Meinungen - 26.01.2018 - 00:00
26. Januar 2018. Ein Rekord an Staats- und Regierungschefs – darunter sechs der G7. So viel Schnee wie schon lange nicht mehr. Und mit dem Besuch des amerikanischen Präsidenten Trump – der gutgelaunt durchs Kongresszentrum schritt – ein Sicherheitsdispositiv der Rekorde. Präsidenten und Regierungschefs, die vor den Gefahren des «Cybercrime», des Terrorismus und der globalen Erwärmung warnen. Die Chancen der raschen technologischen Entwicklung für ihre Länder nutzen wollen. Dabei dafür sorgen wollen, dass der Nutzen des technologischen Fortschritts der ganzen Bevölkerung zu Gute kommt und niemand von der Entwicklung zurückgelassen wird. Und die getreu dem Kongressthema 2018 «Creating a shared future in a fractured world» vor Protektionismus warnen sowie die Notwendigkeit internationaler Koordination beispielsweise im Datenschutz betonen. Das ist der öffentlich sichtbare Teil des WEF.
Ort der Begegnungen
Eigentlich sind es aber mindestens vier weitere Ebenen, die ein Teilnehmender in Davos vom ersten Frühstücksmeeting bis zur dritten Abendveranstaltung jeden Tag erlebt. Auf der ersten, der persönlichen Ebene, bietet das WEF Gelegenheit für viele Begegnungen. Man kann Beziehungen und Vertrauen aufbauen, beispielsweise im Falle einer Universität für Programminitiativen und Austauschverträge. Spannend sind auch immer Zufallsbegegnungen wie diesmal beim Billettkauf am RhB-Automaten, wo gerade auch der 25-jährige chinesische Wertmarken- bzw. Token-Entrepreneur steht, der seine Firma vor acht Tagen an die Börse gebracht hat – und in neun Tagen seinen ersten Satelliten starten will.
Arbeitssitzungen der führenden Forschungsuniversitäten (GULF)
Eine zweite Ebene sind Arbeitssitzungen der eigenen «Community», beispielsweise die Gruppe der Rektoren der weltweit führenden Forschungsuniversitäten (GULF). Entsprechend dem diesjährigen Thema wurden Strategien und Erfahrungen ausgetauscht, wie Universitäten inklusiver sein und ihren Nutzen für die Gesellschaft steigern können. In der heutigen Wissensgesellschaft geht es dabei beispielsweise um die Sicherung des Zugangs zu Bildung und Ausbildung für alle.
Auswirkungen der Digitalisierung
Auf einer dritten Ebene befinden sich die Seminare und Workshops, dieses Jahr vor allem zu den Auswirkungen des raschen technologischen Wandels auf die Gesellschaft. Die vierte industrielle Revolution wird auch den Menschen verändern. Zum ersten Mal stellt sich für ihn die Frage, ob er in einer Grundfähigkeit, die einen Menschen ausmacht, nämlich die Fähigkeit zum Denken, von Maschinen überholt werden könnte. Klar scheint, dass Maschinen lernen können, Emotionen und Kreativität aber Domänen des Menschen bleiben werden. Positiv gesehen wird «Artificial Intelligence» den Menschen von aufreibenden und langweiligen Arbeiten entlasten, negativ gesehen bedroht sie Arbeitsplätze. Dabei wird darauf verwiesen, dass jeder Technologieschub wieder neue Arbeitsplätze in zuvor völlig unbekannten Bereichen geschaffen hat. Für die Nutzung der Chancen des technologischen Wandels aber braucht es Bildung, Forschung, Innovation und Unternehmertum – sowie intelligente Regulierung. Nicht mehr nur auf Verhalten ausgerichtete Verbote und Gebote, sondern am Ergebnis orientierte «Policies» und Protokolle.
Allzeit-Hoch mit Risiken
Und schliesslich geht es am WEF auf einer vierten Ebene auch um die Wirtschaftsperspektiven. Momentan ist die Weltwirtschaft in einer der längsten Wachstumsperioden. Aber die immer noch bestehenden Schuldenberge und die durch die Notenbanken massiv ausgeweitete Geldmenge mit dem dadurch ausgelösten Allzeit-Hoch der Aktien- und Immobilienmärkte bergen Risiken, die rasch zu einem Einbruch führen könnten. In den Podiumsdiskussionen mit wirtschaftlichem und wirtschaftspolitischem Inhalt war die Stimmung diesbezüglich denn auch ziemlich kontrovers. So war das Davoser Forum auch 2018 ein inspirierender Marktplatz für persönlichen Austausch, Diskussion neuer Ideen und Entwicklung möglicher Lösungsansätze.
Bild: Fotolia / gmcphotopress
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