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Forschung - 13.10.2023 - 17:00 

10 Jahre Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und China

Forschende der Universität St.Gallen und der University of International Business and Economics (UIBE) in Peking in Zusammenarbeit mit dem Shanghai Customs College (SCC) haben die Wirkung des chinesisch-schweizerischen Freihandelsabkommens evaluiert («Sino-Swiss Free Trade Agreement Report – 2023 Evaluation Report»).
Forschende der HSG und der University of International Business and Economics in Peking in Zusammenarbeit mit dem Shanghai Customs College haben die Wirkung des Abkommens im «Sino-Swiss Free Trade Agreement Report» evaluiert.

Nach 10 Jahren in Kraft ist der Zollabbau auch auf chinesischer Seite fast vollständig abgeschlossen. Schweizer Unternehmen haben damit grossen Spielraum für Zolleinsparungen. Ob sie diesen auch nutzen, untersucht das schweizerisch-chinesische Forschungsprojekt.

Am 6. Juli 2013, wurde das Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und China (SSFTA) abgeschlossen und damals von Bundesrat Johann Schneider-Ammann und dem chinesischen Wirtschaftsminister Gao Hucheng unterzeichnet. Es trat am 1. Juli 2014 in Kraft. Für die Schweizer Exportindustrie ist das Freihandelsabkommen mit China das bei weitem wichtigste ausserhalb Europas.     

Schweizer Nutzungsquote von 71%

Auf der Basis von Zolldaten untersucht der «Sino-Swiss Free Trade Agreement Report – 2023 Evaluation Report» zum zweiten Mal nach 2018, welche Effekte das Freihandelsabkommen für die Wirtschaft in der Schweiz und in China hat. Der jüngste Bericht zeigt, dass Schweizer Exporteure das SSFTA erfolgreich nutzen  mit einer Nutzungsquote, die in den letzten fünf Jahren um 13% auf 71% gestiegen ist. Im Jahr 2022 erzielten Schweizer Unternehmen so effektive Einsparungen von 220 Millionen US-Dollar (USD), verglichen mit 70 Millionen USD im Jahr 2018.

  • Viele Schweizer Produkte erreichen China dank SSFTA 100% zollfrei, so z.B. Armbanduhren, Kaffee und Kaffeemaschinen, Gebäck und Süssigkeiten sowie Käse. 
  • Die Uhrenbranche profitiert mit über 130 Millionen USD Einsparungen jährlich am meisten vom Freihandelsabkommen, gefolgt von der MEM-Industrie, die mehr als 60 Millionen USD spart. Auch der Chemie-, Textil- und Lebensmittelindustrie bringt das Abkommen Vorteile.
  • Die Schweizer Schokoladenexporte nach China sind in den vergangenen 10 Jahren stark gewachsen und haben sich auf über 3000 Tonnen pro Jahr mit einem Wert von über 30 Millionen CHF mehr als verdreifacht. Zwei Drittel dieser Exporte sind dank SSFTA-Nutzung zollfrei. 
  • Schweizer Produzenten erzielen durch den Export von Schweinsfüssen und -ohren nach China jährliche Einsparungen von etwa 1 Million USD.

Ungenutztes Potenzial

Allerdings ist es nicht immer möglich, sämtliche Zollabgaben zu 100% zu vermeiden. Dies kann aufgrund von Versandvorschriften, komplexen Formularen, begrenztem Wissen und Erfahrung sowie zeitlichen Verzögerungen auftreten. Die geschätzte jährliche Summe der noch zu zahlenden Zölle auf Schweizer Produkte beläuft sich auf etwa 200 Millionen USD. Hier liegt ungenutztes Potenzial.

Auf der anderen Seite verzeichneten chinesische Exporteure im Zusammenhang mit dem SSFTA in den vergangenen Jahren eine weitgehend stabile, leicht rückläufige Nutzung von 42.2% auf 39.3%. Als Folge zahlen chinesische Exporteure und Schweizer Importeure von chinesischen Waren nach wie vor über 400 Millionen CHF an jährlichen Zollgebühren.

Die Untersuchungsergebnisse wurden heute im Beisein des chinesischen Botschafters in der Schweiz, Herrn WANG Shihting, im SQUARE der Universität St.Gallen präsentiert und anschliessend von Vertreterinnen und Vertretern der Schweizer Wirtschaft diskutiert. 

Bild: Adobe Stock / Oleksii

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