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Campus - 07.05.2025 - 17:00 

«Fliege Erika»: Leihvertrag zwischen der Universität St.Gallen und Hans-Dietrich Reckhaus läuft aus

Am 1. März 2025 ist der auf 10 Jahre befristete Leihvertrag über die Installation «Erika» zwischen HSG-Alumnus und Unternehmer Dr. Hans-Dietrich Reckhaus und der Universität St.Gallen ausgelaufen. Die Fliege, die in einen Glaskasten im Hauptgebäude der HSG eingelassen ist, wird spätestens am 31. August 2025 deinstalliert und geht wieder in die Obhut des Eigentümers über.

In der Sitzung der HSG-Kunstkommission vom 2. Mai 2025 haben sich die Kommission, vertreten durch Prof. em. Thomas Geiser, und Dr. Hans-Dietrich Reckhaus darauf verständigt, den Leihvertrag über die Kunstinstallation «Erika» der Künstler Frank und Patrik Riklin nicht zu verlängern.  

Die HSG-Kunstkommission begründet ihre Entscheidung damit, dass Leihgaben nicht dauerhaft Teil der Kunstsammlung der Universität sein können. Prof. Dr. em. Thomas Geiser, Stv. Präsident der Kunstkommission, dankt Dr. Hans-Dietrich Reckhaus für die Leihgabe und weist auf die Differenz zu musealen Sammlungen hin: «Die kuratierte Sammlung ist jedoch auf Arbeiten ausgerichtet, die im Eigentum der HSG und im Einklang mit der universitären Strategie Kunst am Bau stehen».

Hans-Dietrich Reckhaus leitet in zweiter Generation das in Bielefeld und in St.Gallen ansässige Familienunternehmen Reckhaus, das Insektizide herstellt. 2011 beauftragte er die Künstler Frank und Patrik Riklin, eine Kunstaktion zum Markteintritt einer seiner neuen Fliegenfallen zu entwickeln. Doch statt den Auftrag zu lösen, stellten die Künstler eine provokative Frage: Wie viel Wert hat eine Fliege für Dich als Insektizidhersteller? Ihre Antwort: Retten statt töten. Gleichzeitig forderten sie ihn auf, er solle sein Geschäftsmodell ändern und zum Insektenretter werden. Aus dieser Konfrontation entstand 2012 die gemeinsame Kunstaktion «Fliegen retten in Deppendorf», die ein ganzes Dorf mobilisierte und eine Fliege namens Erika mit dem weltweit ersten Flugticket für ein Insekt in den Wellness-Urlaub führte. Daraus entstand das Konzeptkunstwerk «Fliege Erika». Für Reckhaus war dies ein Wendepunkt: «Mein Leben als Unternehmer hat sich durch die Kunst komplett verändert», sagt er rückblickend.

Die Entscheidung der Kunstkommission, den Leihvertrag nicht zu verlängern, erfolgte einstimmig. Auch die Studierenden sind in der Kommission vertreten. Kommissionsmitglied Cristina Alvar, Co-Präsidentin des studentischen Vereins proArte, sagt zum Ende des Projekts: «Erika war ein interessantes Projekt, das vielen HSG-Studierenden in Erinnerung bleiben wird. Danke, Erika, für deinen Besuch und gute Weiterreise!»

Die Universität St.Gallen dankt Dr. Hans-Dietrich Reckhaus für die ausserordentliche Leihgabe. Wohin Erika in ihrem gläsernen Sarkophag überführt wird, entscheidet der Eigentümer und Unternehmer in den nächsten Wochen. Die Kunstkommission wünscht der Fliege jedenfalls eine gute Reise an einen Ort, wo ihr auch in Zukunft Aufmerksamkeit und Wertschätzung entgegengebracht wird. Spätestens am 31. August 2025 heisst es dann «Have a save flight, Erika».

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