Campus - 19.06.2025 - 11:42
2022, ein Unternehmertum-Kurs an der HSG: Aus einer Gruppenarbeit entsteht ein Startup, das vier Studierende nach dem Semester als «storabble» auch echt gründen. Die Idee: leerstehende Kellerräume über eine Plattform unter Privatpersonen vermieten – sozusagen ein Airbnb für Lager. Die vier Gründer legten voller Enthusiasmus los. Doch schon nach einem Jahr steht fest: Das Geschäftsmodell funktioniert nicht.
«Unsere anfängliche Idee einer Peer-to-Peer Plattform scheiterte, weil wir es nicht geschafft haben, Privatpersonen davon zu überzeugen ihre freien Keller vermieten zu wollen», sagt Oliver Meyer, CEO und Mitgründer von storabble. Von Anfang an spricht er offen über diesen frühen Bruch. «Wir gaben nicht auf, sondern nutzten das, um uns neu aufzustellen. Scheitern gehört bei einer Unternehmensgründung dazu. Die Frage ist, wie man damit umgeht.»
Der Neustart gelingt – nicht mehr mit Hobbykellern, sondern mit professionellen Lagerräumen. Storabble konzentriert sich seither auf Flächen von Immobilienfirmen, Self-Storage-Anbietern und Unternehmen. «So können wir einen Qualitätsstandard garantieren und sprechen nebst Privaten auch Unternehmen an, die Räume suchen», erklärt Meyer, der das Unternehmen seit Anfang 2025 zu zweit mit dem ETH-Absolventen Sandro Kalbermatter führt.
Die Plattform bietet eine Vergleichsübersicht für Lagerflächen – filterbar nach Region, nach Grösse, mit klaren Konditionen. Heute ist storabble die grösste Plattform dieser Art im DACH-Raum. Über 15'000 Inserate sind gelistet, viele davon exklusiv und direkt mietbar auf der Plattform. Diese Lagerräume, die ausschliesslich auf storabble gefunden werden können, würden ohne die Mietprozesse von storabble langfristig leerstehen und ungenutzt bleiben. Die Vermieter zahlen für Weiterleitungen oder nutzen Tools zur automatisierten Vermietung. Dadurch ist die Plattform für Nutzer:innen kostenlos.
Storabble trägt zudem seit Anfang 2025 das offizielle HSG Spin-Off-Label. Oliver Meyer selbst ist mit der HSG auch sonst verbunden geblieben: In einer Vorlesung im Frühling 2025 teilte er als Gastredner seine Erfahrungen zur Investorensuche mit Studierenden. Gleichzeitig engagiert er sich punktuell mit Ratschlägen im Best Founders Programme der HSG – ein Programm, das er selbst einst als Student durchlief.
Seit Ende 2024 ist Storabble in Deutschland live – und wächst dort. «Wir verzeichnen monatlich 4000 bis 6000 neue User», sagt Meyer. Das Besondere: In Deutschland operiert storabble mit einem anderen Ansatz: Im Unterschied zur Schweiz stellt storabble in Deutschland «nur» eine Übersicht verfügbarer Inserate zusammen und kennt derzeit nur wenige der inserierten Lageranbieter persönlich. «Wir haben so tiefe Kosten, weil wir kaum Kundenbetreuung brauchen.» So könne das Unternehmen mit minimalen Ressourcen neue Märkte erschliessen – so das Ziel.
Österreich wurde mit der gleichen Strategie Anfang ab Juni 2025 erschlossen. Das führe dazu, dass von Anfang an alle Lagerräume in Österreich der rund 500 Self-Storage Standorte auf storabble gefunden und verglichen werden können. Frankreich soll bis Ende 2025 folgen. Auch der Break-Even ist angepeilt. Meyer sagt: «Wir streben an, bis Ende 2025 profitabel zu arbeiten.»
Unterstützt wird Storabble unter anderem von Investor Roland Brack, der durch einen Auftritt bei der Startup-Sendung Die Höhle der Löwen überzeugt wurde. Auch die St.Galler Stiftung Startfeld gehört zu den Förderern. In dieser engagiert sich auch die HSG als Trägerin.
Was bleibt, ist die ursprüngliche Vision: dass niemand mehr stundenlang durch Foren oder Websites scrollen muss, um einen Lagerraum in der Nähe zu mieten. Sondern einfach auf Storabble geht – klick, Raum gefunden, Miete bestätigt. Manche Inserate bieten schon heute Online-Besichtigungen. Die Services für Vermietende will storabble laufend ausbauen. «Es gibt in Schweizer Städten zehntausende leerstehende Lagerräume – dieses Potential sollte genutzt werden», sag Meyer. Er fasst zusammen: «Unsere Vision ist, dass wer einen Lagerraum sucht, diesen bei uns findet – und ihn mit wenigen Klicks auch mieten kann.»
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