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Campus - 18.06.2024 - 13:15 

«Swissloop Tunneling» will Tunnelbau revolutionieren

Der von ETH-Studierenden gegründete Verein «Swissloop Tunneling» entwickelt in Zusammenarbeit mit Studierenden der HSG eine Mikro-Tunnelbohrmaschine. Ende März konnten sie den renommierten Wettbewerb «Not-a-Boring Competition» gewinnen, der alljährlich von Elon Musk’s «The Boring Company» durchgeführt wird.
Das «Swissloop Tunneling»-Team bei der Präsentation ihrer Tunnelbaulösung an der Competition in Texas.

Vor knapp drei Jahren waren zwei Studierende der ETH und HSG zu Gast im HSG Student Podcast. Damals stellten sie das neue Projekt «Swissloop Tunneling» vor. Der Studierendenverein wurde im Jahr 2020 an der ETH gegründet und forscht seitdem an neuen Lösungen in der Tunnelbauindustrie.  

Bereits ein Jahr nach der Gründung wurde die erste Tunnelbohrmaschine «Groundhog Alpha» gebaut. Benannt ist sie nach dem besten Tunnelbauer der Welt, dem Murmeltier. Gegenüber konventionellen Tunnelbohrmaschinen hat Groundhog Alpha den Vorteil, dass sie fähig ist, die Tunnelinnenwand 3D zu drucken, ohne den Bohrprozess zu unterbrechen. Das spart Zeit und ist demnach auch kostengünstiger.

Erster Platz bei Wettbewerb von Elon Musks «The Boring Company»

Wie gut das funktioniert, hat Swissloop Tunneling an einem Wettbewerb von Elon Musks «The Boring Company» bewiesen. Aus hunderten Bewerbern wurden die acht besten nach Texas eigeladen, ihre Tunnelbaulösungen an der Competition zu präsentieren. Dabei holte Swissloop Tunneling den ersten Platz in der Gesamtwertung. Eines der wichtigsten Kriterien des Wettbewerbs war die Schnelligkeit, mit der gebohrt wurde. «Beat the snail», lautete der Aufruf von The Boring Company für den Wettbewerb. Übersetzt bedeutet das, schneller zu sein als eine Schnecke.

Doch wie schnell bohrt die Maschine tatsächlich? «In der Theorie bohrt die Maschine etwa 30 Meter in acht Stunden. Das hört sich erstmal langsam an, ist jedoch in Relation zum Tunnelbau schon sehr schnell», sagt Manuel Richarz, Mitglied von Swissloop Tunneling und HSG-Student. Schnell ist auch die Entwicklung, die der Verein durchgemacht hat. Der Verein zählt über 40 Mitglieder und seit der Gründung haben sich 100 Studierende engagiert.

Chance auf Praxiserfahrung für HSG-Studierende

Neben der «Engineering Divison» die für den technischen Aspekt zuständig ist und die grösste Abteilung darstellt, gibt es auch die «Business Division», bei welcher HSG-Studierende mitwirken. «Für Studierende der Universität St.Gallen ist das Projekt eine einmalige Chance Praxiserfahrung in einem technisch geprägten Umfeld zu sammeln und Verantwortung zu übernehmen», sagt Christoph Ott, Medienvertreter von Swissloop Tunneling und ehemaliger HSG-Student. 

Die HSG-Studierenden sind vor allem für die Aufgabenbereiche Fundraising & Partnerships sowie Öffentlichkeitsarbeit zuständig. «Wir sprechen öffentliche Medien an, vor allem aber auch branchenspezifische Magazine wie das «Tunneling Journal». Es geht darum öffentlich wahrgenommen zu werden und im Austausch zu bleiben», so Ott. Auch die Social-Media-Kanäle sowie der Webauftritt des Vereins fallen in den Tätigkeitsbereich der HSG-Studierenden.

Ein anderes wichtiges Themengebiet sind die Beziehungen zu Partnern. «Da wir ein Forschungsverein sind, ist die ganze Sache sehr kostspielig», sagt Head of Fundraising & Partnerships, Manuel Richarz. «Deshalb ist es unsere Aufgabe, Partnerschaften mit Unternehmen aus verschiedensten Branchen zu schliessen, welche uns mit Finanzmitteln oder Bauteilen und Know-how unterstützen». 

Im Gegenzug befinden sich Partner mit ambitionierten Ingenieuren oder Fachkräften aus der Betriebswirtschaft im Austausch, was später auch zur Gewinnung neuer Talente bei ihnen beitragen kann. Auch marketingtechnisch ist das Engagement des Vereins interessant. «Es ist sehr attraktiv für unsere Partner, wenn nach der Competition ihr Name auf Social Media Posts von Elon Musk zu sehen sind, welche mehrere Millionen Aufrufe verzeichnen», sagt Richarz.

Zukunftsvision und Namensherkunft

Auf dem Erfolg beim Wettbewerb will sich der Verein nicht ausruhen. Das Ziel für die nahe Zukunft ist es, den Tunnelbau schneller, günstiger und nachhaltiger zu gestalten. In den nächsten Jahren will man zuerst den «Linermechanismus» marktfähig machen. Dieser ermöglicht es die Tunnelwand auszukleiden, ohne den Bohrprozess zu unterbrechen.

Ausserdem soll der Durchmesser der Maschine vergrössert werden. Bei der neusten Version der Mikro-Tunnelbohrmaschine «Groundhog Beta» handelt es sich immer noch um einen Prototyp, der mit 0.6 Meter Durchmesser bohrt. Zum Vergleich: Der Durchmesser der Tunnelbohrmaschine, welche beim Bau der zweiten Röhre des Gotthards zum Einsatz kam, betrug 12.26 Meter. 

Gelingt die Skalierung der Maschine, könnte Swissloop Tunneling so in Zukunft auch ambitionierte Konzepte wie Hyperloop vorwärtsbringen. Hyperloop ist ein futuristisches Transportkonzept, das Güter und Personen in unterirdischen Röhren mit bis zu 1000 Km/h transportieren könnte. «Es kann jedoch noch Jahrzente dauern, bis das möglich sein wird», sagt Ott.

Der Name «Swissloop» kommt im Übrigen von einem Team, welches schon an früheren Wettbewerben von Elon Musks Raumfahrtunternehmen «SpaceX» teilnahm. Studierende aus aller Welt konstruierten damals die sogenannten «Pods», die Transportwagen für den Hyperloop. Als Musk für die Zukunft einen Tunnelbohr-Wettbewerb ankündigte, gründeten vier ehemalige Teammitglieder einen neuen Verein – Swissloop Tunneling war geboren. 
 

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