Meinungen - 09.04.2020 - 00:00
9. April 2020. Wie Mario Draghi erklärte, liegt die Gefahr eines erzwungenen Produktionsstopps für 1-2 Monate für Millionen von Arbeitern darin, dass die Unternehmen Schulden anhäufen und bankrott gehen. In der Folge würde die Wirtschaft dauerhaften Schaden nehmen, da ein erzwungener «Urlaub» zu einer ernsthaften Kreditkrise führen würde, die mit jener der Jahre 2008-2009 vergleichbar wäre. Die italienische Regierung muss eingreifen. Aber wie? Neue Schulden wie bisher anzuhäufen, könnte höchst riskant sein, da das Land bereits sehr stark verschuldet ist. Ich denke, eine etwas durchdachtere Lösung wäre angebracht, die die zukünftigen Auswirkungen auf die italienischen Steuerzahler abfedert, ohne dabei neue Konflikte mit Europa zu schaffen.
COVID-Bonds
Mein Vorschlag lautet, dass die Regierung Schuldverschreibungen mit sehr langer Laufzeit (30 Jahre) ausgibt, und diese an Unternehmen entsprechend ihres Jahresumsatzes kostenfrei und direkt verteilt – beispielsweise 2 Monate Umsatzverlust wegen der Notsituation. Lassen Sie uns diese Wertschriften «Covid-Bonds» nennen. Zudem – und das ist von wesentlicher Bedeutung – werden alle in Italien tätigen Banken verpflichtet, die Covid-Bonds zu ihrem Nominalwert von jedem ihrer Kundenunternehmen zu akzeptieren, das diese hinterlegen möchte. So kann zum Beispiel ein Unternehmer, der 50.000 Euro in Wertschriften vom Staat erhalten hat, diese in Bankeinlagen gleichen Werts umwandeln, unter der Bedingung, dass er weiterhin seine Mitarbeitenden und andere Gläubiger bezahlt. Dies soll bewirken, dass die Unternehmen ihre Einlage nicht behalten, sondern dazu verwenden, weiterhin ihre Mitarbeitenden/Gläubiger zu bezahlen. Auf diese Weise würden Banken, die in Italien tätig sind, das tun, was Italien von den europäischen Partnern fordert: Covid-Bonds zu ihrem Nominalwert akzeptieren. Das Bankensystem muss nur entsprechende Einlagen in Euro schaffen, ohne dabei an die Liquiditätsobergrenzen zu stossen. Denn in jeder Krise ist der Einlagenmultiplikator aussergewöhnlich niedrig: Er muss nur auf ein normales Niveau angehoben werden. Eine potenzielle Aussetzung der Liquidierbarkeit von Einlagen könnte hinzugefügt werden, um die Banken vor irrationalen Anstürmen zu schützen.
Mit dieser einfachen Methode würden wir in Italien tätige Banken zwingen, auch dazu beizutragen, die italienische Wirtschaft zu retten, ohne dabei am Ende etwas zu verlieren. Die Regierung hat bereits vorübergehend die Bewegungsfreiheit von 60 Millionen Menschen eingeschränkt: Es erscheint mir daher richtig, dass auch Banken aus demselben Grund – dem nationalen Notstand – eine vorübergehende Einschränkung einiger ihrer üblichen Rechte erfahren.
Guido Cozzi ist Ordinarius für Makroökonomik an der Universität St.Gallen.
Bild: Adobe Stock / Florian
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