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Forschung - 30.06.2025 - 10:00 

Neuer Konsumindex gibt Einblick in digitale Geldbörsen

Forschende der HSG haben zusammen mit dem Zahlungstechnologie-Unternehmen Worldline einen neuen Index zur Messung von Konsumausgaben in der Schweiz entwickelt. Erste Ergebnisse zeigen: Der Konsum reagiert spürbar auf geldpolitische Impulse – und der Trend zum E-Commerce hält an.
Konsumindex erlaubt Einblick in die digitale Geldbörse | unisg.ch

Wie verändert sich der Konsum in Zeiten von Inflation, Onlinehandel und wirtschaftspolitischen Eingriffen? Antworten auf diese Fragen liefert der neue «Consumer Spending Index», kurz CSI. Gemeinsam entwickelt vom Zahlungstechnologie-Anbieter Worldline und den HSG-Forschenden Prof. Dr. Matthias Fengler, Prof. Dr. Winfried Koeniger und Jonas Bruhin, liefert der Index erstmals einen präzisen, tagesaktuellen Einblick in das Ausgabeverhalten der Bevölkerung. Er gründet auf Zahlungsterminaldaten seit dem Jahr 2018 und erlaubt so detaillierte Auswertungen nach Regionen und Kategorien – vom Detailhandel bis zur Hotellerie.

«Unsere Analyse zeigt, dass Zahlungsdaten ein genaues und zugleich schnelleres Bild der Konsumrealität zeichnen können als klassische Erhebungsmethoden», sagt Studienautor Winfried Koeniger. So reagiere der Konsum beispielsweise messbar auf geldpolitische Impulse: Eine überraschende Leitzinserhöhung um 25 Basispunkte führe innerhalb weniger Wochen zu spürbar sinkendem Ausgabenwachstum.

Konsum in Bewegung – vom POS zum E-Commerce

Eine zentrale Erkenntnis durch den neuen Index: Der Trend zum Onlinekauf setzt sich ungebrochen fort. Während stationäre Verkaufsstellen an Bedeutung verlieren, verzeichnet der E-Commerce – etwa in den Bereichen Unterkunft und Lebensmittel – ein kontinuierliches Wachstum. So stiegen die Online-Ausgaben im Dezember 2024 gegenüber dem Vorjahr um rund 5 %. Neben saisonalen Mustern erfasst der CSI auch kurzfristige Veränderungen. Er zeigt beispielsweise, wie Konsumausgaben auf tagesaktuellen Ereignissen basieren können – sei es durch Wetter, Medienberichte oder politische Entscheidungen. Dabei gehen die Studienautoren methodisch wie folgt vor: 

Damit der Index ein realistisches Bild des Konsumverhaltens über mehrere Jahre hinweg liefert, wurden Veränderungen im Händlernetz sowie der Trend von Bargeld- zu Kartenzahlungen systematisch einbezogen. Die Forscher haben die Rohdaten entsprechend bereinigt, um Verzerrungen zu vermeiden. So entsteht ein präziser Ausgabenindex, der regionale Unterschiede und verschiedene Konsumkategorien detailliert abbildet – und dabei verlässliche Vergleiche über die Zeit hinweg ermöglicht.

Praxisnutzen für Wirtschaft und Politik

Die granular aufbereiteten Daten eröffnen neue Möglichkeiten für wirtschaftspolitische Entscheidungen, Unternehmensstrategien und Marketingaktivitäten. «Der CSI ist ein Werkzeug für datenbasierte Entscheidungen – sowohl für Behörden als auch für Firmen, die ihre Planung auf verlässliche Echtzeitindikatoren stützen möchten», sagt Matthias Fengler. Auch für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung ist das Potenzial des Index gross. Diana Hurni, Managing Director von Worldline Schweiz, ergänzt: «Die Kooperation mit der Universität St.Gallen zeigt, wie wir gemeinsam Innovationen vorantreiben können. Der CSI bietet konkreten Mehrwert für Unternehmen, Konsumenten und die Gesellschaft insgesamt.»

Analyse auch auf weitere Regionen ausweiten

Der neue Index ist Teil der universitären Initiative «Monitoring Consumption Switzerland». Langfristig soll er weiterentwickelt und auf andere Länder übertragen werden – mit dem Ziel, auch internationale Konsummuster besser zu verstehen und globale wirtschaftspolitische Entscheidungen datenbasiert zu unterstützen. 


Weitere Informationen zur Studie sowie zur Methodik des CSI finden Sie unter «Consumer Spending Index»
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Bild: Adobe Stock / Schlierner

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