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Campus - 02.06.2016 - 00:00 

Frauen in der Forschung: Chancen nutzen, Hindernisse überwinden.

Frauen, die in der Wissenschaft Karriere machen möchten, haben es nach wie vor schwer. An Schweizer Universitäten sind nur 20 Prozent der Professuren weiblich besetzt, an der Uni St. Gallen sind es 13 Prozent. Vor diesem Hintergrund lud «DocNet», das Doktorandennetzwerk der HSG, zu einer Panel-Diskussion ein. Ein Beitrag von Dana Sindermann.

01. Juni 2016. Vertreterinnen und Vertreter der Universität diskutierten zusammen mit Nachwuchswissenschaftlerinnen. Thema: Herausforderungen, Chancen und Strategien für eine wissenschaftlichen Karriere von Frauen.

Während nur 20 Prozent der Professuren weiblich besetzt sind, sind es auf Assistierendenstufe immerhin 40 Prozent. Aber je höher es auf der Karriereleiter geht, desto niedriger wird der weibliche Anteil. Das liegt, so der Tenor des ersten Panels, vor allem an den patriarchalisch geprägten Strukturen des Wissenschaftsbetriebs.

Patriarchale Strukturen werden reproduziert

Die Vertreterinnen der Uni sehen starke Männerbünde und subtile Machtmechanismen auf verschiedenen Ebenen. Beispielsweise wenn es darum geht eine Professur zu besetzen: «Es kommt extrem darauf an, wie eine Berufungskommission besetzt ist», sagt die Lateinamerika-Professorin Yvette Sánchez. «Und wenn keine Frau drinnen ist, dann wird es auch sehr viel schwieriger, dass eine Frau berufen wird.» Es sei wichtig das Bewusstsein für solche Gefüge zu schärfen, sagt Christa Binswanger, ständige Dozentin für Gender und Diversity. Und konkret seien Maßnahmen gefragt, bis eine Gleichbehandlung von männlichen und weiblichen Kandidaten selbstverständlich ist.

«Schreck vor Quote» überwinden

Margrith Bigler-Eggenberger, eine der ersten Dozentinnen der Universität St. Gallen sowie erste weibliche Bundesrichterin der Schweiz, plädiert dafür den «Schreck vor der Quote» zu überwinden. Einige Wirtschaftsunis haben eine solche schon eingeführt und melden, wie Christa Binswanger berichtet, sehr positive Erfahrungen damit. Hilfreich könne auch die Einrichtung einer Gleichstellungskommission sein, die sich für gleiche Rechte und gleiche Entwicklungsmöglichkeiten für Frauen und Männer einsetzt. Solche Massnahmen werden auf dem Podium kontrovers aufgenommen. So gibt die neu berufene Professorin für Politikwissenschaft Tina Freyburg zu bedenken, dass Quoten und Fördermassnahmen implizieren, dass «Frauen Defizite haben, die mit speziellen Trainings beseitigt werden können.»

Verschärfte Herausforderung: Wissenschaftliche Karriere und Kinder

Ein weiteres großes Thema, auch im zweiten, mit Nachwuchswissenschaftlerinnen besetzten Panel, war die Vereinbarkeit von wissenschaftlicher Karriere und Kindern. Frauen versuchen Familie und Karriere zu koordinieren. Männer dagegen übernehmen noch stärker Verantwortung im Job. Das zeigt sich auch an der Publikationsrate. Bei Frauen geht sie nach der Geburt eines Kindes runter, bei Männern hoch. Hier wäre eine institutionalisierte «Väterförderung» erwünscht, die zugleich als Frauenförderung wirke, zum Beispiel vier Wochen Vaterschaftsurlaub.

Bilden Sie Netzwerke!

Auf individueller Ebene gaben die gestandenen Wissenschaftlerinnen dem akademischen Nachwuchs einhellig einen Tipp: «Bilden Sie Netzwerke!». Netzwerke in der Wissenschaftscommunity, aber auch Netzwerke unter Frauen. Auch seien weibliche Vorbilder hilfreich. Und bei Männern könne man sich durchaus ein bisschen mehr Mut und Risikofreude abschauen. «Und man darf nicht glauben“, sagt Tina Freyburg, „dass man als Einzelkämpferin diesen Weg gehen muss.“

Die Autorin, Dana Sindermann, ist wissenschaftliche Assistentin am Institut für Wirtschaftsethik.

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