:innen ihre Geschäftsidee zu präsentieren. Insgesamt biete die HSG eine hervorragende Atmosphäre für Startups. Mit im Gaudio-Team sind auch Luisa Lager – wie Graber Studentin im Master in Business Innovation - und der ETH-Computerwissenschaftler Nicolas Hoferer.
Nebst der Lancierung eines Prototypen konnte Gaudio in den letzten Monaten erste Finanzierungen einholen: So erhielten sie ein «AI Innovation Booster»-Paket von Innosuisse in der Höhe von 20'000 Franken sowie das Startfeld Förderpaket in der Höhe von 18'000 Franken.
Das Startup Optiverse lancierte eine KI, die eigenständig längere Videos zusammenfasst, nach den Bedürfnissen der Nutzenden strukturiert und auch übersetzt – nützlich beispielsweise für die Auswertung längerer Online-Meetings oder Webinare. Hinter dem Startup stehen HSG-Student Mario Assaf, ETH-Absolvent Elio Assaf sowie EPFL-Absolvent Raphael Ausilio.
Auch das war eine Auffälligkeit der aktuellen ETP-Kohorte: In vielen Startups schliessen sich HSG-Studierende mit Kolleg:innen von anderen Schweizer Universitäten zusammen und verbinden so ihr Wissen aus der Business- und Tech-Welt.
Ebenfalls auf KI setzt YumAI. Die Online-Plattform erstellt Ernährungspläne, Rezepte und Einkaufslisten – für gesundheitsbewusste Personen. Aber auch der Einsatz im medizinischen Bereich sei möglich, so HSG-Student Samuel Walliser, der das Startup mit Pascal Lüthy gründete. «Die Plattform kann beispielsweise spezialisierte Ernährungspläne für Diabetespatienten erstellen.» Die Plattform könne in Zukunft auch von Gesundheitsdienstleistern wie Krankenkassen oder Ernährungsberater:innen in deren Angebot integriert werden. Das ETP-Programm habe sie in Kontakt mit diversen Expert:innen gebracht.
Entrepreneurship-Experte Grichnik gab den Gründer:innen mit auf den Weg, dass es «jetzt an die Umsetzung und die Detailarbeit» gehe. Und er wies die Startups darauf hin, dass sich einige von ihnen für eine Bewerbung für den HSG START Accelerator eignen könnten. Dieses Programm ist ein Gemeinschaftsprojekt der HSG zusammen mit START Global und dem Switzerland Innovation Park Ost. Ab 2025 sollen nationale und internationale Startups beim Wachstum und der Professionalisierung unterstützt werden.
Das Entrepreneurial Talents Program ist das Stipendienprogramm von STARTUP@HSG, das jährlich 15-20 Talente auf ihrem unternehmerischen Weg mit Workshops, Coaching, Vernetzung und Finanzierung unterstützt. Das Programm hat seit seiner Gründung mehr als 120 Startups gefördert, um Talente auf die Ausführungs- und Aufbauphase vorzubereiten. STARTUP@HSG, als Teil des Prorektorats für Innovation & Qualität (PIQ) der Universität St.Gallen, dient als zentrale Drehscheibe für unternehmerische Aktivitäten und Innovationstransfer an der HSG.
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