Forschung - 16.06.2023 - 13:30
Die heutige (Arbeits-)Welt befindet sich in tiefgreifenden Umbrüchen. Entscheidende Megatrends wie die digitale Transformation, New Work oder Wertewandel zeigen ihre Wirkung in Unternehmen. Gleichzeitig fordern globale Krisen, ein sich zuspitzender Wettbewerbs- und Innovationsdruck sowie ein gravierender Arbeitskräftemangel Unternehmen mehr denn je.
Die Paradigmenwechsel der vergangenen Jahre erhöhen auch den Druck auf deutsche Arbeitgeber – die darauf ihr Arbeitstempo erhöhen und den Druck im schlimmsten Fall an ihre Mitarbeitenden weitergeben. Die meisten dieser Firmen drohen in eine sog. «Beschleunigungsfalle» zu geraten: Anzeichen von Erschöpfung in der Belegschaft werden oft als mangelnde Arbeitsmotivation interpretiert und der Druck wird folglich weiter erhöht. In der Konsequenz zeigt sich eine ausgeprägte kollektive Erschöpfung: 25% der befragten Unternehmen arbeiten 2022 am Limit.
Die Studie vergleicht in besonderem Masse die gesündesten und produktivsten Firmen, sog. «gesunde Hochleistungsunternehmen», mit den aktuell am schwächsten aufgestellten Organisationen,
sog. «Unternehmen am Limit». Die Erkenntnisse weisen auf jene Eigenschaften hin, die Firmen modern und leistungsstark machen.
Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:
Rund 15% der Unternehmen haben es geschafft, disruptive Zeiten besonders erfolgreich zu meistern. «Diese Firmen zeichnet ihre Haltung aus», sagt Prof. Dr. Heike Bruch, Studienautorin und Professorin für Leadership und Direktorin am Institut für Führung und Personalmanagement (I.FPM-HSG). «Sie begreifen Herausforderungen als Chance für einen Wandel und richten ihr Unternehmen entsprechend aus. Im Resultat profitieren sie von starkem Zusammenhalt, positivem Engagement und einer hohen Sinnerfüllung in der Belegschaft und im Unternehmen.» Die Studiendaten bestätigen, dass 75% der gesunden Hochleistungsunternehmen von ihren Mitarbeitenden als überaus attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden. Gleichzeitig leiden nur rund 10% dieser Unternehmen unter einem Arbeitskräftemangel.
Anders sehe es bei Unternehmen am Limit aus, so Marvin Neu, Studienautor und wissenschaftlicher Mitarbeiter am I.FPM-HSG: «Ihr Arbeitsalltag ist geprägt von kollektiver Erschöpfung und gleichzeitig hoher Resignation bei grossen Teilen der Mitarbeitenden. Den erhöhten Anforderungen begegnen sie häufig mit mehr Arbeit und Druck. Gleichzeitig verharren diese Unternehmen in alten Mustern. Notwendige Änderungen, wie etwa eine veränderte, digitalisierte Zusammenarbeit, setzen sie zwar um – scheitern aber an veralteter Führung und Kultur.» 62% der Unternehmen am Limit leiden an einem starken Arbeitskräftemangel. Ihren Arbeitgeber nehmen rund 90% der Mitarbeitenden als wenig attraktiv wahr.
Zu den Hauptursachen für eine Beschleunigungsfalle gehören:
Diese «Trendstudie» soll als Sprungbrett dienen und Unternehmen helfen, typische Muster zu erkennen und gezielt zu durchbrechen. Besonders in disruptiven Zeiten geht es darum, gezielte Massnahmen einzuleiten und gesunde Hochleistung zu fördern. Die zeag GmbH befragte im Rahmen der Arbeitgeberbewertung TOP JOB insgesamt über 10’000 Mitarbeitende und Führungskräfte aus über 80 deutschen Unternehmen. Die Konzeption und Auswertung der Befragung übernahm das Institut für Führung und Personalmanagement (I.FPM-HSG) an der Universität St.Gallen. Im Ergebnis entstand eine repräsentative Stichprobe der deutschen Arbeitnehmerschaft in einem diversen Spektrum kleiner (25%), mittelständischer (44%) und grösserer Unternehmen (31%) mit einer Zahl an Mitarbeitenden zwischen 8 und 2.174. Vornehmlich nahmen Unternehmen aus dem Bereich Service und Dienstleistungen sowie dem Produktionsbereich teil. Doch auch Finanz-, Versicherungs- und Immobilienbetriebe sowie Firmen aus dem Gross- und Einzelhandel und dem Baugewerbe wurden befragt.
Die Gesamtstudie, Praxisbeispiele mittelständischer Unternehmen sowie Handlungsideen unter: www.topjob.de
Bild: Adobe Stock / leonidkos
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