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Forschung - 26.01.2023 - 12:00 

Über ein Viertel von HSG-Absolvent:innen sind in 42 Ländern unternehmerisch tätig

Mehr als ein Viertel der Absolvent:innen der Universität St.Gallen sind im Haupt- oder Nebenerwerb unternehmerisch tätig. Zwei Drittel von ihnen haben selbst ein Startup gegründet, wie die neu veröffentlichte HSG Alumni-Unternehmerstudie zeigt.

Unternehmerin oder Unternehmer werden – auch das ist eine Karrieremöglichkeit, die sich Studierenden der Universität St.Gallen bietet und gemäss einer neuen Studie von über 25 Prozent wahrgenommen wird. Zum Vergleich: Im Durchschnitt sind gut 8 Prozent der Schweizer Wohnbevölkerung selbständig.

Studie zeigt: Die Saat für unternehmerisches Denken geht auf

Wie erfolgreich ist die an der HSG zentrale Förderung von Unternehmertum tatsächlich? Und wie schlägt sich die Förderung des unternehmerischen Denkens und Handelns konkret in Gründungen neuer Firmen nieder? Diesen Fragen ging die erstmals publizierte HSG Alumni-Unternehmerstudie nach, die Ivo Graffius durchgeführt hat. Sie betont die Möglichkeiten, welche die HSG für Entrepreneurship bietet, und will auch neue Studierende für das Gründen der eigenen Firma begeistern. «Die Unternehmerstudie erfasst, wie sich die Ausbildung an der Universität St.Gallen in Gründungen neuer Startups und Firmen niederschlägt», sagt Graffius, der sich dem Thema im Rahmen seiner Dissertation bei Professor Thomas Bieger gewidmet hat.

Über zwei Drittel haben selbst gegründet

26 Prozent der befragten Alumnae und Alumni sind im Haupt- oder Nebenerwerb unternehmerisch tätig, 60 Prozent sind angestellt, weitere 14 Prozent sind «nicht erwerbstätig». Dazu gehören auch die bereits pensionierten Absolvent:innen. Auf die Gesamtzahl der lebenden Alumnae und Alumni hochgerechnet, sind also über 8200 Unternehmer:innen. 

Studienautor Ivo Graffius hat die HSG-Unternehmer:innen-Landschaft in sieben Typen eingeteilt – von Existenzgründer:innen und Selbstständigen (mit weniger als 2 Mitarbeitenden) über Gründer:innen und Entrepreneur:innen (mit mehr Mitarbeitenden und Umsätzen über einer Million), klassische Unternehmer:innen (Unternehmen über 10 Jahre alt), Familienunternehmer:innen (durch die Familie zum Unternehmen gekommen) und Sozialunternehmer:innen.

Über 68 Prozent sind durch eigene Gründung zu ihren Unternehmen gekommen, etwas mehr als 19 Prozent durch Kauf. Häufig zu beobachten sind Teamgründungen, haben doch fast 50 Prozent jeweils Mitgründer:innen. Durchschnittlich gehören den Alumni zwei Drittel am Eigenkapital ihrer Unternehmen. Gut zwei Drittel konnten für die Finanzierung eigene Mittel einsetzen. Im Durchschnitt beschäftigt ein Alumni-Unternehmen 50 Mitarbeitende, und alle HSG Alumni-Unternehmen zusammen machen Umsätze von schätzungsweise über 196 Milliarden Schweizer Franken pro Jahr.

HSG-Studium führt zu Gründungen mit Hauptsitz in 42 Ländern

69 Prozent der Alumni-Unternehmen haben ihren Hauptsitz in der Schweiz, 20 Prozent besitzen auch Standorte im Ausland. Und im Durchschnitt sind HSG Alumni-Unternehmer:innen knapp über 53 Jahre alt und damit über 11 Jahre älter als die HSG Alumni-Angestellten. Ihre unternehmerische Laufbahn starten sie im Schnitt rund 9 Jahre nach dem Studienabschluss, und immerhin ein Drittel der Unternehmer:innen ist mit mehr als einem Unternehmen auf dem Markt.

Vier Nutzendimensionen für eine unternehmerische Karriere

Tatsächlich bietet das HSG-Studium vier Nutzendimensionen für eine unternehmerische Karriere, wie Ivo Graffius in den Tiefeninterviews mit besonders erfolgreichen Entrepreneur:innen sichtbar machen konnte: 

  • Motivationskapital (über Alumni und Alumnae, die in der Lehre, an Events oder in Praxisprojekten mit ihren Auftritten zu unternehmerischen Vorbildern werden)
  • Humankapital (Lehrinhalte zu Gründung, Business-Modellen etc., die zu Spin-Offs führen)
  • Sozialkapital (persönliches Netzwerk zwischen Studierenden und Alumni für Mentoring, Feedback und Mitgründung)
  • Reputationskapital (Ruf als HSG-Absolvent:in erleichtert den Zugang zu Finanzierung, Kund:innen oder Geschäftspartner:innen)

Die HSG bringt regelmässig erfolgreiche Unternehmer:innen hervor, z.B. Caspar Coppetti, der als Mitgründer des Sportschuhherstellers On 2021 einen Börsengang in New York feierte. Auch zwei Gründer der Partners Group (vertreten seit 2020 im Swiss Market Index), Urs Wietlisbach und Marcel Erni, sind Alumni der HSG. Laura Behrens Wu und Simon Kreuz, die hinter dem Software-Unternehmen Shippo stehen, haben vor der Gründung ebenfalls an der HSG studiert. Der Wert ihres 2013 in Kalifornien gegründeten Unternehmens wird mittlerweile auf eine Milliarde US-Dollar geschätzt.

Über die Studie

Gefördert wurde das Projekt von der Lienhard-Stiftung und durchgeführt bei HSG Alumni, der Ehemaligen-Organisation der Universität St.Gallen. Grundlage der Erkenntnisse sind – neben einer Unternehmer-Typologie auf der Basis von konzeptionell-theoretischen Reflexionen – eine Vollerhebung von über 30'000 Alumnae und Alumni sowie Tiefeninterviews mit besonders erfolgreichen Unternehmer:innen mit HSG-Abschluss. Hier zog Ivo Graffius die «Grounded-Theory-Methode» heran. Dabei werden in einem abwechselnden und sich wiederholenden Prozess der Datenerhebung und -analyse sukzessive Kategorien gebildet, miteinander in Beziehung gesetzt und so letztlich zu einer Theorie verdichtet.

Weitere Informationen finden Sie im Video mit dem Autor und in der Studie.   

Bildunterschrift (v.l.o.n.r.u): Caspar Copetti (On shoes), Julian Teicke (WeFox), Laura Behrens Wu & Simon Kreuz (Shippo), Urs Wietlisbach (Partners Group)

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