close

Forschung - 21.05.2014 - 00:00 

Zustimmung zum Atomausstieg

Das 4. Kundenbarometer Erneuerbare Energien zeigt, was Schweizer Kundinnen und Kunden aktuell zum Thema Energie denken. In der Befragung stimmten 77 Prozent der Haushalte einem mittelfristigen Automausstieg eher oder völlig zu.

$alt 

23. Mai 2014. Das Kundenbarometer basiert auf einer repräsentativen Befragung von 1264 Privathaushalten in der Deutsch- und Westschweiz. Die wissenschaftliche Leitung lag beim Good Energies Lehrstuhl für Management Erneuerbarer Energien der Universität St.Gallen. Raiffeisen finanzierte die Durchführung der Befragung und unterstützte deren Ausgestaltung. Ein Vergleich der aktuellen mit den letztjährigen Antworten zeigt, wie sich die Einstellungen im Laufe der Zeit verändern. 

In der Sommersession setzt das Parlament die Beratung der gesetzlichen Grundlagen für die Energiewende in der Schweiz fort – mit dem Ziel, die Abhängigkeit von fossilen und nuklearen Energieträgern durch den Ausbau von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz zu verringern. Für den Erfolg dieses Generationen-Projekts entscheidend ist gerade in einem direktdemokratischen Land die Unterstützung in der Bevölkerung.

Die Mehrheit ist für den Atomausstieg

Die Energiestrategie 2050 des Bundes beruht auf einem breiten überparteilichen Konsens. Gesamthaft stimmen 77 Prozent der Befragten eher oder völlig zu, dass sie bei einer Volksabstimmung für den schrittweisen Ausstieg aus der Atomenergie bis ins Jahr 2034 ein Ja in die Urne legen würden. Selbst unter den Anhängern der beiden energiewendekritischen Parteien FDP und SVP finden sich mit 59 bzw. 56 Prozent deutliche Mehrheiten für den mittelfristigen Atomausstieg. «Insgesamt», so resümiert HSG-Professor Rolf Wüstenhagen, «wird die Stossrichtung der Energiepolitik von Bundesrat und Parlament von einer robusten Mehrheit der Bevölkerung unterstützt.» Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu beachten, dass im Verlaufe eines konkreten Abstimmungskampfes, bei dem auch emotionale Faktoren eine Rolle spielen, das Resultat von den zuvor bekundeten Präferenzen abweichen kann.

Der Kunde sagt: Mehr Staat!

Wie bereits in den letzten zwei Jahren wünschen sich auch in der diesjährigen Umfrage rund 80 Prozent der Befragten mehr staatliche Unterstützung für Investitionen in erneuerbare Energien. Im Vorjahresvergleich fällt auf, dass bei generell hoher Zustimmung im Zeitverlauf eine leichte Verschiebung stattfindet: Von 2012 zu 2013 und von 2013 zu 2014 nahm die Anzahl der Zustimmenden um vier respektive zwei Prozentpunkte ab. Hier mag sich widerspiegeln, dass im betrachteten Zeitraum tatsächlich eine Zunahme von Fördermitteln auf verschiedenen politischen Ebenen stattgefunden hat und dass – beispielsweise bei der Warteliste für die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) – auch die damit einhergehenden organisatorischen Herausforderungen zutage traten und kritisch diskutiert wurden.

Dass vier Fünftel der befragten Schweizer Haushalte eine Erhöhung der staatlichen Förderung erneuerbarer Energien befürworten, widerspricht den oft gehörten Forderungen aus Wirtschaftskreisen und Energiebranche nach «mehr Markt». Gerade im Zusammenhang mit der kostendeckenden Einspeisevergütung wird bisweilen vor den negativen Folgen staatlicher Eingriffe gewarnt, oft verbunden mit dem Credo, eine Entwicklung «wie in Deutschland» oder eine «Deindustrialisierung» zu vermeiden. Die repräsentativen Befragungsergebnisse deuten darauf hin, dass Herr und Frau Schweizer eine pragmatische Sicht des Verhältnisses von Markt und Staat haben.

Diffusion erneuerbarer Energien erreicht den Mainstream

Die Diffusion der erneuerbaren Energien geht voran. In der Befragung 2012 gaben 41 Prozent der befragten Hauseigentümer an, erneuerbare Energietechnologien (also Solarthermie, Photovoltaik , Holzpellets, Erd- oder Luftwärmepumpen) im eigenen Haus zu nutzen. In der diesjährigen Umfrage sind es bereits 46 Prozent. Bei der gesamthaften Optimierung des Energiestandards des eigenen Hauses waren die befragten Privathaushalte bislang weniger aktiv als bei Investitionen in spezifische erneuerbare Energietechnologien.

Foto: PNetzer / photocase.de

Entdecken Sie unsere Themenschwerpunkte

north