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Forschung - 18.02.2025 - 14:00 

Studie: Verbrenner-Aus bis 2035 hilft deutscher Autoindustrie

Das geplante Verbot des Verkaufs von Benzin- und Dieselautos ab 2035 sorgt in Deutschland für Kontroversen. Eine neue Studie legt nahe: Das Ende des Verbrennungsmotors könnte Deutschlands Autobranche stärken – nicht schwächen.

In der Debatte um das geplante Aus für Verbrennungsmotoren unterstützt eine wissenschaftliche Untersuchung die Position der Befürworter. Ein Policy Paper, das von Forschenden aus sechs Forschungseinrichtungen verfasst wurde, empfiehlt der Politik, an den bestehenden Plänen festzuhalten. Die Analyse, an der auch die Universität St.Gallen beteiligt ist, argumentiert: Ein Festhalten an der Umstellung auf Elektromobilität sei langfristig im Interesse der deutschen und europäischen Automobilindustrie.

Denn während der Wandel in der Automobilindustrie zweifellos eine grosse Umwälzung darstelle, sei er zugleich unvermeidlich. Eine Verzögerung würde deutschen Herstellern nur schaden – und stattdessen den Vorsprung der Konkurrenz aus China und anderen Ländern vergrössern.

Investitionssicherheit statt Unsicherheit

«Das Beste, was die Politik tun kann, ist, Investitionssicherheit zu gewährleisten und am ehrgeizigen europäischen Zeitplan des Ausstiegs aus dem Verkauf von Verbrennungsmotoren festzuhalten», sagt Professorin Karoline Rogge von der University of Sussex, die das Projekt koordinierte. Ein Kurswechsel hingegen würde der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Autobranche schaden.

Die Autoren des Berichts fordern zudem gezielte Massnahmen für betroffene Zulieferer und Beschäftigte. Prof. Adrian Rinscheid von der Universität St.Gallen schlägt vor, Weiterbildungsmassnahmen und Programme zur beruflichen Neuorientierung zu stärken. Zudem sollten Forschungs- und Innovationsförderung für Zulieferer zur Umstellung auf E-Mobilitätskomponenten und Unterstützung bei der Diversifizierung bereitgestellt werden.

Der Wandel der Industrie braucht gezielte Massnahmen

Besonders wichtig sei es, die Akzeptanz in der Bevölkerung zu sichern. «Wer eine klare wirtschaftliche Perspektive für Beschäftigte und Unternehmen schafft, gewinnt auch die gesellschaftliche Unterstützung für den Wandel», sagt Rinscheid. Anstatt die bestehenden Ausstiegsziele abzuschwächen, wie es zuletzt immer wieder diskutiert wurde, sollten die Politik den Strukturwandel aktiv begleiten. «Ausstiegspolitik allein reicht nicht aus, um Europas Führungsrolle im globalen Wettlauf um Netto-Null-Emissionen zu sichern», betont Dr. Nicholas Goedeking vom IDOS in Bonn. Ein umfassendes politisches Konzept sei nötig, um die europäische Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu erhalten.

Angesichts wachsender Forderungen, den Zeitplan für den Verbrenner-Ausstieg aufzuweichen, hoffen die Autoren der Studie, mit ihren Erkenntnissen zu einer fundierteren Debatte über die Zukunft der deutschen und europäischen Automobilindustrie beizutragen.

Das Policy Paper «How phase-out policies strengthen Europe's automotive industry» ist Teil des so genannten EMPOCI-Projekts und wurde vom Europäischen Forschungsrat finanziert. Für die Analyse arbeitete Adrian Rinscheid von der Universität St.Gallen eng mit weiteren Forschenden zusammen. Das Projekt wird von Professorin Karoline Rogge von der University of Sussex geleitet.

Zu den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zählen:

  • Prof. Dr. Karoline S. Rogge, University of Sussex and Fraunhofer ISI
  • Prof. Dr. Adrian Rinscheid, Universität St.Gallen
  • Dr. Nicholas Goedeking, German Institute of Development and Sustainability
  • Prof. Dr. Jörn Hoppmann, Universität Oldenburg
  • Dr. Hauke Lütkehaus, Universität Oldenburg
  • Prof. Dr. Daniel Rosenbloom, Carleton University
  • Dr. Aline Scherrer, Fraunhofer ISI
  • Dr. Qi Song, University of Sussex


Bild: Adobe Stock / Salivanchuk

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