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Forschung - 06.07.2018 - 00:00 

DenkRaumBodensee: Sind die Grenzen des Tourismus erreicht?

Welchen Tourismus wollen wir am Bodensee? Das ist eines der Themen, mit denen sich der neue, grenzüberschreitende Think Tank «DenkRaumBodensee» beschäftigen wird. Wissenschaftlicher Leiter ist Dr. Roland Scherer, Direktor am IMP-HSG.

6. Juli 2018. Immer mehr Hotels auf der einen Seite, leere Betten auf der anderen Seite: Der Tourismus rund um den Bodensee entwickelt sich sehr unterschiedlich. Während in deutschen Städten wie Konstanz und Lindau die Grenzen des Wachstums spürbar werden und die Akzeptanz von Tourismusprojekten bei den Bewohnern schwindet, gibt es am Schweizer Seeufer noch Entwicklungspotenzial. Hier wie dort stellt sich aber die Frage: Welchen Tourismus wollen wir eigentlich? Das ist eines der Themen, die DenkRaumBodensee in den kommenden Monaten bearbeiten will. «Im Mittelpunkt stehen für uns dabei die Fragen, ob der Tourismus in der Vierländerregion seine Grenzen erreicht hat und ob womöglich der aktuelle Erfolg bereits die Basis der eigenen Zukunft gefährdet», sagt Jürgen Ammann, Geschäftsführer der Internationalen Bodensee Tourismus GmbH.

Zukunftsthemen heute schon angehen
Der DenkRaumBodensee ist ein unabhängiger wissenschaftlicher Think Tank, der Impulse geben will für eine zukunftsfähige Entwicklung. «Sich bereits heute mit relevanten Zukunftsthemen in einer gesamthaften und grenzüberschreitenden Sichtweise zu beschäftigen, ist wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit der Bodenseeregion. Tourismus ist ein wichtiges Thema, DenkRaumBodensee greift aber noch weitere Zukunftsthemen auf. Zum Beispiel wie wir hier künftig leben wollen oder wie das Wissen von den Hochschulen besser für die Region nutzbar gemacht werden kann», erläutert Dr. Roland Scherer, wissenschaftlicher Leiter des DenkRaums und Direktor am Institut für Systemisches Management und Public Governance IMP-HSG der Universität St.Gallen die Intention des Projektes.

Getragen wird der DenkRaumBodensee von der Universität St.Gallen, der Universität Konstanz, der Zeppelin Universität, der DHBW Ravensburg, dem Liechtenstein Institut und dem Vorarlberger Architekturinstitut sowie der Internationalen Bodensee Hochschule IBH.

Forschung und Praxis arbeiten gemeinsam an Themen der Region
Bei den Aktivitäten von DenkRaumBodensee geht es in einem ersten Schritt darum, das bereits vorhandene Wissen zu drängenden Fragen der Region zu bündeln und zugänglich zu machen. Fehlt es in einigen Bereichen an Wissen, werden diese Wissenslücken aufgezeigt. Wesenskern des DenkRaumBodensee ist es, dass PraktikerInnen aus Politik und Gesellschaft gemeinsam mit Forschenden an konkreten Lösungen für konkrete Probleme arbeiten. «Uns geht es darum, konkreten Handlungsbedarf aufzuzeigen. Die Ergebnisse sollen den beteiligten Akteuren einen direkten Nutzen bieten und in strategische Diskussionen einfliessen», betont Scherer. Zu einzelnen Themen sind auch Bürgerdialoge an verschiedenen Orten in der Region geplant.

Ein Ziel des Think Tanks ist es auch, das Wissen und die Expertise der beteiligten Hochschulen und Forschungseinrichtungen sichtbar und vor allem auch für die Bodenseeregion nutzbar zu machen. Das Projekt ist offen für die Zusammenarbeit mit weiteren Hochschulen und Forschungseinrichtungen innerhalb der Bodenseeregion.

DenkRaumBodensee

Im Rahmen des von der IBH geförderten Forschungsprojektes Bodensee 2030 beschäftigten sich die Universitäten St.Gallen, Liechtenstein und Konstanz sowie die Zeppelin Universität mit Fragen der zukünftigen Entwicklung der Bodenseeregion und starteten einen Diskursprozess über deren Zukunft. Dabei wurde vereinbart, diesen Prozess im DenkRaumBodensee fortzusetzen. Gegründet wurde der Think Tank schliesslich am 1. Januar 2018. Für die Startphase von vier Jahren verfügt DenkRaumBodensee über ein Budget von rund 1 Million Euro. Die Finanzierung erfolgt aus Eigenmitteln der beteiligten Partner sowie aus Mitteln des Interreg V-Programms «Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein». Nach der Startphase findet eine Evaluierung statt auf deren Grundlage über eine langfristige Weiterführung entschieden wird.

Bild: Fotolia / Manuel Schönfeld

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