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Forschung - 25.07.2012 - 00:00 

Ratingagenturen verursachen Krise

In einer Studie haben HSG-Forschende die Rolle von Kredit-Ratingagenturen in der Staatsschuldenkrise untersucht. Die Neuauflage der Untersuchung macht die Agenturen verantwortlich für die Krise.

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25. Juli 2012. Schlechte Ratings können sich von selbst erfüllen, selbst wenn sie ungerechtfertigt sind. Dies zeigte bereits die erste Untersuchung «PIGS or Lambs? The European Sovereing Debt Crisis and the Role of Rating Agencies» der Forschungsgemeinschaft für Nationalökonomie an der HSG. Die jetzt veröffentlichte neue Studie mit dem Titel «Rating agencies, multiple equilibria and self-fulfilling prophecy? An empirical model of the European sovereign debt crisis 2009-2011» geht der Rolle von Kredit-Ratingagenturen in der aktuellen Staatsschuldenkrise auf den Grund.

Nicht nachvollziehbare Herabstufungen europäischer Länder sind eine zentrale Ursache und Triebfeder der europäischen Schuldenkrise. Die von Manfred Gärtner und Björn Griesbach verfasste Studie wertet Daten für 25 OECD-Länder im Zeitraum 2009-2011 aus. Sie belegt, dass der Kampf der Eurozone gegen Insolvenzen und systemische Gefahren in einem fragilen Umfeld multipler Gleichgewichte stattfindet.

Das erste, gute Gleichgewicht bringt tiefe Zinsen und gute Ratings. Im zweiten, schlechten Gleichgewicht werden Zinsen unbezahlbar, die Ratings kollabieren, das Land wird insolvent. Dazwischen liegt eine Insolvenzschwelle. Wird ein Land über diese Schwelle geschoben, setzt ein Sog in Richtung Insolvenz ein, aus dem es sich selbst nicht mehr befreien kann.

«Fehleinschätzungen» führen zu Insolvenzen
Länder mit einem Rating von A oder schlechter sind in höchstem Masse gefährdet. Bereits geringste negative Zins- oder Ratingsignale, auch wenn diese unbegründet sind, können solche Länder in den Insolvenzstrudel stossen. Aber auch Länder mit Spitzenratings können nicht völlig sicher sein. Selbst ein Land mit einem AAA Rating kann eine versehentliche oder missbräuchliche Herabstufung um vier Stufen, also von AAA auf A+, in höchste Schwierigkeiten bringen.

Viele europäische Länder werden seit 2008 nach anderen Massstäben beurteilt als früher oder als aussereuropäische Länder. Ihre Herabstufungen können nicht durch Verschlechterungen der Wirtschaftslage und der Staatsfinanzen begründet werden: Spanien zum Beispiel hätte um eine halbe Klasse herabgestuft werden müssen, verlor aber 3 Klassen. Irland hätte eineinhalb Ratingstufen verlieren müssen, wurde aber um 7 Klassen herabgestuft. Bei Portugal war der Verlust einer halbe Klasse gerechtfertigt. Es verlor tatsächlich aber 8 Klassen. Selbst Griechenlands Rating hätte sich aufgrund objektiver Wirtschaftsindikatoren in dieser Zeit nur um 0.14 verschlechtern dürfen. Tatsächlich sackte es aber um 12 Klassen ab, von A auf CCC.

Verantwortung für die Schuldenkrise
Fügt man die oben genannten Puzzleteile zusammen – die Existenz multipler Gleichgewichte, das Vorhandensein einer Insolvenzschwelle, deren gefährliche Nähe auch für finanziell gesunde Staaten, und die weitgehend unbegründet erscheinenden, massiven Herabstufungen europäischer Länder – so muss man die Ratingagenturen als zentrale Auslöser und Antreiber in der europäischen Schuldenkrise betrachten.

Bild: photocase / Funbug

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